Mit der Spezialstation hat die Klinik vor einigen Jahren eine zentrale Einrichtung zur Behandlung von Schlaganfallpatienten aufgebaut. Diese sind dort gut aufgehoben.
HEPPENHEIM. (red). Schlaganfall. Jede Minute zählt, eine schnelle Behandlung ist entscheidend, es geht ums Überleben des Patienten und darum, Folgeschäden, oft schwere Behinderungen, zu vermeiden. Umso wichtiger sind hoch qualifizierte Anlaufstellen zur Patientenversorgung. Die Stroke Unit am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim gehört eigenen Angaben zufolge dazu. Jetzt wurde sie zertifiziert.
Mit der Spezialstation hat das Kreiskrankenhaus vor einigen Jahren eine zentrale Einrichtung zur Behandlung von Schlaganfallpatienten aufgebaut und damit eine Versorgungslücke in der Region geschlossen. Die nun erfolgte Zertifizierung bestätigt, dass die Versorgungsqualität am Heppenheimer Klinikum die hohen Standards der Deutschen Schlaganfallgesellschaft erfüllt. Für die Zertifizierung wurden die Abläufe, die Ausstattung, die Personalstärke, die Personalqualifikation und die Qualität der Schlaganfallbehandlung detailliert begutachtet.
Die Bedeutung der Heppenheimer Schlaganfallstation macht nicht zuletzt eine Zahl deutlich: Knapp 800 Patienten werden jährlich mit einem Schlaganfall in der Bergsträßer Kreisklinik eingeliefert. Die Stroke Unit, der Begriff steht für die Räumlichkeiten wie für das medizinische Konzept, ist Teil der Neurologie und eingebunden in die interdisziplinären Strukturen der Klinik. Dabei arbeiten die Neurologen vor allem in engem Schulterschluss mit der Kardiologie und der Gefäßchirurgie.
Vor Kurzem ist der acht Betten umfassende Spezialbereich in komplett neugestaltete und neueingerichtete Räume umgezogen. Medizintechnologie neuester Generation sichert demnach das Monitoring der Patienten. Dies bedeutet: Alle medizinisch relevanten Werte werden durchgängig erfasst und dokumentiert. Alle Patienten sind unter ständiger medizinischer Beobachtung eines Teams aus Fachärzten und Fachpflegekräften. Zudem arbeiten täglich Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden mit den Patienten. Verantwortet wird die medizinische Arbeit federführend von zwei erfahrenen Neurologen, Oberarzt Professor Dr. Timolaos Rizos aus dem Uniklinikum Heidelberg und Oberärztin Dorith Hangarter. Angegliedert ist die Neurologie der Inneren Medizin II.
Hilfe aus Heidelberg per Telemedizin
Die Station ist rund um die Uhr besetzt. Gestärkt wird die Arbeit durch eine enge Vernetzung mit dem Heidelberger Universitätsklinikum, unter dessen Dach das Kreiskrankenhaus angesiedelt ist. Ohne Zeitverlust können Experten aus Heidelberg via Telemedizin in die Diagnostik in Heppenheim eingebunden werden. Auch macht es der direkte Zugang der Bergsträßer Kreisklinik zur universitären Medizin in Heidelberg möglich, ohne langen Zeitverlust bei Verschlüssen großer Hirnarterien Blutgerinnsel mittels Katheter-Eingriffen zu entfernen. Zudem ermöglicht die Zusammenarbeit im regionalen Schlaganfallnetzwerk FAST bei Bedarf eine schnelle Patientenverlegung von Heppenheim nach Heidelberg.
Der Schlaganfall gilt als die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Ursache eines Schlaganfalls ist zumeist ein Gefäßverschluss im Gehirn, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel. Hilfe durch Spezialisten ist unabdingbar. Ärzte mahnen Betroffenen und Menschen in deren Umfeld, keine Zeit zu verlieren und schon bei einem Schlaganfallverdacht sofort den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 zu alarmieren. In vielen Fällen kann ein Schlaganfall durch eine Thrombolyse, auch Lysetherapie genannt, behandelt werden. Hierbei wird ein Gerinnsel auflösendes Medikament in die Armvenen gespritzt. Mit dieser Medikamentengabe lässt sich das Blutgerinnsel oft auflösen.
Die Stroke Unit in Heppenheim ist eigenen Angaben zufolge auf solche Behandlungen bestens vorbereitet und spezialisiert. Allerdings ist die Lysetherapie nur in einem sehr engen Zeitfenster möglich, innerhalb von viereinhalb Stunden nach den ersten Schlaganfallsymptomen muss das Medikament gegeben werden. Die Corona-Pandemie sollte niemanden daran hindern, bei Schlaganfallverdacht umgehend den Notruf zu wählen.