Lorsch: Erinnerung an einen mutigen Pfarrer

Pfarrer Heinrich Heinstadt, Pfarrer in Lorsch von 1904-1942. Archivfoto: hra

Johannes Heinrich Heinstadt war von 1904 bis 1942 Pfarrer in Lorsch und stellte sich mutig Hitler entgegen. Ein Vortrag erinnert an das Leben und Wirken des Katholiken.

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LORSCH. (red). Johannes Heinrich Heinstadt war von 1904 bis 1942 Pfarrer in Lorsch und stellte sich vehement Hitler und dem Nationalsozialismus entgegen. Der Heimat- und Kulturverein Lorsch lädt anlässlich Heinstadts 150. Geburtstag zu einem Vortrag ein, der am 7. Oktober um 19 Uhr im Paul-Schnitzer-Saal beginnt. Vorsitzender Thilo Figaj wird an das Leben und Wirken des Lorscher Ehrenbürgers erinnern.

Der Katholik verhinderte 1929 die Teilnahme Hitlers an der kirchlichen Beisetzung des beim Nürnberger NSDAP-Parteitag umgekommenen Lorscher Parteigenossen Erich Jost. Eine katholische Beerdigung sei nur ohne Hitler möglich. So erschien Hitler mit weiteren Parteigrößen erst nach der Beerdigung am Grab.

Schon 1929 und 1930 entwickelte das Bistum Mainz die sogenannte Mainzer Position zum Nationalsozialismus. Es war und blieb die mit Abstand deutlichste Kampfansage der katholischen Kirche an Hitler und sein Gefolge. Aus dem Mainzer Beschluss ergab sich, dass ein Katholik kein Mitglied der Nazipartei sein könne. Es drohte der Ausschluss von den Sakramenten und Exkommunizierung.

Heinstadt, vom damaligen Mainzer Bischof Ludwig Maria Hugo Weihnachten 1933 zum Geistlichen Rat ernannt, wurde im Januar 1934 verhaftet. Als Grund führten die Nazis Verstöße gegen das „Heimtücke-Gesetz“ und „Kanzelmissbrauch“ an. Seine Haltung hatte unmittelbare Wirkung auf die katholische Kirche in Mainz und Deutschland während der „Kampfzeit“ des Nationalsozialismus. Es waren Kirchenmänner wie Heinstadt, die Hitler 1933 den Ausgleich mit dem Vatikan suchen ließen. Heinstadt starb 1956 in Friedberg und wurde in Lorsch beigesetzt.