Einzigartige Möglichkeit für Handballtalente in Bensheim

aus Leseraktion "Echo hilft"

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Guter Dinge sind die Bewohnerinnen der Handball-Akademie der HSG Bensheim/Auerbach. Foto: Flames

Die Handball-Akademie ist mehr als Sport und Schule: Wie der Verein für Kinderhauserziehung und die Flames zusammen Handballtalente in Bensheim entwickeln.

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KREIS BERGSTRAßE. Es sind ganz unterschiedliche Charaktere, die ihre Zimmer in der Bensheimer Rodensteinstraße beziehen. Manchmal empfängt die Sozialpädagogin Beatrix Schwarzwald vom Verein für Kinderhauserziehung Nachwuchssportlerinnen, die im Prinzip schon ein eigenständiges Leben führen. Die sich selbst um ihre Wäsche kümmern, die sich ihr eigenes Essen zubereiten. Manchmal müssen die Spielerinnen der Handball-Akademie der HSG Bensheim/Auerbach aber an die Hand genommen werden.

Und genau hier greift das Zusammenspiel der Flames und des Vereins für Kinderhauserziehung, der in diesem Jahr im Fokus von „Echo hilft!“ steht. Die Nachwuchstalente, die im Optimalfall später mal im Kader der Bundesligamannschaft der Flames stehen, bilden im ehemaligen Hotel Hans eine „Handball-WG“. Acht Zimmer nimmt die Flames-Akademie hier vom Verein für Kinderhauserziehung in Anspruch. „Das hilft auch uns dabei, über den Tellerrand hinauszuschauen“, sagt Lothar Müller-Wimmer, Geschäftsführer des Vereins für Kinderhauserziehung. Die Kooperation zwischen den beiden Vereinen führt dazu, dass die HSG einer von fünf Vereinen ist, die im Bereich des Frauenhandballs in Deutschland eine Nachwuchsakademie auf die Beine stellen kann. Das soll dabei helfen, die Flames dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren, sagt Volker Massoth, der die Gesamtleitung der Akademie innehat. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Nachwuchsarbeit. Talente sollen hier geformt werden und an die erste Mannschaft herangeführt werden.

Mittlerweile ist die Akademie im achten Jahr und dabei schon den Kinderschuhen entwachsen. Massoth erinnert sich an die Anfangszeit, die nicht immer einfach gewesen sei. Nachdem die Flames zu Beginn ihre Nachwuchstalente noch aktiv suchen mussten und bei der Akquise selbst in die Offensive gehen mussten, trudeln jetzt auch immer wieder Bewerbungen talentierter Spielerinnen ein. Die Talente kommen aus Bayern, Nordhessen oder dem Saarland nach Südhessen. Aber es haben auch schon Spielerinnen aus dem Ausland die Akademie besucht.

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Sozialpädagogin Beatrix Schwarzwald weiß, dass es für die Sportlerinnen und deren Familie ein großer Schritt ist, den Sprung in die Akademie zu wagen. „Das ist auch eine große Verantwortung für uns“, sagt sie. Zwar hat Schwarzwald durch ihren Sohn Martin, der einst Co-Trainer der Flames gewesen ist, einen Bezug zum Handball. Aber in erster Linie ist sie für „ihre Mädels“ als Ansprechpartnerin und manchmal auch als Vertrauensperson gefragt.

Schwarzwald arbeitet seit 40 Jahren in ihrem Beruf als Jugend- und Heimerzieherin. Dauerhaft mit Nachwuchssportlerinnen zusammenzuleben, ist aber auch für sie ein Novum gewesen. Wobei die HSG-Spielerinnen manchmal fast ein bisschen mitlaufen. Die angehenden Leistungssportlerinnen haben ausgefüllte Tage; Training, Schule, Spiele – viel Freizeit bleibt da nicht.

In der Akademie steht dennoch nicht nur der Sport im Vordergrund. Die Schule ist ebenso ein wichtiger Bestandteil des Lebens der Nachwuchsspielerinnen. Denn das gehört auch zur Wahrheit: Vom Handball alleine können die wenigsten Profispielerinnen in Deutschland leben. „Wir wollen die Mädchen deshalb auch auf das Berufsleben vorbereiten“, sagt Massoth.

Als starker Schulstandort ist Bensheim ein wichtiger Faktor des Konzepts. Hier gibt es die Möglichkeit, sämtliche Schulformen zu besuchen. Zudem können die Spielerinnen auch fachliche Schwerpunkte in den Schulen wählen. Hinzu kommt die dauerhafte Betreuung in der Rodensteinstraße durch Beatrix Schwarzwald. Das macht das Konzept der HSG in Zusammenarbeit mit dem Verein für Kinderhauserziehung einzigartig.

Derzeit wohnen sechs Spielerinnen im Alter von 15 bis 18 Jahren in der Akademie. Als Fernziel haben sich die Flames gesteckt, bis zu zehn Spielerinnen hier eine Perspektive zu bieten. Um noch attraktiver zu werden, hat Massoth ein wichtiges Etappenziel fest im Blick. Zwar steht die erste Mannschaft im Mittelfeld der Bundesliga. Aber der Unterbau muss zwingend in die Dritte Liga aufsteigen. Nur so könne es gelingen, sagt Massoth, auch Top-Talente an die Bergstraße zu locken.

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Die können sich in Bensheim nicht nur über eine fundierte sportliche Ausbildung freuen. Dank des Vereins für Kinderhauserziehung kommt neben Schule und Sport auch die Persönlichkeitsentwicklung nicht zu kurz.

Von Philipp Sémon