Die vollstationäre Einrichtung im Lorscher Süden steht im Halbfinale um den Hessischen Gründerpreis.
LORSCH. Im Lorscher Süden ist in der Hildegard-von-Bingen-Straße eine vollstationäre Fachpflege-Enrichtung entstanden. „Nicht nur ein Haus aus Stein, sondern ein Ort der Herzlichkeit und Menschlichkeit“, würdigte Lorschs Stadtverordnetenvorsteherin Christiane Ludwig-Paul bei der Eröffnung im Januar „den unermüdlichen Einsatz und die Überzeugungskraft des ‚Machers‘ dieser wahrhaft besonderen Einrichtung“, Herbert Fanese.
Das Erstaunliche: Herbert Fanese ist Existenzgründer. Der 42 Jahre alte Odenwälder hat zunächst den Beruf des Steuerfachgehilfen erlernt. Danach folgten Ausbildungen zum Sozialtherapeuten und examinierten Altenpfleger, ehe sich der Jungunternehmer aus Rimbach für den Schritt in die Selbstständigkeit entschied. „Ein Start-up wie aus dem Bilderbuch“, schwärmt Lorschs Bürgermeister Christian Schönung.
Das fanden auch die Juroren des Hessischen Gründerpreises, die das Fachpflegezentrum Bergstraße aus 151 Bewerbungen in den Kreis preiswürdiger Unternehmen in der Sparte „Gesellschaftliche Verantwortung“ wählten. Bis Ende September wird die Jury entscheiden, ob Faneses Gründer-Idee finalwürdig ist. Denn beim Hessischen Gründerpreis, der im November vergeben wird, zählen nicht nur reine Zahlen, sondern auch die Unternehmensgeschichte.
Und die von Herbert Fanese ist durchaus berichtenswert: Als Angestellter und später als Einrichtungsleiter sei er in der täglichen Arbeit auf Dinge gestoßen, von denen er immer wieder gesagt habe, dass man sie von vornherein anders lösen hätte können, blickt Herbert Fanese in seine Zeit als Pflegedienstleiter und Qualitätsmanager zurück.
Ende 2014 formte er seine Erfahrungen und Ideen zu einem Konzept. Es folgte eine Bedarfsermittlung bei Pflegekassen und dem Landeswohlfahrtsverband. Im Gründerzentrum der Entwicklungsgesellschaft Lorsch fand er im Mai 2015 nicht nur auf Sachebene einen kompetenten Partner. Sein damaliger Berater Jens Hohmann ist heute Verwaltungsleiter des Fachpflegezentrums. Mit dem Schifferstädter Unternehmen Römerhaus kam ein erfahrener Investor hinzu, der zudem in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Medizin-Campus im Lorscher Süden eine Seniorenresidenz errichtete. „Wir haben das Potenzial des Standorts erkannt“, sagt Michael Straub, Prokurist des Bauunternehmens. In das Wohnheim „Haus Christoph“ investierte Römerhaus rund 14 Millionen Euro. Die Investitionen für das Fachpflegezentrum beliefen sich nach Unternehmensangaben auf 8,4 Millionen Euro.
Im März 2016 war Beginn der Bauplanung; im Oktober 2016 erfolgte die Gründung der Fachpflege-Zentrum Bergstraße GmbH. Der Spatenstich war im September 2017, das Richtfest im April 2018, die Eröffnung im Januar 2019. „Das war Rekordzeit: 1539 Tage. vier Jahre, zwei Monate und 18 Tage von der konzeptionellen Überlegung bis zur Eröffnung“, hat Herbert Fanese ausgerechnet.
Da Herbert Faneses Kernbotschaft „Intensivpflege ist Vertrauenssache“ lautet, bedurfte es auch eines entsprechenden Mitarbeiter-Teams. Auf Groß-Plakaten und in sozialen Medien bewarb sich Fanese bei seinen zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Die Bewerbung läuft natürlich weiter“, sagt er. Praxisorientierte Arbeitsabläufe, eine digitale Pflegedokumentation mit dem Tablet, eine am öffentlichen Tarif angelehnte Bezahlung gehören ebenso zum Angebot wie ein zuverlässiger Dienstplan, der zudem für die Pflegekräfte auch online einsehbar ist. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hält Fanese gerade für Menschen im Schichtdienst für wichtig. Fanese, der selbst mehr als 20 Jahre im Pflegeberuf gearbeitet hat, setzt auch auf eine strukturierte Einarbeitung und Fortbildungen.
Auch mit seinem Raumkonzept geht das Fachpflegezentrum neue Wege. Keine langen Flure – schon daher also als kein „klassischer Pflegeheimcharakter“ –, zudem moderne Pflegezimmer und individuelle Wohnräume. Gemeinschaftsräume für Feste und Veranstaltungen sind ebenso vorhanden wie Therapieräume, weiterhin Sozial-, Schulungs- und Besprechungsräume. Das Gebäude verfügt auf drei Geschossen über eine Gesamtfläche von 2600 Quadratmetern. Die Wohnfläche beträgt rund 1200 Quadratmeter. Das Fachpflegezentrum hat 47 klimatisierte Ein-Bett-Pflegezimmer. Vorhanden sind fünf vollstationäre Wohnbereiche für Intensiv- und Beatmungspflege. Es gibt 28 Wachkoma-Plätze sowie 19 außerklinische Beatmungsplätze. Für alle Bewohner ist eine Heimdialyse mit frei wählbaren Behandlungszeiten inklusive. Die ärztliche Versorgung erfolgt ambulant und in der Regel durch am Ort niedergelassene Ärzte. Im Fachpflegezentrum sollen bis zu 45 Arbeitsplätze entstehen. Derzeit umfasst das Team von Herbert Fanese 15 Mitarbeiter.