Madrigalgesang der Extraklasse: „Profeti della Quinta“...

Das Vokalensemble „Profeti della Quinta“ bot im Kurfürstensaal einen makellosen Auftritt mit ausgefeilter Gesangstechnik.  Foto: Dagmar Jährling  Foto: Dagmar Jährling

Italienische Renaissance-Madrigale als Publikumsrenner im Kurfürstensaal: Mit dem Konzert des jungen israelischen Ensembles „Profeti della Quinta“ ist Forum Kultur ein...

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HEPPENHEIM. Italienische Renaissance-Madrigale als Publikumsrenner im Kurfürstensaal: Mit dem Konzert des jungen israelischen Ensembles „Profeti della Quinta“ ist Forum Kultur ein ermutigender Überraschungserfolg gelungen. Der Abend stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass die sogenannte „Alte Musik“ auch abseits einschlägiger Festivals in einer traditionellen Kammermusikreihe sehr wohl ihren angemessenen Platz finden kann und sollte.

Freilich braucht es dazu vokale Ausnahmevirtuosen wie die fünf „Profeti“, die in Heppenheim von Genre-Pionieren wie Cipriano de Rore oder Luzzasco Luzzaschi bis hin zu Großmeistern wie Carlo Gesualdo oder Claudio Monteverdi den ganzen Reichtum der Gattung erfahrbar machten. Wer dieses Repertoire in solch einzigartiger Konzentration erlebte, konnte von der kompositorischen Extravaganz seiner kühnen Schöpfer und von der kongenialen Vortragskunst seiner makellos stilsicheren Interpreten nur verblüfft und begeistert sein.

„Profeti della Quinta“ verfügen mit Ensemblegründer Elam Rotem (Bass), den Tenören Lior Leibovici und Dan Dunkelblum, dem Countertenor Roman Melish und seinem allerlei solistische Glanzlichter beisteuernden Kollegen Doron Schleifer über eine geradezu ideal harmonierende Besetzung. Wie das derzeit in Basel ansässige Quintett mitschnittreife gesangstechnische Perfektion und ausdrucksstarke Klangsinnlichkeit offenbar ganz entspannt zusammenbrachte, verschlug dem Zuhörer immer wieder den Atem. Aus der ersten Konzerthälfte bleiben neben Paradestücken wie de Rores „Ancor che col partire“ oder Gesualdos „Occhi, del mio cor vita“ einige besonders schwärmerische Sätze von Luzzasco Luzzaschi in Erinnerung, dessen kaum bekanntes Oeuvre das Ensemble kürzlich erst auf CD vorgestellt hat. Ebenfalls eine echte Entdeckung war „Ahi, tu piangi“ von Scipione Lacordia, in dem sogar Gesualdos Kühnheiten noch überboten schienen.

Zwei exquisite Zugaben zum Schluss

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Claudio Monteverdis wunderbar lust- und geschmackvoll zugleich ausgekostete Madrigalszenen „Lamento della Ninfa“ und „Lamento d’Arianna“ zeigten das Genre dann im zweiten Teil endgültig auf dem Weg zur großen Oper. Der Lautenist Ori Harmelin dokumentierte seine verführerische Finesse an diesem Abend nicht nur als Monteverdi-Begleiter, sondern auch in einem solistisch eingeschobenen Passacaglia-Juwel aus der Feder von Alessandro Piccinini.

Nach dem krönenden Monteverdi-Madrigal „Zefiro torna“ hielten die vom Heppenheimer Publikum gefeierten Musiker mit Salomone Rossis „Kaddish“ und dem wiederholten Luzzaschi-Hit „Dhe, non cantar“ noch zwei exquisite Zugaben parat. „Profeti della Quinta“ bescherten ein horizontweitendes Konzertereignis von wahrhaft rarer Extraklasse.

Von Klaus Roß