Lorsch ehrt die „Ammebäs“

In unmittelbarer Nähe zu ihrem einstigen Wohnhaus wird der Hebamme Katharina Hartnagel gedacht. Foto: Stadt Lorsch

Lorsch weiht den Katharina-Hartnagel-Platz ein und würdigt damit eine legendäre Hebamme.

Anzeige

LORSCH. (red). „Jedes Neugeborene ist ein kleines, fassbares Wunder. Katharina Hartnagel dürfte dies in ihrem Beruf als Hebamme hundertfach erlebt haben. Tag und Nacht war sie bei insgesamt rund 5200 Geburten mit viel Leidenschaft und Herzblut im Einsatz, wenn neues Leben das Licht der Welt erblickte“, teilt die Stadt Lorsch mit.

Jüngst wurde als Erinnerung an das Lorscher Original in der Rheinstraße gegenüber der Bäckerei Drayß der „Katharina-Hartnagel-Platz“ eingeweiht, in unmittelbarer Nähe zu ihrem einstigen Wohnhaus. Unter einem großen Kastanienbaum wurden nun unübersehbar ein Schild mit ihrem Namen, eine Infotafel und eine Ruhebank aufgestellt, die zum Verweilen einlädt. An der Feierstunde nahmen Bürgermeister Christian Schönung, Mitglieder des Magistrats, des Heimat- und Kulturvereins sowie Familienmitglieder von Katharina Hartnagel teil.

Zu den damals üblichen Hausgeburten eilte sie in den 1960er Jahren mit dem Rad bei Wind und Wetter. In ihrer Zeit als Hebamme wurde sie einst im Winter zum Bahnwärterhaus zwischen Lorsch und Bensheim gerufen. Aufgrund von Glatteis ist sie auf diesem Weg fünfmal vom Fahrrad gefallen, gab sie zu Protokoll. „Dies beweist einmal mehr, dass Katharina Hartnagel eine starke Persönlichkeit mit großem, unermüdlichem Engagement war.“ Die Lorscherin, auch bekannt als „Ammebäs“, hatte bei vielen Hausgeburten starken, schwarzen Kaffee dabei und erzählte den ein oder anderen Witz, um die Gebärenden bei Laune zu halten.

Katharina Hartnagel wurde 1908 geboren. Sie war verheiratet und Mutter von drei Jungen. Stricken war eins ihrer Hobbys. So kam es auch, dass es für jedes Neugeborene etwas Selbstgestricktes gab. Auch bei der Eröffnung des Lorscher Waldschwimmbades wirkte sie mit und strickte geringelte, langbeinige Badeanzüge und Bademützen in grellen Farben. Schließlich starb Katharina Hartnagel 2000 im Alter von 92 Jahren.