Der Kreidacher Andreas Weik züchtet Shropshire-Schafe. Er berichtet vom Training an der Leine, von Rückschlägen in Dürrejahren und der Angst vor dem Wolf.
WALDMICHELBACH-KREIDACH. Sally trägt ein Halsband mit einer Leine daran und lebt derzeit nicht auf der Weide, sondern mit zwei weiteren Kolleginnen und dem Zuchtbock Gibor im Stall beim Haus ihres Schäfers Andreas Weik, um sich auf die bevorstehenden Bundes-Schafschau am 1. und 2. Oktober in Alsfeld vorzubereiten.
Dafür sind knapp 800 Tiere gemeldet und müssen sich dort der Jury auch beim Laufen an der Leine vorstellen. „Das üben wir jetzt täglich“, erläutert Weik, der seine drei Damen, die in Alsfeld vom Zuchtbock Lazarus begleitet werden, zusammen mit seiner Frau Claudia täglich trainiert. Bis zur Abfahrt soll Gibor die drei Schafe noch decken. Die Teilnahme an dieser Schau und die Vorstellung vor den Wertungsrichtern sei für ihn als hessischer Züchter ein „Muss“, sozusagen der Höhepunkt des Jahres und die Bewertungen ein Aushängeschild für die Qualität seiner züchterischen Arbeit.
45 Tiere in verschiedenen Gruppen
Andreas Weik ist Hobbyzüchter und begann damit 2003 als er sich zunächst die Schafe Hanni und Nanni vom inzwischen verstorbenen namhaften Shropshire-Züchter Raimund Kohl aus Gorxheim kaufte, denen er bald den Bock Herbie zugesellte. „Ich wurde deswegen vom Hessischen Schafverband angeregt, mit der Herdbuch-Zucht zu beginnen, die ich dann ein Jahr später gestartet habe“, berichtet Weik, der im Hauptberuf im weltweiten Kundendienst für ein großes US-Unternehmen tätig ist.
Aktuell hat er 45 Tiere, die in Gruppen leben und unterschiedliches Gelände beweiden. An ihrer Größe will Weik nichts ändern. So hat er eine Mutter-Kind-Gruppe mit Mutterschafen und Mutterlämmern, die Boy-Group mit 21 Bocklämmern und Altböcken, die aber alle allein ohne Bewachung auf eingezäunten Weiden stehen. Zum Überwintern ziehen seine Tiere in den Stall, allerdings will er dieses Jahr erstmals seine Bockherde aus Platzgründen auf einer Weide mit Unterstand gut versorgt unterbringen.
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„Die Shropshire-Rasse zeichnet sich durch eine Besonderheit aus, die dänische Züchter in den 1980er Jahren entdeckt haben, denn diese Schafe fressen keine Bäume an, weder deren Rinde noch die jungen Triebe interessieren sie“, berichtet Weik. Daher können die Tiere mit ihren ausdrucksvollen braunen Gesichtern und dem wuscheligen weißen Fell auch auf Streuobstwiesen oder in ökologischen Weihnachtsbaumkulturen zum Weiden eingesetzt werden, ohne dort Schaden anzurichten. Weik selbst hat eine solche Kultur, in der seine Tiere weiden. „Das ist mein bestes Argument beim Verkauf meiner Tiere nahezu ausschließlich an Züchter und Interessenten für die Weidenutzung“, sagt er. An sie gebe er gern Rat und Erfahrung sowie Hilfestellung weiter, das werde sehr geschätzt.
Sorgen wegen Trockenheit und Wölfen
Nur wenige seiner Tiere werden als Schlachttiere genutzt. Mit rund drei Jahren ist ein Schaf erst ausgewachsen und derzeit ist die über zwölfjährige Emily die Seniorin im Bestand. „Die aus England stammende Rasse ist eine gute Fleischrasse, deren Ursprünge bis ins 19. Jahrhundert auf den britischen Inseln zurückgeht“, erläutert Weik. Ihre Wolle sei dagegen eher mittelmäßig, sodass er, der seine Schafe auch selbst schert, dieses Produkt vor allem als Langzeit-Dünger für Gartenbeete oder Hochbeete einsetzt und auch Kunden direkt zum Kauf anbietet. „Die Wolle zersetzt sich langsam, damit dient sie im Boden als Wasserspeicher und zum anderen als Langzeitdünger“, informiert er. Zudem entdecke man in der Bauwirtschaft die gute Funktion dieser Wolle als Dämmstoff. „Aber ihr Einsatz in diesem Bereich ist momentan noch nicht wirtschaftlich“, berichtet der Fachmann.
Andreas Weik verschweigt nicht, dass sich der trockene Sommer, ebenso wie der trockene Sommer 2018 auf die Schafhaltung ausgewirkt hat. „Ich muss Futter zukaufen und die um 50 Prozent gestiegenen Kosten dafür zahlen sich für mich beim Verkauf der Tiere nicht aus“, berichtet er. Daher habe er Verständnis dafür, dass viele Züchterkollegen inzwischen ihren Bestand reduzieren.
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Ein zweites Problem, mit dem sich der Kreidacher Schafzüchter befasst, ist die Zunahme der Wölfe in Deutschland, deren Zahl aktuell bei rund 2000 Tieren liegt. „Das sind deutlich mehr Wölfe als in ganz Skandinavien“, merkt er an. Neben den östlichen Bundesländern habe vor allem auch Nordhessen eine stetig steigende Wolfspopulation. Weik fürchtet nun, dass sich auch in Südhessen Wölfe künftig niederlassen werden. „Das macht uns Schafhaltern schon Sorge, denn wir können unsere Tiere nicht durch Zäune vor den Angriffen der Wölfe schützen.“