Die Proteste gegen Windkraftanlagen im Odenwald halten an. Am Sonntag, 28. Mai, wollen sich Mitglieder der AfD-Fraktionen im Bergsträßer Kreistag sowie aus der Bensheimer...
KREIS BERGSTRASSE. Die Proteste gegen Windkraftanlagen im Odenwald halten an. Am Sonntag, 28. Mai, wollen sich Mitglieder der AfD-Fraktionen im Bergsträßer Kreistag sowie aus der Bensheimer Stadtverordnetenversammlung die Standorte der geplanten Windräder im „Stillfüssel“ bei Wald-Michelbach betrachten. Die AfD ist mit elf der 71 Kreistagsabgeordneten stärkste Oppositionsfraktion.
Am vergangenen Sonntag haben im Odenwald mehrere hundert Menschen gegen das Projekt protestiert. Die Demonstranten wanderten auf den Berg oberhalb des Eiterbachtals. Das Ausmaß der Rodungen entsetzt viele Windkraftgegner. Eva Schura ist vor einigen Jahren von Mannheim in den Odenwald gezogen. Wegen der Natur. „Das ist wunderschön hier“, schwärmt die Krankenschwester und Pferdeliebhaberin. „Doch jetzt wird alles zerstört. Ich verstehe das nicht“, sagt sie.
„Schockiert“ zeigt sich Matthias Wilkes, von 2003 bis 2015 Landrat des Kreises Bergstraße. Es sei eine „Sünde, was hier passiert“, so der Christdemokrat und Vizepräsident des Verbandes Deutscher Naturparke. Mehr als 1000 Bäume seien am Stillfüssel gefällt worden. „Hier klafft eine riesige Wunde im Wald“, beklagt er. „Der höchste Wert des Odenwalds ist die schöne Landschaft.“ Die gelte es zu erhalten.
Die geplanten „Industrieanlagen“ seien 50 Meter höher als der Kölner Dom, der 157 Meter misst. Die bereits in Betrieb genommenen fünf Windräder am „Greiner Eck“ bei Neckarsteinach bezeichnet Wilkes als „Katastrophe“.
Dass Windkraft dem Schutz des Klimas dient, hält er für „baren Unsinn“. 2015 sei der Ausstoß von CO2 sogar gestiegen. Wenn kein Wind weht, werde dies „durch dreckige Kohlekraftwerke kompensiert“.
Für Naturschützer und Fotograf Harry Neumann ist der Odenwald ein „ökologisches Juwel“. Er war einer der Redner der Kundgebung auf dem Stillfüssel. Es sei ein „Geschenk, in dieser Landschaft zu leben“. Früher organisierte Neumann Demos gegen Atomkraft, jetzt engagiert er sich gegen Windkraft.
Treffpunkt der AfD und ihrer Anhänger ist am Sonntag um 11.30 Uhr im Ortsteil Siedelsbrunn der Parkplatz Am Tannenberg 17. Nach dem Parken treffen sich die Teilnehmer an der Weinheimer Straße 55 vor dem Gasthaus „Morgenstern“, wo zum Abschluss eingekehrt wird, wie Vorsitzender Rolf Kahnt mitteilt.
„Die Windanlagen sind ein energiepolitischer Irrweg. Wir lehnen den weiteren Ausbau von Windanlagen an der Bergstraße ab, denn er bringt mehr Schaden als Nutzen“, kritisiert Kahnt.
Fraktionsvorsitzender Kahnt kritisiert Landrat Engelhardt
Windanlagen würden das Landschaftsbild im Odenwald und Kulturlandschaften zerstören. Landrat Christian Engelhardt betreibe Augenwischerei, wenn er behauptet, weitere Vorrangflächen für Windanlagen an der Bergstraße abzulehnen. Schließlich gehöre er der CDU an, die eine „völlig überstürzte, sogenannte Energiewende als Antwort auf das durch einen Tsunami ausgelöste Reaktor- unglück von Fukushima“ eingeleitet habe, wie Kahnt schreibt.
„Stillfüssel“ ist einer von insgesamt drei Windparks, die im Kreis Bergstraße gebaut werden. Die fünf Rotoren im „Greiner Eck“ bei Neckarsteinach drehen sich bereits. Am Kahlberg bei Fürth und Grasellenbach wurde ebenfalls mit der Rodung begonnen.