(red). Vor 75 Jahren, am 18. März 1942, wurden die in Heppenheim verbliebenen Juden nach Polen deportiert. Von der Gestapo wurden sie aus ihren Wohnungen geholt und zunächst...
HEPPENHEIM. Vor 75 Jahren, am 18. März 1942, wurden die in Heppenheim verbliebenen Juden nach Polen deportiert. Von der Gestapo wurden sie aus ihren Wohnungen geholt und zunächst in die Liebigschule nach Darmstadt gebracht. Dort war ein Sammellager eingerichtet worden. Am 24. März brachte ein Deportationszug 1000 jüdische Menschen aus Südhessen, Rheinhessen, Wiesbaden und Mainz nach Piaski in Polen. Von diesen 1000 Menschen hat keiner überlebt, teilt der Verein Stolpersteine Heppenheim mit.
In diesem Deportationszug waren auch Rosa und Leo Bach aus Heppenheim. Für sie und ihre beiden Kinder Kurt und Gerda Bach werden am 8. März vier Stolpersteine verlegt.
Kurt und Gerda Bach flüchteten 1936 nach Südafrika. Leo und Rosa Bach wurden in Polen ermordet. Sie betrieben dem Verein zufolge ein Textilgeschäft in ihrem Haus in der Friedrichstraße 34. Nach 1933 gingen die Geschäftseinnahmen drastisch zurück. Ihr Geschäft verpachteten sie 1936 an Carl Schubert und das Ehepaar zog in die Mansardenwohnung. 1938 wurde das Anwesen an Carl Schubert verkauft. Leo Bach war zu diesem Zeitpunkt im KZ Buchenwald inhaftiert. Das Geld aus dem Verkauf ging auf ein Sonderkonto, zu dem das Ehepaar Bach keinen Zugriff hatte.
Gerda Bach heiratete in Südafrika. Ihre Tochter, ihr Sohn und dessen Ehefrau werden bei der Stolpersteinverlegung mit dabei sein.
Ebenfalls vier Stolpersteine werden in der Lorscher Straße vor dem Haus Nr. 17 in den Bürgersteig eingelassen. Dort wohnte bis 1936 die Familie Baruch. Abraham Baruch heiratete 1913 die Heppenheimerin Dina Meyerhof. In der Kleinen Bach 1-3 führte er gemeinsam mit Alexander Goldschmidt das Mode-und Stoffgeschäft Goldschmidt & Baruch. Abraham Baruch starb 1935. Ein Jahr später flüchtete seine Frau Dina mit den beiden Kindern Erich und Helmuth nach Holland. Helmuth wurde 1944 interniert, kam zunächst nach Auschwitz und anschließend in weitere Konzentrationslager. 1945 starb er in Bergen-Belsen. Dina Baruch starb kurz nach dem Krieg in Holland. Nur Erich Baruch überlebte. Zwei Töchter von ihm leben in Australien.
Der Verein „Stolpersteine Heppenheim – Erinnern für die Zukunft“ hat in den vergangenen Monaten die Recherchearbeiten durchgeführt und organisiert die kommende Stolpersteinverlegung. Gunter Demnig, Künstler und Begründer des Projektes „Stolpersteine“, wird die Verlegung vornehmen. Schüler des Starkenburggymnasiums lesen Texte mit weiteren Informationen zu den Familien Bach und Baruch. Die musikalische Gestaltung der Feierstunde übernimmt Christian Seeger. Der Verein Stolpersteine lädt alle interessierten Bürger zu dieser Gedenkfeier ein: Stolpersteinverlegung am 8. März, Beginn um 15.30 in der Lorscher Straße 17 und anschließend in der Friedrichstraße 34.