Lampertheimer Physiotherapeuten haben viel zu tun

Nachhilfe in Sachen Bewegung gibt Physiotherapeut Luca Keller (stehend). Foto: Thorsten Gutschalk

Bewegungsmangel im Home-Office führt nicht nur zu Rückenproblemen und Übergewicht. Auch Herz-Kreislauf-Probleme und Muskelabbau sind keine Seltenheit.

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LAMPERTHEIM. Wenn Firmen ihre Mitarbeiter ins Home-Office schicken oder in den Supermärkten pandemiebedingt im Akkord Ware schleppen und einräumen lassen, dann hat auch Physiotherapeut Luca Keller vom "Gesundheitsteam" in Lampertheim alle Hände voll zu tun: "Aufgrund von Corona merken wir einfach, was sich sonst auch so in unseren Alltag einschleicht."

Keller meint damit einen Bewegungsmangel, langes Sitzen, wenig körperliche Abwechslung oder punktuelle Überlastung. Die Folgen seien oftmals Rückenbeschwerden, Gewichtszunahme, Herz-Kreislauf-Probleme und Muskelabbau. "Mit dem Schließen der Fitnessstudios und dem zwischenzeitlichen Lahmlegen der Vereinsaktivitäten wurde dieser Effekt nur verstärkt", weiß der Physiotherapeut. Prinzipiell haben er und seine Kollegen bundesweit aktuell viel zu tun. Doch auch wenn das Problem von vielen Ärzten oder einigen Arbeitgebern erkannt wurde, fehlt es einigen Patienten an Verständnis - Verständnis für ihre eigene Situation. Sie hoffen dann auf Besserung ohne eigenes Zutun.

"Wir zeigen gerne Übungen, geben Hilfe zur Selbsthilfe, arbeiten gemeinsam auf, was in den letzten Wochen und Monaten auf der Strecke geblieben ist", versichert Keller. Er erinnert daran, aktiv zu werden. Im Home-Office sollte sie alle halbe Stunde einmal aufstehen. Turnübungen seien gut, ebenso Treppensteigen und natürlich Sport im Freien. Denn der war ja, je nach Lockdown-Situation, eigentlich immer für Einzelpersonen erlaubt. "Man kann auch an anderen Stellen ansetzen, beispielsweise kleine Besorgungen mit dem Fahrrad erledigen. Die Bewegung und frische Luft tun gut", ist der Experte sicher. Wer sich also kontinuierlich bewegt und fit hält und den Sport nicht exzessiv betreibt, der hat eine gute Chance, lange und beschwerdefrei zu leben.

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"Natürlich ist jeder Organismus, jeder Körper anders", fügt der Physiotherapeut an. Daher erstellt das Gesundheitsteam auch individuelle Trainingspläne, die den jeweiligen Bedürfnissen und dem Leistungsstand angepasst sind und jeder Zeit verändert werden können. Im Zentrum selbst stehen dafür auch Fitnessgeräte bereit. Die richtige Nutzung und korrekte Ausführung der Übungen seien aber das Ah und Oh, denn man könne durch falsches Trainieren auch viel kaputt machen. "Das Gerätetraining ist ein zusätzliches Angebot zu unseren Therapien und Kursen. Neben der genauen Einweisung werden wichtige Daten auf einer Chipkarte gespeichert, die dann von den Cardio- und Kraftgeräten ausgelesen werden", erklärt Keller.

Eine ausgeglichene Lebensweise und eine gesunde Ernährung seien außerdem wichtig. Es müsste mehr Obst und Gemüse auf den Esstisch, bei wenig körperlicher Betätigung weniger Fett und Kohlenhydrate. "Aber auch das muss jeder selbst kontrollieren", erinnert Luca Keller. Dass Langeweile zuhause oder Zeit zum Kochen zum Mehressen verleiten, sei schließlich ein weitverbreitetes Problem. Trotzdem konnte er keinen Zulauf von adipösen Klienten verbuchen.

Neben mehr Bewegung zuhause rät Luca Keller auch dazu, den Arbeitsplatz zu überprüfen. Ist die Schreibtischhöhe der Körpergröße angepasst, stimmt die Stuhlausrichtung und so weiter. "Auch hier kann man vieles für die Haltung korrigieren", ist er sicher. In einigen Firmen und Unternehmen überprüfen Betriebsärzte die richtigen Einstellungen. Zuhause sind die meisten sich aber selbst überlassen.

So auch bei der Stadtverwaltung, wie Pressesprecher Christian Pfeiffer bestätigt: "Mitarbeiter der Verwaltung, die im Home-Office arbeiten, bekommen die nötige Hard- und Software zur Verfügung gestellt, um ihre Tätigkeit bestmöglich auszuüben. Das bedeutet, dass ein Mitarbeiter, der beispielsweise viel mit Excel-Anwendungen arbeitet, neben dem Notebook mit einem entsprechend großen Monitor ausgestattet wird, um nicht täglich auf einen 15-Zoll-Bildschirm schauen zu müssen. Für alle weiteren Dinge, also die richtige Höhe des Stuhls oder einen höhenverstellbaren Schreibtisch, ist der Mitarbeiter eigenverantwortlich zuständig."