
Auf dem Weg nach Speyer passiert „U17” auch den Kreis Bergstraße. In Lampertheim und dem Bibliser Ortsteil Nordheim lockt das Spektakel viele Besucher an.
Kreis Bergstraße. „Das U-Boot kommt“, lautet der ein wenig martialische Slogan auf der eigens eingerichteten Homepage des Technik Museums Speyer für die Reise des Unterseeboots „U17“. Das 500 Tonnen schwere Ungetüm passiert auf seinem Weg von Kiel nach Speyer auch den Kreis Bergstraße. Als sich der Koloss am Dienstag um 8 Uhr im Mainzer Zollhafen auf den Weg in Richtung Mannheim macht, ist klar: Gegen 13.30 Uhr soll das U-Boot die Nibelungenbrücke in Worms und damit auch den Kreis Bergstraße passieren.
Überall entlang der Route am Rhein haben sich am Dienstag und bereits an den Tagen zuvor viele Schaulustige versammelt. Das alte Schiff der Marine auf dem Rhein bietet einen spektakulären Anblick. Transportiert wird das Unterseeboot der Klasse 206A auf einer Schwimmplattform. Selbst ist es 49 Meter lang und neun Meter hoch, das gesamte Gespann, das auf dem Rhein in Richtung Süden unterwegs ist, misst insgesamt 85 Meter. Am Rheinufer im Bibliser Ortsteil haben sich frühzeitig viele Schaulustige mit Kamera und großen Objektiven gute Plätze gesichert.
Dirk Tremmel hat schon seit dem Morgen verfolgt, wo das U-Boot genau auf dem Rhein unterwegs ist, um nicht zu spät dran zu sein. Er steht nicht in erster Reihe am Rhein. Um seine Fotos und Videos zu machen, braucht er nicht die Pole-Position. Auf dem Boden neben ihm wartet eine Drohne auf ihren Einsatz, um die Reise von „U17“ aus der Luft festzuhalten. Parallel gehört der routinierte Blick aufs Handy dazu, um genau über das Vorankommen informiert zu sein.
Normalerweise setzt Tremmel mit seiner professionellen Ausrüstung meistens Burgen und Schlösser in Szene. Die Reise des U-Boots wollte sich Tremmel aber nicht entgehen lassen. Der Bürstädter war schon in Biblis, als der erste Kühlturm des Atomkraftwerks gefallen ist. Diesmal ist es ein U-Boot, das ihn nach Nordheim gebracht hat. Die widrigen Bedingungen stören ihn nicht. „Der Wind macht der Drohne nichts aus“, so Tremmel. Per GPS nimmt diese ihre Position ein. Und bringt einen weiteren Vorteil an diesem Tag mit sich: Während alle anderen noch warten, bis das U-Boot in Sichtweite ist, hat Tremmel „U17“ aus der Luft schon im Blick, ehe es die letzte Kurve in Richtung Rheinbrücke nimmt.
Das Restaurant „Zur Rheinfähre“ im Bibliser Ortsteil Nordheim hat sich für den besonderen Tag gerüstet. Über die eigene Facebook-Präsenz werden Interessierte über das Fortkommen des U-Boots informiert. Für Inhaber Steven Alongi hat es sich gelohnt, früh im Restaurant zu sein. „Es ist mehr los als an einem normalen Dienstag“, sagt er im Gastraum.
Einige Gäste haben schon nach Glühwein gefragt.
Viele Gäste haben sich angesichts des starken Windes und der kalten Witterung einen Platz im Innenraum gesichert. „Das Wetter spielt leider nicht so mit“, meint Alongi. Bei Sonnenschein und wärmeren Temperaturen, ist sich der Restaurantbetreiber sicher, wäre noch mehr los gewesen. „Einige haben schon nach Glühwein gefragt“, so Alongi. Darauf war der Gastwirt an diesem Tag im Mai allerdings nicht eingestellt.
Im Freien haben sich viele Schaulustige die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, um sich vor dem Wind zu schützen. Der Hofheimer Theo Lameli stellt klar: „Eine solche Gelegenheit sollte man sich vor der eigenen Haustür nicht entgehen lassen.“ Was Museumstransporte auf dem Rhein angeht, ist Lameli sozusagen ein alter Hase. Als die sowjetische Raumfähre Buran 2008 auf dem Weg ins Technikmuseum Speyer war, stand Lameli auf der Rheinbrücke, um den Moment festzuhalten.
Bis 2010 im Einsatz auf See
Etwas mehr als eine Stunde braucht der Transport auf seiner Schwimmplattform, bis er nach dem Passieren der Wormser Rheinbrücke in Lampertheim gesichtet wird. Auf dem Weg zur Nato-Rampe parken mehrere hundert Autos. Viele Menschen haben ihre Fotoausrüstung dabei, andere haben das Smartphone gezückt, einige haben es sich in Campingstühlen gemütlich gemacht, um die Wartezeit zu überbrücken.
Von 1973 bis 2010 war „U17“ für die Deutsche Marine im Einsatz. Mehrere Monate hat die Planung für den Transport in Anspruch genommen, für die Schaulustigen war der Moment nach wenigen Minuten vorbei. Am Mittwoch soll das U-Boot nach einer Nacht in Mannheim im Naturhafen Speyer ankommen. An Land geht es dann per Schwerlasttransport ins Museum. Dort wird der Weitertransport nach Sinsheim vorbereitet. Nach einem Jahr geht es wieder auf dem Rhein bis nach Mannheim und von dort in den Neckar in Richtung Sinsheim.