Altstadtfreunde helfen Heppenheimer Madonnenfiguren

So schön sie auch ist, die Marktbrunnen-Madonna in Heppenheim – der Zerfall ist ihr anzusehen. In diesem wie in anderen Fällen soll das von den Altstadtfreunden jetzt aufgelegte Projekt „Heppenheimer Madonnen“ segensreich wirken. Foto: Karlheinz Mulzer

Die mehr als zwei Dutzend Madonnenfiguren in Heppenheim wollen die Altstadtfreunde bekannter machen und notfalls sanieren. Zum Auftakt ihres Projekts eröffnen sie am Freitag...

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HEPPENHEIM. In der Geschichtswerkstatt der Heppenheimer Altstadtfreunde ist das Projekt „Heppenheimer Madonnen“ entstanden. Ziel ist es, den Bestand an Marienfiguren im öffentlichen Raum zu dokumentieren, die Öffentlichkeit für dieses katholische Erbe Heppenheims zu interessieren und zu sensibilisieren und zu ihrem Erhalt beizutragen.

Das Madonnenprojekt des Vereins ist auf drei bis fünf Jahre angelegt, der Start steht unmittelbar bevor: Am Freitag, 28. September, wird um 17 Uhr eine Ausstellung in der Kelterhalle des Kurmainzer Amtshofs eröffnet. Dort gibt es Fotografien und Informationen über die ehedem insgesamt 30 Marienfiguren, darunter fünf Bildsäulen, 16 Hausmadonnen und eine Brunnenfigur. Die Zusammenstellung war alles andere als einfach, wie Karlheinz Mulzer erklärt, der zusammen mit Klaus Phil Neher, Richard Lulay und Pia Kessler-Schül die Geschichtswerkstatt betreibt. „Die Literatur ist erschreckend schlecht.“

Das gilt ganz und gar nicht für den künstlerischen Wert der meisten Figuren, wie die bis zum 7. Oktober bei freiem Eintritt zu besichtigende Ausstellung in Kooperation mit dem Stadtmuseum belegt. Schlicht großartig ist nicht nur für Mulzer die steinerne Madonna mit Kind in der Pfarrkirche St. Peter – die einzige Figur, die in einem sakralen Raum steht. Das deckt sich mit der Darlegung der Altstadtfreunde, die Heppenheimer Madonnen stünden für eine im 18. Jahrhundert intensivierte Marienverehrung im öffentlichen Raum: gewiss auch in Abgrenzung von den Protestanten. „Damals grenzte Heppenheim unmittelbar an die evangelischen Lande der Kurpfalz, der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und der Grafschaft Erbach an. Die Zugehörigkeit zum Bistum Mainz endete 1803“, heißt es in einer Projektbeschreibung. Darin ist auch zu lesen, worin der eigentliche Wert dieser Figuren besteht: „Obwohl gelegentlich erneuert oder neu positioniert, haben viele Madonnenfiguren die Zeiten überdauert. Die Figuren geben somit Zeugnis vom religiösen Bekenntnis der Heppenheimer Bevölkerung und deren ‚Alltagsglauben‘. Sie vermitteln außerdem einen Eindruck von den historischen sowie politischen Gegebenheiten und Verhältnissen in der Zeit des Barock des 18. Jahrhundert und danach. Somit sind sie wertvolle kulturhistorische Objekte.“

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Die Bandbreite ist enorm. Sie reicht von der fein gearbeiteten und gewiss bekanntesten Heppenheimer Madonna auf dem Brunnen vor dem Rathaus bis zur schlichten Variante an Hausfassaden, von der spätmittelalterlichen Madonna in der Pfarrkirche bis zu einer Figur von 1937 am Starkenburgweg.

Für sich geschützt ist keine, einzelne fallen allenfalls unter Ensembleschutz. Daran knüpfen die Altstadtfreunde an. Sie wollen fällige Restaurierungen einiger Problemfälle anstoßen. Führungen, Flyer, Postkarten (die Fotos sind von Karlheinz Mulzer) und Zeitungsartikel sollen beim Spendensammeln helfen und nicht zuletzt der Brunnenmadonna zugute kommen. Deren Sandstein zerfällt, eine Hälfte der Mondsichel fehlt.

Weitere Reparaturen sind fällig an einer Portalmadonna am Graben und einer Marienfigur am Haus Marktstraße 1. Wieder angebracht werden soll eine vor zwei Jahren aus der Schunkengasse entfernte Marienfigur, neu bemalt eine am Erbacher Hasenpfad. Die Stadtteile sind selbstverständlich vertreten beim Madonnenprojekt, wofür auch eine Säulenheilige an der Unter-Hambacher Dorfstraße steht.

Für Interessierte gibt es neben Heimatkunde auch Wissenswertes zu den Typen von Marienfiguren zu erfahren. Eine Madonna im Strahlenkranz etwa ist etwas ganz anderes als eine Immaculata (eine Unbefleckte), bei der Maria auf einer Weltkugel steht und mit Halbmond und Schlange gekennzeichnet ist.

Von Christian Knatz