Bergsträßer Radkonzept: Kreis arbeitet an der Verkehrswende

Lisa-Marie Riemann ist seit Anfang des Jahres im Landratsamt Bergstraße für den Radverkehr zuständig.

Bis 2030 soll im Kreis Bergstraße ein zusammenhängendes Alltags-Radwegenetz entstehen. Lisa-Marie Riemann koordiniert das. Ein Gespräch über Schwerpunkte und Schwierigkeiten.

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Frau Riemann, sind Sie heute früh mit dem Rad zur Arbeit gekommen?

Nein, das bin ich in der Tat nicht. Ich wohne in Mannheim, und das ist eine Strecke von knapp 30 Kilometern. Im Normalfall ist das einfach nicht so gut mit dem Rad zu bewältigen. Den beruflichen Weg lege ich daher eher mit dem ÖPNV und dem Auto zurück. Aber in meiner Freizeit fahre ich Rad, und auch hier vor Ort, soweit das möglich ist. Gleich neben der Kreisverwaltung ist ja auch die Station mit den Leihrädern von VRN nextbike.

Radverkehr ist Ihr Beruf, Sie sind als Mitarbeiterin der Kreisverwaltung zuständig für den Radverkehr in der Abteilung ÖPNV und Mobilität. Bis 2030 hat sich der Kreis das Ziel gesetzt, ein zusammenhängendes Alltags-Radwegenetz zu entwickeln. Wo fängt man da an?

Der Kreis Bergstraße hatte bereits Anfang der 1990er Jahre erstmalig ein Radverkehrskonzept verabschiedet. Die Ansprüche an die Radmobilität und deren Bedeutung für den Alltag haben sich aber deutlich verändert, auch die technische Unterstützung (eBikes). Daher gibt es seit 2020 ein neues Konzept. Das ist schon mal eine super Grundlage, denn so ein Konzept haben meines Wissens andere Kreise nicht immer. Wir haben also dieses Konzept, und nun geht es darum, die  Maßnahmen, die darin hinterlegt sind, auch umzusetzen. Dabei bestehen verschiedene Zuständigkeiten: Kommunen, Land und  Kreis. Mit ihnen muss abgestimmt werden, wie wir diese Maßnahmen nicht nur auf dem  Papier schön hinterlegt haben, sondern auch draußen im Straßenraum realisieren.

Aus Perspektive der Radler vor Ort: Womit können sie zuerst rechnen? Wird zuerst die Situation innerorts verbessert oder werden zunächst die Kommunen besser miteinander verbunden? Oder passiert das alles gleichzeitig?

Das Wichtigste wäre erst einmal, Lücken zu schließen, also wirklich die Ortschaften miteinander zu verbinden, so dass wir ein durchgängiges befahrbares Radwegenetz im Kreis haben. Gleichzeitig schauen wir: Was kann man vielleicht an kleinteiligen Maßnahmen noch optimieren? Kann man vorhandene Wege verbessern? Hat sich vielleicht die Landschaft so weiterentwickelt, dass alternative Verbindungen sinnvoller sind? Muss das noch einmal diskutiert werden? Da ist die Kunst, auch offen zu sein, zu schauen, wie sich der Bedarf verändert. 

Für Kleinteiliges vor Ort ist sicher das Sofortprogramm des Kreises wichtig, durch das die 22 Städte und Gemeinden bis zu 50.000 Euro Unterstützung beim Kreis beantragen können, um Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept umzusetzen.

Es wird immer wieder nachgefragt. Daneben gibt es aber auch noch andere Fördermöglichkeiten, zum Beispiel über das Land Hessen.

Gibt es schon konkrete Beispiele dafür, was mithilfe des Programms umgesetzt werden soll?

Viernheim und Zwingenberg haben Anträge eingereicht, die auch bewilligt wurden. In Viernheim wurden die Maßnahmen bereits umgesetzt: Markierungen und Beschilderung, die Ausweisung einer Fahrradstraße in der Hofmannstraße, die Einrichtung von Piktogrammketten, also die Anbringung von Fahrradsymbolen auf der Fahrbahn, und einem beidseitigen Schutzstreifen in der Lorscher Straße. In Zwingenberg geht es um Anlehnbügel mit Fahrradabstellplätzen am Bahnhof und die Sanierung der Asphaltdecke des nördlichen Radweges in der Platanenallee. 

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Der Kreis Bergstraße ist geografisch heterogen, vom flachen Ried bis zum steilen Odenwald-Hang. Fürs Radeln sind die Voraussetzungen also sehr unterschiedlich. Spiegelt sich das in den Nachfragen aus den Städten und Gemeinden?

Grundsätzlich nicht. Das Thema Radverkehr ist in den Verwaltungen meistens ein wichtiges, hoch angesiedeltes Thema. Eine Frage ist natürlich, wo es im öffentlichen Straßenraum überhaupt verfügbare Flächen gibt. Im Odenwald ist es vielerorts durch die Topografie ein bisschen schwieriger, Maßnahmen umzusetzen. Und gerade da hat man mit dem Rad vielleicht nicht so viele Ausweich-Optionen wie in der Ebene. Trotzdem würde ich grundsätzlich sagen, dass man keinen Unterschied merkt. Der Bedarf ist überall gegeben, die Nachfrage ist gleichermaßen vorhanden, aber ich würde den Bedarf an eigenständigen Radwegen im Odenwald etwas höher einschätzen.

Es gibt eine weitere geografische Besonderheit im Kreis: Mannheim, Heidelberg und Darmstadt sollen künftig mit Radschnellwegen verbunden werden, die Bergstraße liegt mittendrin.

Es gibt Verbindungen, die sich für so einen Radschnellweg besonders gut eignen. Das ist in unserem Radwegekonzept auch hinterlegt und berücksichtigt. Aber grundsätzlich sind Radschnellwege ein eigenständiges Projekt, das wir voranbringen wollen. Der Kreis beteiligt sich auch an den Kosten des Radschnellweges, der derzeit von Weinheim über Viernheim nach Mannheim gebaut wird. Hierzu hat Landrat Christian Engelhardt vor einiger Zeit eine Vereinbarung mit der Stadt Viernheim geschlossen. Es ist der erste Teil der Umsetzung des – auf Anregung des Landrats – durch die Metropolregion erarbeiteten Konzepts zur Rad-Anbindung des Rhein-Main-Gebiets an den Rhein-Neckar-Raum.

Ein Blick in die Nachbarschaft: In Städten wie Darmstadt ist der Radverkehr in den vergangenen Jahren schon sehr hoch priorisiert worden. Radfahrer haben teils Vorrang vor dem motorisierten Verkehr erhalten, es wurden Radwege auf ehemaligen Fahrspuren eingerichtet und auch Parkplätze geopfert. Das hat Beifall gefunden, hat aber ebenso für böses Blut gesorgt. Wie sieht das im Kreis Bergstraße aus: Sollen die Radler Vorfahrt bekommen?

Letztlich muss man bei den Planungen immer ein Miteinander berücksichtigen und allen Arten von Mobilität Möglichkeiten gewähren. Beim Radverkehr geht es darum, eine möglichst schnelle und zugleich sichere Verbindung zu wählen. Man muss schauen, was sich dafür anbietet – ist es eine Führung im Mischverkehr oder doch ein eigenständiger Radweg? Wie sind die Bedingungen vor Ort? Habe ich überhaupt die Fläche, um einen eigenen Radweg einzurichten? Ist stattdessen vielleicht eine Geschwindigkeitsbegrenzung für den motorisierten Verkehr umsetzbar oder lassen sich alternative Verbindungen finden? Grundsätzlich sollte der Radverkehr aber gestärkt werden.

Zurück zum Anfang und zum selber Radeln: Im Mai beginnt wieder die Aktion Stadtradeln. Macht die Kreisverwaltung mit?

Wir sind dabei, vom 1. bis 21. Mai. Wir haben 15 kreisangehörige Kommunen, die mit uns zusammen radeln, und wir hoffen, dass wir dieses Jahr gemeinsam noch mehr Kilometer zurücklegen und viele Menschen fürs Radeln gewinnen, und dafür, einfach einmal das Auto bewusst stehenzulassen. Durchs Stadtradeln wird ein Anlass geschaffen, die Infrastruktur, die wir im Kreis zur Verfügung stellen, aktiv zu nutzen, was hoffentlich langfristig eine Zunahme des Radverkehrs fördert.