Um auf den Ärzteschwund in Heppenheim hinzuweisen, bleiben am kommenden Mittwoch erneut Praxen geschlossen. Eine Protestaktion in der Innenstadt soll die Lage verdeutlichen.
Heppenheim. Ein Streik dreht sich meist um Lohn, genauer dessen Erhöhung. Häufiger geht es um den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Zukunft. Selbstständige bleiben in aller Regel sich selbst überlassen, im gesamten Gesundheitswesen sieht es meist nicht anders aus. Wenn Mediziner streiken, schrillen besondere Alarmglocken. Den hippokratischen Eid, sich um Kranke oder Verletzte zu kümmern, verletzen sie dabei augenscheinlich nicht, zumal sich niedergelassene Kollegen absprechen und die Versorgung gewahrt bleibt.
Viele Ärzte, auch in und um Heppenheim, sehen sie aber grundsätzlich und dauerhaft massiv gefährdet. Es bedürfe tiefgreifender Veränderungen, um dem grassierenden Ärzteschwund, den viele vertröstete Patienten schon heute spüren, entgegenzuwirken, sagen sie. Und es geht ihnen darum, den Berufsstand niedergelassener Ärzte wieder attraktiver zu machen. Damit Ärzte an oder über der Altersgrenze zur Rente guten Gewissens an eine Nachfolge übergeben können, sofern sich eine findet. Darum protestieren vor allem Haus- und Kinderärzte, schließen seit geraumer Zeit einen Mittwoch im Monat viele Praxen ihre Türen. Um das Zeichen zu setzen: So könnte es irgendwann vielerorts immer sein.
Foderung nach Verbesserung der Patientenversorgung
Nächste Woche Mittwoch, 26. April, ist es wieder soweit – auch in Heppenheim. Und dazu kündigte der Vorsitzende des Hausärztenetzes Heppenheim, Jens Braun, eine sichtbare Protestaktion in der Friedrichstraße an. Vor dem Stadthaus wollen mehrere Fachärzte und medizinische Fachangestellte etwa zwischen 11 und 11.30 Uhr mit kurzen Ansprachen, Plakaten und anderen Aktionen signalisieren, dass es so aus ihrer Sicht nicht weitergeht und worum es ihnen geht.
Braun leitet mit Margot Siebein in Heppenheim ein Diabeteszentrum als Gemeinschaftspraxis. Diese symbolisiert als ein Beispiel die Brisanz der Lage und des Anliegens. Diabetes ist weit verbreitet, die Betroffenen brauchen Hilfe. Doch Braun sieht seinesgleichen allmählich hilflos einer fatalen Entwicklung ausgesetzt.
Die Forderungen respektive Inhalte sind im Wesentlichen: Verbesserung der Patientenversorgung, auch angesichts der zögernden Digitalisierung und der zehrenden Bürokratie. Erhalt der freien Arztwahl, Widerstand gegen die angekündigte Honorar-Nullrunde sowie vor allem mehr Wertschätzung. Patienten sind aufgerufen, eine Online-Petition zu unterstützen, die den Titel „Wir sehen Schwarz” trägt.