Radfahrer fordern Kreis Bergstraße zum Handeln auf

Zumindest das steht fest: Die Fußgängerbrücke zwischen Einhausen und Biblis muss saniert oder neu gebaut werden. © Archivfoto: Thorsten Gutschalk

Das sanierungsreife Bauwerk ist für Radfahrer wichtig. Fördergeld für die „Heldenbrücke“ zwischen Einhausen und Biblis ist auch vorhanden. Doch das Vorhaben kommt nicht voran.

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KREIS BERGSTRASSE. Während sich die beiden Nachbargemeinden Biblis und Einhausen darüber streiten, wer den Neubau der Heldenbrücke über die Weschnitz bezahlen soll, hat der Kreis Bergstraße einen Lösungsvorschlag. „Die Verbindung zwischen Einhausen und Biblis ist im Radverkehrskonzept des Kreises enthalten. Somit wären Maßnahmen bezüglich der Brücke grundsätzlich förderfähig“, heißt es in einer Antwort aus der Pressestelle.

Die Kreisverwaltung war kritisiert worden, weil sie sich nicht in die Diskussion eingeschaltet hat. Doch die Pressestelle wiederholt das, worauf Landrat Christian Engelhardt (CDU) mehrfach verwiesen hat: „Die Kreisverwaltung hatte die Kommunen schriftlich über Fördermöglichkeit informiert.“ Zudem sei in einer Videokonferenz schon am 21. Februar 2021 diese Finanzierungsmöglichkeit erwähnt worden, als das Programm vorgestellt wurde.

Einhausens Bürgermeister Helmut Glanzner (parteilos) will diese Möglichkeit prüfen. Er verweist aber darauf, dass der Vorschlag nicht weiterhilft, wenn es dadurch zu einer „Doppelförderung“ kommen würde. Das gesamte Projekt zur Sanierung der Weschnitzdeiche wird vom Land Hessen gefördert. Glanzner hofft nach wie vor, dass sich die Nachbargemeinde Biblis zur Hälfte finanziell beteiligt. Beide Gemeindevertretungen hätten sich für diese Variante ausgesprochen, nachdem die Projektstudie mit insgesamt sieben Varianten vorlag.

Im Fall Heldenbrücke könnte eine Sanierung oder ein Neubau nur dann vom Kreis gefördert werden, wenn dies die Richtlinien des Landes zulassen, eine „Doppelförderung“ also möglich wäre. In den Vorgaben des Kreises werden „Planung, Neubau und Verbreiterung von Radwegen und Querungshilfen“ sowie „Sanierung von Asphaltdeckschichten und wassergebundenen Wegedecken“ als förderfähig erwähnt. Dann zahlt der Kreis bis zu 50.000 Euro. Eine neue Heldenbrücke würde mindestens 150.000 Euro kosten.

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Wo und wann die Brücke neu gebaut werden kann, hängt von der Sanierung der Weschnitzdeiche ab.

Ob mit den Auskünften aus der Kreisverwaltung der Ärger beigelegt ist, muss abgewartet werden. Für Wim Roukens, Radverkehrsbeauftragter des Kreises, geht es nicht nur um die Heldenbrücke, sondern grundsätzlich darum, welchen Stellenwert dem Radverkehr beigemessen wird. „Es wird Zeit, dass der Kreis mit den Kommunen redet. Wir hören immer nur Pläne, Pläne, Pläne“, sagte Roukens. Das Problem zwischen Einhausen und Biblis sei genauso ärgerlich wie die Diskussion um den Radweg zwischen Lorsch und Heppenheim. Diese Verbindung hat laut Radverkehrsplan „hohe Priorität“. Landrat Engelhardt müsse sich einmischen, „sonst kann er sein Konzept in die Mülltonne werfen“. Roukens ist nicht nur ehrenamtlich für den Kreis tätig, er ist auch Mitglied im Kreisvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).

Anette Seip, stellvertretende Vorsitzende des ADFC-Kreisverbands, ist begeistert von dem Vorschlag, der Kreis solle sich an der Finanzierung einer neuen Heldenbrücke beteiligen. „Wir begrüßen alles, was den Fahrradverkehr vorwärtsbringt“, sagte sie. Sie kritisiert, dass – wenn es um Radwege geht – die Verantwortung hin und her geschoben werde. Auch sie sieht im Streit zwischen Einhausen und Biblis Parallelen zu der Diskussion um eine Verbindung über die Weschnitz zwischen Heppenheim und Lorsch. Kommt dann noch die Landesbehörde Hessen Mobil ins Spiel, wird es noch komplizierter.

Aus ADFC-Kreisen kommt auch die Idee, die Heldenbrücke im Zuge des Raumordnungsverfahrens zur Deichsanierung nach Osten zu verlagern. Das hätte Vorteile für Radfahrer. An der Pumpstation in Höhe der Stangen-Schneise gebe es eine Anbindung ans bestehende Wegenetz. Auf diese Weise könne die alte Römerstraße touristisch aufgewertet werden. „Dieses Vorhaben ließ sich beim Kreis in das Radverkehrskonzept integrieren, doch wer könnte das auf den Weg bringen“, fragt der ADFC. Auf diese Frage gibt es noch keine Antwort.