Kreis Bergstraße: Was man zu Auerochsen wissen sollte

Über die neue Informationstafel freuen sich: von links Frank Menger, Jutta Weber, Claus Kropp, Walter Öhlenschläger und Rainer Bersch. © Geo-Naturpark

Eine neue Informationstafel nahe Groß-Rohrheim erklärt das ambitionierte Großrind-Projekt, das im Jahr 2013 begonnen wurde.

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KREIS BERGSTRASSE. (red). Vier dem Auerochsen ähnliche Rinder beweiden die Naturschutzfläche „Hammer Aue“ bei Groß-Rohrheim. Mit ihren mächtigen Hörnern und ihrer stattlichen Figur sind sie für Wanderer und Spaziergänger längst ein Hingucker. Jetzt erläutert eine neue Informationstafel, was es mit der Wiederansiedlung des Auerrinds auf sich hat und wie die Hammer Aue entstanden ist.

Die Tafel wurde dieser Tage gemeinsam vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, dem Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße, dem Freilichtlabor Lauresham und der Gemeinde Groß-Rohrheim errichtet und offiziell eingeweiht.

In der Landschaftspflege kommt den Großrindern eine wichtige Rolle zu: Sie tragen dazu bei, artenreiche Naturschutzgebiete und Auenwälder wie die Hammer Aue zu erhalten. Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, führt aus: „Mit der Informationstafel direkt an den Weideflächen möchten wir den Besuchern Einblick in ein wichtiges Projekt zur Erhaltung der ursprünglichen Landschaft in unserem Geo-Naturpark geben.“

Bis ins Mittelalter war der Auerochse als Wildrind auf den Wiesen und in den Wäldern der Rheinebene heimisch. Sowohl der Rückgang seines natürlichen Lebensraumes als auch die Jagd haben zu seinem Aussterben beigetragen. Durch ihr Fressverhalten schafften die großen Pflanzenfresser „halboffene Landschaften“, die sich durch eine besonders hohe Artenvielfalt auszeichneten. Um diese Artenvielfalt wiederzubeleben, wurde 2013 das Auerrind-Projekt ins Leben gerufen.

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Ziel des Projektes ist es, einerseits die Geschichte des Auerochsen in der Rheinebene zu erforschen, und andererseits, eine Rinderrasse zu züchten, die dem Auerochsen in Aussehen, Verhalten und Genetik möglichst nahekommt. Tiere, die der Wildform ähneln, sind besonders geeignet, naturnahe Lebensräume ganzjährig extensiv zu beweiden.

Claus Kropp, Leiter Experimentalarchäologisches Freilichtlabor Lauresham und Vorsitzender des Förderkreises, ergänzt: „Große Pflanzenfresser sind für den Artenreichtum in der Auenlandschaft extrem wichtig. Wir haben in diesem Jahr schon feststellen können, dass die Population von Mistkäfern zugenommen hat, mit positiven Effekten auf die Vogelwelt wie beispielsweise den Neuntöter. Hier in der Hammers Aue spielen die Großrinder auch für die Amphibien eine wichtige Rolle, denn sie schaffen mit ihren Hufabdrücken an den Tümpeln eine abwechslungsreiche Landschaft.“

Für das Auerrind-Projekt mit insgesamt vier Standorten in Deutschland beginnt den Angaben zufolge jetzt die entscheidende Phase. Die Rinderpopulation sei nun so groß, dass durch Züchtung die für Auerochsen typischen Eigenschaften „fixiert“ werden können.