Was tun beim Fund einer Nosferatu-Spinne?

Sie sieht für den ein oder anderen gruselig aus, ist aber kein Grund zur Panik: die Nosferatu-Spinne. Symbolfoto: Stella Lorenz

Eine Heppenheimerin berichtet vom Fund einer großen Spinne in ihrer Garage. Nabu und Mediziner geben Entwarnung und erklären, was zu tun ist.

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HEPPENHEIM. „Ich habe es nicht glauben können“, sagt Christine Fischer. Die Heppenheimerin wollte eigentlich nur ihre Garage aufräumen – und entdeckte dabei eine rund acht Zentimeter große Nosferatu-Spinne. Das Tier stammt ursprünglich aus den Mittelmeerländern im südlichen Europa und nördlichen Afrika. Doch seit einigen Jahren taucht sie immer wieder in mitteleuropäischen Ländern auf. Wenn auch die Begegnung mit dieser großen Spinne ungewohnt ist, der Naturschutzbund (Nabu) Bergstraße gibt Entwarnung. Panik ist nicht angebracht.

Die Begegnung mit der Spinne lief bei Familie Fischer recht entspannt ab. „Guck mal Mama, eine Spinne“, wies ihre Tochter Christine Fischer auf das Tier hin. Zunächst nichts Ungewöhnliches in einer Garage. Doch als Fischer selbst zum Fundort kommt, ist sie baff. Über eine App schaut sie nach und stellt fest: Es ist tatsächlich eine Nosferatu-Spinne. „Wir haben dann den Nabu kontaktiert, die haben das bestätigt.“ Wenig später fand sie ein zweites Exemplar, seitdem nichts mehr.

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Ungefährlich für Menschen

Noch ist die Spinnenart zwar sehr vereinzelt zu sehen, doch das Exemplar ist nicht das erste in der Region. „Bei mir im Haus habe ich bereits zwei dieser Spinnen gefunden“, berichtet Annette Modl-Chalwatzis vom Nabu Kreisverband Bergstraße. Modl-Chalwatzis selbst stammt aus Bensheim. „Eine Spinne war leider bereits vertrocknet in einer Ecke aufgefunden worden. Die andere recht imposante Spinne habe ich in einem Marmeladenglas gefangen und im Garten freigelassen. Damit sie im Haus nicht das gleiche Schicksal erleidet.“

Wenn auch im Internet schnell eine gewisse Panik geschürt wird, Grund dafür gibt es nicht. „Alle Spinnen sind nützlich. Im Haus fangen sie Stubenfliegen und Stechmücken, die tatsächlich eine schädliche Wirkung haben können. Die Spinnen selbst sind ungefährlich für Menschen, da der Mensch nicht ins Beuteschema passt. Spinnen, so auch die Nosferatu-Spinne, fliehen vor uns“, erklärt Modl-Chalwatzis. Niemals würden die Spinnen Menschen auflauern, um diese zu beißen.

Panik und Ekel gab es auch bei Familie Fischer kaum. „Ich finde es eigentlich ein interessantes Tier“, so Fischer. Lediglich das Unwissen über die Spinnenart und eine Allergie gegen Ameisengift in der Familie ließen sie besonders vorsichtig sein, da sie eine mögliche Kreuzallergie befürchtete.

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Nicht nur der Nabu, auch Mediziner geben Entwarnung vor der Spinne. „Prinzipiell ist der Biss einer Nosferatu-Spinne schwächer als der einer Wespe“, sagt der Heppenheimer Allgemeinmediziner Michael Reich. „Nur bei Allergie auf das Gift reagiert man stärker.“ In seiner Praxis hatte er noch keinen Patienten mit einem Biss, auch von seinen Kollegen hat er bislang nichts gehört. Wer tatsächlich von der Spinne gebissen wird, sollte die Stelle konsequent kühlen. „Bitte nicht das Gift ausdrücken oder mit dem Mund ansaugen, wie man es im Fernsehen in Filmen manchmal sieht.“

Die gefährlichste Giftspinne in Deutschland sei derzeit der Ammen-Dornfinger. „Diese Spinne ist in der Lage, bei einem Menschen relevante Vergiftungserscheinungen auszulösen“, so Reich. „Hört sich aber nicht so gefährlich wie Nosferatu-Spinne an. Hier spielt die allgemeine Neigung zur Arachnophobie (Anm. d. Redaktion: Angst vor Spinnen) eine größere Rolle.“

Panik "nicht angebracht"

Ihren Spitznamen erhielt die Nosferatu-Spinne, weil ihr Aussehen an den Vampir aus dem gleichnamigen Horrorfilm erinnert. Eine Horrorgeschichte scheint es im Landkreis Bergstraße dagegen noch nicht gegeben zu haben. „Nach Aussage unserer Notaufnahme war bisher kein Patient mit Bissverletzung vorstellig“, sagt Dr. Cordula Müller, stellvertretende Leitende Ärztliche Direktorin des Kreiskrankenhauses in Heppenheim. „Die Auswirkungen scheinen auch maximal einem Bienenstich zu entsprechen. Hier wären lokale Kühlung und Antihistaminika angebracht. Eine Vorstellung beim Hausarzt oder allgemeinmedizinischem Dienst ist wohl sinnhaft.“ Doch auch Müller sagt: „Panik erscheint nicht angebracht zu sein.“

Dass durch klimatische Verschiebungen immer wieder neue Insektenarten in der Region heimisch werden, beeinflusst allerdings den Alltag der Mediziner. „Zum Beispiel die Tigermücke, die ist schon seit einigen Jahren in Deutschland gesichtet worden. Das West-Nil-Virus gibt es auch erst seit einigen Jahren in Europa, die Ausbreitung und die Erkrankungszahlen steigen Jahr um Jahr. Auch in Deutschland“, so Reich. „Deshalb muss man die entsprechenden Beschwerden, Fieber, starke Gliederschmerzen und einen masernartigen Ausschlag in seine differenzialdiagnostischen Überlegungen aufnehmen.“