Ist Sebastian Vettel bald Schlossherr?

Bald der Wohnsitz von Sebastian Vettel? Schloss Eugensberg in Hegau am Bodensee. Davor die Oldtimer des früheren Besitzers. Foto: Pressedienst Thurgau

Der Heppenheimer Sebastian Vettel, der sich anschickt, der erfolgreichste deutsche Formel-1-Fahrer zu werden, ist womöglich bald auch Schlossherr. Nicht in Deutschland, sondern...

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HELGAU/HEPPENHEIM. Der Heppenheimer Sebastian Vettel, der sich anschickt, der erfolgreichste deutsche Formel-1-Fahrer zu werden, ist womöglich bald auch Schlossherr. Nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz. Dort wird demnächst Schloss Eugensberg versteigert, 1819 von einem Stiefsohn Napoleon Bonapartes gebaut.

Seit Sebastian Vettel erstmals Weltmeister mit dem Red-Bull-Team wurde, hat er sich aus seiner Heimatstadt Heppenheim verabschiedet und wohnt steuergünstig in der Schweiz. 2010 kaufte er ein Anwesen in Ellinghausen nahe dem Bodensee, bekam mit der Gemeinde jedoch Streit, weil ihm der Bau eines Tennisplatzes verwehrt wurde, wie örtliche Medien damals berichteten. Daraufhin hat Vettel ein anderes Anwesen im nahen Eschenz ersteigert, ebenfalls direkt am Bodensee gelegen. Das 5000 Quadratmeter große Grundstück verfügt über ein Bootshaus und den von Vettel gewünschten Tennisplatz. Doch auch dieses Grundstück scheint dem Formel-1-Piloten nicht mehr so recht zu gefallen.

In seine Heimatstadt Heppenheim, wo Vettel inzwischen ein größeres, denkmalgeschütztes Anwesen am Marktplatz gekauft hat, das grundsaniert werden muss, scheint er so schnell nicht zurückkehren zu wollen, obwohl ihm dort schon vor Jahren die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde. Die entsprechende Urkunde hat er bis heute jedoch noch nicht entgegengenommen, was bei einigen Kommunalpolitikern für Verärgerung sorgte.

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Medien in der Schweiz und am Bodensee berichten nun, Sebastian Vettel wolle Schloss Eugensberg ersteigern, das mit einem eidgenössischen Wirtschaftskrimi in Verbindung steht.

1990 wurde das hoch über dem Untersee mit Blick auf die Insel Reichenau und Konstanz gelegene Anwesen in der kleinen Schweizer Gemeinde Hegau im Thurgau von der Hugo Erb AG gekauft. Der letzte Schlossherr Rolf Erb ist am 8. April verstorben. Seinen Erben hat der einst angesehene Unternehmer ein finanzielles Desaster hinterlassen. Denn der einst milliardenschwere Erb, der ein Faible für teure Oldtimer hatte, war plötzlich insolvent. Erb war früher zweitgrößter Kaffeehändler der Welt, war in der Holzbranche tätig und hatte auch in der Automobilbranche einen Namen. Seine weltweit über achtzig Firmen sollen mit rund 5000 Angestellten einen Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Schweizer Franken gemacht haben. Mit einem geschätzten Vermögen von 1,5 Milliarden Franken galt die Familie Erb als eine der reichsten Familien der Schweiz. Jedenfalls bis vor gut zehn Jahren, als sich der Unternehmer mit spekulativen Immobiliengeschäften in Ostdeutschland verhoben hatte. 2,4 Milliarden Franken Schulden bei 80 Banken führten schließlich zur Insolvenz, Erb wurde vom Züricher Obergericht des gewerbsmäßigen Betrugs, der mehrfachen Urkundenfälschung und der mehrfachen Gläubigerschädigung für schuldig befunden und zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Zu Lebzeiten Erbs war an das Schloss nicht heranzukommen, weil er die gesamte Immobilie seiner Frau und seinen Kindern überschrieben hatte. Nach mehreren Prozessen von Gläubigern ist die Familie nun bereit, Schloss Eugensberg aufzugeben, um mit dem Versteigerungserlös Gläubiger abzufinden.

Das 100-Hektar-Grundstück samt Schloss mit 45 Zimmern, einem großen englischen Garten, einem Schwimmbad und einem Tennisplatz, wird nun nach Mitteilung der Staatskanzlei Thurgau versteigert.

Die Oldtimer kommen bereits am 21. Mai über das Londoner Auktionshaus Bonhams unter den Hammer, das Schloss und andere Immobilien des ehemaligen Milliardärs sollen im Sommer versteigert werden.