Der Wolf geht um im Odenwald. Nach einer Sichtung in den Wäldern Wald-Michelbachs im vergangenen Jahr diskutieren auch hier im Kreis Bergstraße Menschen über den Wolf. Jene,...
FÜRTH-ERLENBACH. Der Wolf geht um im Odenwald. Nach einer Sichtung in den Wäldern Wald-Michelbachs im vergangenen Jahr diskutieren auch hier im Kreis Bergstraße Menschen über den Wolf. Jene, die in ihm eine Bereicherung für die heimische Fauna sehen, und jene, die ihn als Gefahr vor allem für Nutztiere werten, stehen sich dabei oft unversöhnlich gegenüber.
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„Wir wollen diese Diskussion versachlichen und ihr Fakten entgegensetzen“, erklärte Moritz Müller von den Grünen. Auf Anregung seiner Partei präsentiert zurzeit eine Ausstellung des hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) im Schulungsgebäude des Bergtierparks Fakten über den Wolf. Die Ausstellung hatte zuvor schon in Mörlenbach und Grasellenbach Station gemacht. Neben Informationstafeln zum Wolf und einem Skelett zeigt die Schau auch ein präpariertes Tier.
Müller wünscht sich, dass die Debatte rund um den Wolf weniger emotional geführt wird. Dem stimmte auch Matthias Schimpf, Vorstandssprecher der Grünen im Kreis, zu. „Auch der Wolf gehört zur Natur“, meinte er. „Es kann nicht das Ziel sein, ihn wieder auszurotten.“
Die Grüne Jugend des Kreises hatte am Samstag rund um die Ausstellung einen Aktionstag im Bergtierpark Fürth-Erlenbach auf die Beine gestellt. Dabei wurden vor allem Kinder an das Thema spielerisch herangeführt. Der Freundeskreis des Bergtierparks bewirtete zusammen mit der Grünen Jugend die Besucher.
Das Rahmenprogramm für die Kinder wurde gut angenommen. In den Tipis nahe des Schulungsgebäudes lasen Mitglieder der Grünen Jugend Bergstraße den Kindern Märchen vor, bei denen der Wolf eine prominente Rolle einnahm, und spielten ein Karten-Rollenspiel mit dem Thema Werwölfe. „In den Märchen ist der Wolf immer böse und wird am Ende getötet“, sagte Moritz Müller. Darin spiegele sich die Angst der Menschen vor dem Wolf wider, die in der Entstehungszeit der Märchen noch geherrscht hatte. Informationen rund um den echten Wolf konnten Kinder in der Bastelecke und bei einem Wolfsquiz sammeln.
Jana Kirsch führte den jungen Tierparkbesuchern vor, wie der Pfotenabdruck eines Wolfes aussieht. Er ähnelt dem eines Hundes, ist aber größer. Die Abdrücke im Sand konnten mit Gips ausgegossen werden. Den ausgehärteten Pfotenabdruck konnten sich die Kleinen dann mit nach Hause nehmen. Die Stempel für diese Abdrücke stammten wie auch anderes kindgerechtes Infomaterial aus dem „Wolfskoffer“, den der Verein „Gesellschaft zum Schutz der Wölfe“ bereitgestellt hat. „Eigentlich müssten wir uns Gesellschaft zum Schutz der Schafe nennen“, schmunzelte Antonie Schneider aus Frankfurt, die der Gesellschaft angehört. Denn ein großer Teil der Mittel, die dem Verein zur Verfügung stehen, gehen an Schafbesitzer. Zum Teil geben sie Geld an Schäfer, denen Tiere von Wölfen gerissen wurden, um die Zeit zu überbrücken, bis diese aus offiziellen Geldtöpfen eine Entschädigung erhalten. Wichtig ist ihnen auch das Thema Herdenschutz. Sie helfen Schäfern bei der Finanzierung geeigneter Zäune und dem Kauf von Herdenschutzhunden. „Schäfer, die sich so schützen, haben keine Risse mehr“, so Schneider. Einer Bejagung der Wölfe steht Schneider ablehnend gegenüber. „Das macht die Rudelstrukturen kaputt“, warnte sie.
Jens-Uwe Eder vom Freundeskreis Bergtierpark ist Förster. Er hat zum Thema Wolf eine etwas andere Meinung. „Ich bin offen für den Wolf“, erklärte er, „aber wir leben hier in keiner Wildnis, sondern einer Kulturlandschaft.“ Die Gefahr für Nutztiere könnte zwar mit besseren Zäunen begegnet werden. „Aber wir versiegeln permanent Landschaften, zerschneiden die Natur mit Straßen und träumen gleichzeitig vom Platz für den Wolf“, machte Eder auf Widersprüche in der modernen Haltung zur Natur deutlich. Daher könne unter Umständen auch eine Bejagung notwendig sein. Experten zufolge ist eine Begegnung mit dem Wolf für Menschen nicht gefährlicher als eine mit einem Wildschwein.