Das Dekanat Bergstraße erinnert zum Reformationstag an Martin Luther sowie an Krieg und Gewalt. Eine Friedenspfarrerin wird eingeladen.
KREIS BERGSTRASSE. (red). Der Reformator Martin Luther war kein Pazifist, betont Arno Kreh, Dekan des evangelischen Dekanats Bergstraße. Mit einem besonderen Blick auf den Krieg gegen die Ukraine weist Kreh auf die Feier des Reformationstages am 31. Oktober hin; wenige Tage nach dem Fest rückt das Dekanat die Friedensethik in den Mittelpunkt einer Veranstaltung.
„Im Jahr 2022 fällt der Reformationstag in eine Zeit, mit der auch Luther vertraut war: Krieg und Gewalt“, schreibt das Dekanat zur Ankündigung. Im Bauernkrieg habe Luther Partei für die Fürsten genommen und in seiner umstrittenen Schrift „Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren“ die Aufstände als Werk des Teufels verdammt. Die Fürsten habe er aufgefordert, die Bauern mit aller notwendigen Gewalt niederzuschlagen.
Doch Luther habe keine bedingungslose Gefolgschaft gegenüber der staatlichen Obrigkeit verlangt. „Mit Verweis auf die Bibel plädierte er vielmehr dafür, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen“, betont der Dekan. Er verweist auf Luthers Schrift „Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können“, in der es heißt: „Wer Krieg anfängt, der ist im Unrecht.“ Manche von Luthers Aussagen zum Krieg lesen sich nach Ansicht des Dekans „wie ein Aufruf zur Kriegsdienstverweigerung oder zur Fahnenflucht“.
„Kirche zwischen Krieg und Frieden“ ist am 3. November ab 19 Uhr Thema der „Bergsträßer Rede“ in der Bensheimer Stephanusgemeinde (Eifelstraße 37). In diesem Jahr ist Sabine Müller-Langsdorf zu Gast, die als Friedenspfarrerin der Evangelischen Kirche einen Gegenpol bildet zur Militärseelsorge. „Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist die Friedensethik ins Wanken geraten“, heißt es zur Ankündigung ihres Vortrags. „Führende Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche befürworten Waffenlieferungen an die Ukraine und das Recht des Landes, sich gegen einen Aggressor militärisch zur Wehr zu setzen. Ist die Forderung ‚Frieden schaffen ohne Waffen‘ aus der Zeit gefallen? Wie können sich Christinnen und Christen angesichts des Krieges positionieren? Und welche Möglichkeiten der zivilen Konfliktlösung gibt es überhaupt noch?“