Therapiefahrrad für den kleinen Jörn

In Worms kann Jörn auf dem Therapiefahrrad schon einmal Platz nehmen. Mit dabei (von links): Sandra Suder, Marco Steffan, Estelle Jenewein und Niklas Gustke. Foto: A4C-Stiftung
© A4C-Stiftung

Lampertheimer Stiftung „Athletes for Charity“ hat 11 000 Euro an Spenden gesammelt.

Anzeige

LAMPERTHEIM. Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit und Kreativität haben sich ausgezahlt: Der sechsjährige Jörn aus Bobstadt darf nun sein nagelneues Therapiefahrrad sein eigen nennen. Möglich gemacht hat dies die Athletes for Charity (A4C)-Stiftung aus Lampertheim, deren Anliegen es ist, kranken und benachteiligten Kindern zu helfen. Am ehesten durch die Universalsprache Sport, wie Gründer und Präsident der Stiftung, Marco Steffan, findet. Die Übergabe des Fahrrads fand kürzlich in Worms statt.

Durch Vermittlung der Kinderärztin Daniela Klee ist die Mutter des Jungen, Sandra Suder, auf die „Athletes“ aufmerksam geworden. Die Stiftung, die vor sieben Jahren zunächst als Initiative aus Sportlern und deren Supportern startete, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder durch Hilfsaktionen und Events auch überregional auf sich aufmerksam gemacht. Bestes Beispiel ist die Kinderolympiade im Adam-Günderoth-Stadion. „Und wäre Steffan in seiner Überzeugungsarbeit nicht so hartnäckig gewesen“, gibt Mutter Suder zu, „hätte ich den Schritt an die Öffentlichkeit vielleicht auch nicht gewagt“.

Denn die Lebensgeschichte ihres Sohnes erfuhr eine dramatische Wendung : Im Alter von nicht einmal zwei Jahren erlitt Jörn einen Fieberkrampf mit einer Herpes-Enzephalitis (Entzündung des Gehirns). Mehrmonatige Aufenthalte im Krankenhaus und in der Reha folgten. Durch die Schädigungen im Gehirn ist Jörn geistig beeinträchtigt, musste einfache Tätigkeiten wie Sitzen, Essen und Laufen neu erlernen. Auch sein Sprachvermögen ist stark beeinträchtigt. „Jörn liebt Aktivität – da blüht er richtig auf“, sagt Steffan, weshalb sich seine Stiftung mit der Hilfe zahlreicher Vereine, Unternehmen Supportern und Spendern des Jungen annahm.

Öffentlichkeitswirksame Aktionen waren etwa ein Charity-Lauf beim Martins-Cross-Event des TV Bürstadt im vergangenen Jahr, der Drachenboot-Indoorcup in Mannheim bis hin zu Spenden der Livejam beim „Pit“ in Bürstadt. Auch das überregional bekannte Unternehmen „engelhornsports“ aus Mannheim beteiligte sich an der Hilfsaktion der „A4C“-Stiftung und spendete unter dem Motto „engelhorn & Friends“ je Kundenbestellung 50 Cent. Last but not least kam auch der Geschäftsführer des Wormser Fahrradgeschäfts „e-motion“, Niklas Gustke, dem Projekt mit 700 Euro entgegen. Das Therapiefahrrad, das einen Gesamtwert von 11 000 Euro hat, hat von seiner Konstruktion mit einem gewöhnlichen Drahtesel nicht mehr viel gemein.

Anzeige

Es ist ein Zweisitzer, in dem Mutter und Sohn nebeneinander in die Pedale treten können. Damit Jörn auch sicher darin Platz findet, hat das Therapiefahrrad dazu noch einen Vier-Punkt-Gurt.

Für die Eltern war es wichtig, dass der Sechsjährige die Möglichkeit hat, neben dem Auto in einem anderen Transportmittel unterwegs sein zu können. Alleine Fahrrad fahren kann er nicht, zudem fehle dem Jungen jedes Gefahrenbewusstsein, erklärt die Mutter.

Die Anlieferung des Therapiefahrrads war am vergangenen Freitag, so dass Sandra Suder und Filius Jörn das Wochenende nutzen konnten, um das neue Gefährt besser kennenzulernen. „Für uns ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen“, dankt Suder allen Beteiligten. Von der ersten Spritztour hat sie Steffan ein Video zukommen lassen, auf dem sich Jörn fidel und lachend auf dem Fahrrad sitzt. „Der Einsatz hat sich gelohnt“, ist auch der A4C-Präsident erfreut.

Von André Heuwinkel