Beim Spargellauf in Lampertheim war in diesem Jahr kein DRK eingesetzt. Wie stark sind Vereine und Veranstalter überhaupt auf Sanitätsdienste angewiesen und umgekehrt?
LAMPERTHEIM. Sie retten unter Umständen Leben: Sie stabilisieren Kreisläufe, versorgen bei Verletzungen und wissen, was bei medizinischen Notfällen zu tun ist: Rettungskräfte. Dass sie bei Veranstaltungen die Stellung halten und einschreiten, wenn sie gebraucht werden, ist daher für die Besucher oft selbstverständlich. Bei städtischen Veranstaltungen wie der Kerwe oder dem Spargelfeste sind die Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) um Bereitschaftsleiter Christian Schmidt auch zugegen. Weil der Verwaltung das wichtig ist.
Doch selbstverständlich ist das Engagement eigentlich nicht. Denn während das Vorhalten einer Brandsicherheitswache in der Versammlungsstättenverordnung festgelegt ist, ist für den Sanitätswachdienst keine derartige Regelung zu finden. Es gibt lediglich eine Anzeigepflicht für Veranstaltungen in Versammlungsstätten mit mehr als 5000 Besuchern. Doch was bedeutet das für den Sanitätsdienst? Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Deutschen Roten Kreuzes Lampertheim erklärte der Vorsitzende Thomas Peppler, dass die Einsätze der ehrenamtlichen Helfer essenziell für den Vereinshaushalt sind. Es gibt keine staatliche Unterstützung bei der Anschaffung von Gerätschaften. Für ein neues Fahrzeug mit Equipment werden demnächst wohl 160.000 Euro fällig. Hier fließt nur die normale Vereinsförderung ein. Für das restliche Geld ist die Gruppierung selbst verantwortlich. Es stammt aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, der Altkleidersammlung und eben dem Wachdienst.
Wie Bereitschaftsleiter Christian Schmidt klarstellt, nehme das DRK aktuell pro Helfer die Stunde zwölf Euro. Ein Fahrzeug kostet 20 Euro. Das macht dann Rechenbeispiele von 700 bis 900 Euro für kleinere Veranstaltungen. Eine vermeintlich geringe Summe, welche der Arbeit der Helfer aber nicht ansatzweise gerecht wird.
„Sie sitzen da von Mittag bis Nacht, ehrenamtlich, in ihrer Freizeit. Sie sind da, wenn sie gebraucht werden. Da zieh ich meinen Hut“, brachte es erst kürzlich Bernd Ehret von der SG Hüttenfeld auf den Punkt. Denn beim Kerwelauf, der von Ehret und seinen Mitgliedern der Sportgemeinschaft ausgerichtet wird, kam es zu gleich drei Kreislaufproblemen. Hinter der Ziellinie brachen drei Teilnehmer zusammen und das DRK schritt ein. Eine Situation, welche dem Vereinsvorsitzenden erneut vor Augen geführt hätte, „dass das Geld gut investiert ist und wir froh sind, ein DRK zu haben“ – auch wenn natürlich auch bei der SG jeder Euro wichtig ist. Aufgekommen war die Diskussion über die Sinnhaftigkeit eines Veranstaltungsdienstes, weil der Turnverein Lampertheim in diesem Jahr auf die Beteiligung des DRK verzichtet hatte. Auf Nachfrage dieser Zeitung sagte die TV-Vorsitzende Sabine Gärtner: „Ich möchte dazu nichts sagen. Zumal es ja auch immer auf die jeweilige Leistung der Rettungsdienste ankommt. Der Spargellauf liegt nicht in der Norm.“
Beim Triathlon der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) war das DRK vor Ort. Unentgeltlich. „In Lampertheim helfen sich die Hilfsorganisationen untereinander gerne aus“, sagt der DLRG-Pressesprecher Felix Kröger. Auch das DLRG sei unentgeltlich bei manchen DRK-Absicherungen dabei. „Da jeder unserer Helfer aus dem Einsatzwesen mindestens eine Sanitäter-Ausbildung hat, können wir da auch fachlich mitreden“, so Kröger. Ist das DRK zu Land unterwegs, wird das DLRG bei Wasser-Events beauftragt. Zwar seien die Regatten nicht so verletzungsintensiv wie beispielsweise Kontaktsportarten, zur Wasserrettung sei es aber gut, die Kräfte vor Ort zu wissen, versichert Rainer Vetter. Der Vorsitzende des Wassersportvereins erklärt, dass man sich auch hier finanziell entgegenkomme. „Wir vom WSV begleiten die Schwimmer beim Triathlon mit Booten. Das ist also ein Geben und Nehmen unter den Lampertheimer Vereinen“, so Vetter. Auch Ulrike Gliem verweist auf die Wasserrettung. „Das Rote Kreuz brauchen wir daher im Prinzip nicht. Das DLRG macht das mit, wenn das wäre.“ Die zweite Vorsitzende des Kanuclubs bricht eine Lanze für aufkommende Kosten: „Ich finde, es ist klar, dass die Organisationen auch ein bisschen was dafür kriegen müssen, dass sie ausgebildeten Leute vorhält. Ich finde das nicht mehr als rechtens.“ Für Reha-Sport und Herz-Sportgruppen müsse man sogar einen Arzt dahaben, sagt Gliem. Den KCL betreffe das nicht – das könnte unter Umständen aber richtig teuer werden. Hier seien viele Gruppierungen froh, dass sie auch auf Sanitäter ausweichen können.
Das sei auch zulässig. Und Philipp Butterfass ist beim „Tanz der Bässe“-Festival auch immer froh, die Johanniter vor Ort zu haben. Sie seien ihr Geld wert. Dass das DRK hier nicht mitmacht, hatte mal terminlich nicht gepasst. „Und jetzt sind wir alle so eingespielt: Never change a running system“, so der Veranstalter.