Gern gekauft, aber nur selten hilfreich. Insektenhotels hängen oder stehen in vielen Gärten. Warum sie den meisten Wildbienenarten allerdings nichts nutzen.
LAMPERTHEIM. (ba). Insektenhotels gibt es in vielen Ausführungen und Preisklassen. Viele davon sind aber leider völlig ungeeignet, schlecht verarbeitet und dienen nur dem Geldbeutel und nicht den Wildbienen. Wir sind schnell dabei, Insektenhotels im Garten oder auf dem Balkon aufzuhängen. Sieht nett aus und hilft, denken wir.
In Deutschland gibt es etwa 600 verschiedene Wildbienenarten, die Hälfte davon ist vom Aussterben bedroht.
Und im Gegensatz zu den Honigbienen leben Wildbienen solitär. Größtenteils allein bauen die Wildbienenweibchen ihre Nester und versorgen die darin angelegten Brutzellen. Sie legen ihre Eier in Kammern, die mit Pollen und Nektar als Proviant versorgt werden. Die Brutzellen werden einzeln oder zu mehreren in Gängen im Erdboden, im Inneren von Pflanzenstängeln, in Fraßgängen, die von Käfern in Totholz angelegt wurden, in Löchern an Häusern und Fenstern oder an einer freien Unterlage angebracht.
Wenige Tage nach der Eiablage schlüpfen die Larven und verzehren den in der Kammer liegenden Proviant. Anschließend spinnen sie sich in einen schützenden Seidenkokon und überdauern in der Brutkammer den Winter, bis siefast genau ein Jahr nach der Eiablage schlüpfen.
Heute haben Insekten durch Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden schlechte Überlebenschancen. Aber auch artenarme Gärten tragen dazu bei: Rasen- oder Steinwüsten und Pflanzen deren Blüten für unsere Insekten keine Nahrung bieten, sind zum Standard in „Gärten“ geworden. Insektenhotels bieten nur einigen Wildbienenarten Nistmöglichkeiten. Dreiviertel der bedrohten Wildbienen nisten allerdings unterirdisch.
Am liebsten legen Sie ihre Eier in Gängen im Erdboden. Einige Arten nisten in sandigen Böden, wieder andere benötigen Lehm-Sandgemische für ihre Nistplätze. Die dafür notwendigen Freiflächen gehen aber durch intensive Versiegelung/Bebauung, Bodenplanierung, Düngung und dichte Bepflanzung immer mehr verloren.
Ein natürliches Bodenrelief ist uneben mit schrägen und hügeligen Flächen. Diese unebene Struktur benötigen Wildbienen für die Anlage von Nistkammern. Im eigenen Garten genügt oft schon, einen möglichst trockenen Teil ungedüngt und von allzu dichtem Aufwuchs zu befreien, um im offenen Boden Nistmöglichkeiten für Wildbienen entstehen zu lassen. Hacken sollte hier unterbleiben und Harken nur sehr vorsichtig geschehen, damit Gänge und Nester der Bienen nicht zerstört werden.
Ein Sandhügel/-kuppel bietet ebenfalls Chancen einer Besiedlung, wenn dieser weitgehend vegetationsfrei gehalten wird. Selbst niedrige Abstiche bzw. Steilwände werden meist zuerst angeflogen. Auch Trockenmauern bieten den Wildbienen und anderen Insekten kleine Hohlräume zum Nisten. Die heutzutage etwa als Lärm- und Sichtschutz eingesetzten Gabionen sind für Wildbienen völlig ungeeignet.
Am besten können wir Wildbienen unterstützen, wenn wir Ihnen genug Nahrung anbieten.