Heppenheim: „Babyfreundliche Geburtsklinik“

Auf die intensive Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem wird in der Kreisklinik in Heppenheim geachtet. © Archivfoto: dpa

Das Kreiskrankenhaus Bergstraße ist erneut ausgezeichnet worden. Der Fokus des Zertifikats „Babyfreundliche Geburtsklinik“ liegt auf dem Thema Stillen.

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HEPPENHEIM. Einmal zertifiziert, immer zertifiziert? Das wäre nicht im Sinne der Sache. „Ein Qualitätssiegel bedarf regelmäßiger Überprüfung, so es authentisch sein soll, vergleichbar der TÜV-Untersuchung beim Auto“, teilt das Kreiskrankenhaus Bergstraße mit. Für drei Jahre darf das Haus nun weiterhin das Siegel „Babyfreundliche Geburtsklinik“ tragen.

Bei einer Rezertifizierung werde von den Auditoren genauso penibel hingeschaut und hinterfragt wie bei der Erstzertifizierung. „Alles kommt auf den Prüfstand.“ Von daher ist die Freude bei den Verantwortlichen der Klinik groß. „Das Zertifikat ist natürlich eine Auszeichnung. Vor allem aber verstehen wir es als Gradmesser an die Ansprüche, die wir an uns selbst stellen und die selbstredend werdende und junge Eltern an uns stellen dürfen“, sagt die Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus, Cordula Müller.

Der Fokus des Zertifikats „Babyfreundliche Geburtsklinik“ liegt auf dem Thema Stillen. Erklärungen und Hilfestellungen gehören dazu, ebenso Gespräche über Alternativen mit Müttern, denen das Stillen nicht möglich ist. Aber auch die intensive Bindung zwischen Eltern und Baby, vor allem unmittelbar nach der Geburt zwischen Mutter und Neugeborenem, wird mit dem Konzept der „Babyfreundlichen Geburtsklinik“ gefördert.

Erstmals zertifiziert wurde das zum Heidelberger Universitätsklinikum gehörenden Kreiskrankenhaus in diesem Sinne im Jahr 2019. Dem Zertifikat liegen Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen zugrunde. In Heppenheim ist das Projekt unter Federführung des Leitenden Oberarztes der Gynäkologie und Geburtshilfe, Claas Kitschke, umgesetzt worden. Von Beginn an stand dem Oberarzt die frühere Chefärztin Ursula Hurst als Förderin der Idee zur Seite, wie nunmehr deren Nachfolgerin Cordula Müller.

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Unter anderem sieht die Idee der „Babyfreundlichen Geburtsklinik“ vor, dass Mütter und ihr Neugeborenes nicht schon kurz nach dem Moment der Geburt getrennt werden. Ihnen und auch Vätern wird, so es keine medizinischen Einschränkungen gibt, von Beginn an Zeit zum intensiven Miteinander gegeben. Sie sollen so lange wie möglich zusammenbleiben, medizinische Routine wird sanft eingebettet. Ruhe und familiäre Geborgenheit haben ihren Platz. Vor allem aber wurde im Zuge der Zertifizierung die Still- und Laktationsberatung ausgebaut.

Schon auf dem Weg zur Erstzertifizierung hatte Oberarzt Claas Kitschke betont: „Für Neugeborene gibt es nichts Gesünderes als Muttermilch.“ Diese stärke vor allem die Abwehrkräfte des Kindes, das Immunsystem und der körpereigene Schutz vor Allergien bekommen einen fördernden Schub. Aber auch der jungen Mutter tut gewöhnlich Stillen gut. Zudem stärkt das Anlegen an die Mutterbrust die Bindung mit dem Neugeborenen. Dass das Anlegen nicht immer einfach ist, dass es physische und psychische Schwellen geben kann, wissen Kitschke und sein Team. Auch hier setzt die Stillberatung an. Ebenso dort, wo in einer scheinbar pragmatisch ausgerichteten Welt, das Stillen nicht mehr zur Selbstverständlichkeit gehört.

„Wir betrachten das Thema ganzheitlich, entsprechend sind unser Leistungsspektrum und unsere Hilfestellung zu sehen und zu verstehen“, sagt Oberarzt Kitschke.