Die Bobstädterin Julia Piechotta ist Mitgründerin des Unternehmens Spoontainable, das einen umweltfreundlichen Eislöffel entwickelt hat.
BÜRSTADT. Strände und Ozeane werden verdreckt, Tiere aus ihrem Lebensraum verdrängt und über die Nahrung wird es auch für den Menschen zu einem unmittelbaren Problem. Die Rede ist von Plastikmüll, von dem es auf der Welt offenkundig viel zu viel gibt. Ein großer Teil von dem, was täglich weggeworfen wird, wird nicht recycelt und landet im schlimmsten Fall in der Umwelt.
Während große Konzerne nach umweltfreundlichen Alternativen forschen, haben sieben Studentinnen der Stuttgarter Universität Hohenheim für ihren innovativen Eislöffel einen anderen Ansatz gewählt. Anstatt das Gerät aus einem leichter entsorgbaren Material herzustellen, haben sie ihn so gestaltet, dass er gar nicht erst entsorgt werden muss. Der Clou: Der Löffel ist aus einem essbaren Teig hergestellt und kann nach dem Eisgenuss einfach verzehrt werden.
Mit der Idee haben die Studentinnen nun ein Unternehmen gegründet, mit dem sie ihr innovatives Produkt vertreiben wollen. Eine von ihnen ist Julia Piechotta, die aus Bobstadt stammt, in Bensheim ihr Abitur gemacht hat und nun an der Universität Hohenheim Management im Master studiert.
Idee entsteht in Studenteninitiative
„Ein eigenes Unternehmen zu gründen war eigentlich nie mein Plan“, so die 24-jährige. Dass es dazu kam, ist einer Reihe von Zufällen zu verdanken. Die ursprüngliche Idee stammt aus der Studenteninitiative „Enactus“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, nachhaltige Geschäftsideen zu entwickeln und zu fördern. Dort lernte Julia Piechotta ihre Mitstreiterinnen kennen und ist nun zu einem Siebtel an „Spoontainable“ beteiligt. „Der Firmenname setzt sich aus den englischen Wörtern für Löffel („spoon“) und nachhaltig („sustainable“) zusammen“, erklärt die Gründerin.
Die Löffel werden aus einem speziellen Keksteig geformt und anschließend gebacken. Durch Nahrungsfasern, die aus Bioabfällen gewonnen werden können, sind sie robuster als ein herkömmlicher Keks und brechen beim Eisessen nicht ab. Produziert werden soll der Löffel vorerst in den Geschmacksrichtungen Schokolade, Zitrone, Erdbeere, Vanille und Zimt. Er ist zuckerfrei sowie ohne Zusatzstoffe.
Seit der Gründung des Unternehmens im September 2017 hat sich bereits viel getan. Dank der Unterstützung mehrerer Wirtschaftsförderer konnten die Gewerbe- und Patentanmeldung finanziert werden. Während die Löffel in der Entwicklungszeit noch im eigenen Ofen gebacken wurden, sollen bald große Stückzahlen vom Band laufen. Erste Abnehmer im Raum Stuttgart seien schon gefunden. „Die dafür notwendigen Investitionen können wir allerdings nicht aus eigener Kraft stemmen und brauchen deshalb einen Partner“, so Julia Piechotta. Dafür kooperiere Spoontainable mit einem großen deutschen Gebäckproduzenten. Dieser erlaubt es den Unternehmerinnen, die für die Massenproduktion der Löffel notwendigen Maschinen zu benutzen. Lediglich eine Walze, die speziell angefertigt werden muss, müssen die Gründerinnen aus eigener Tasche bezahlen. Dafür sind rund 10 000 Euro notwendig. Um dieses Geld zu sammeln, ist das Team nun auf Investorensuche. Unter anderem haben sie eine „Crowdfunding“-Kampagne gestartet, bei der sich jeder mit einer Spende an der Finanzierung beteiligen kann.
Bis die ersten Löffel in die Eisdielen gehen, wird es trotzdem noch ein wenig dauern. Im Weg steht derzeit noch ein altbekanntes Problem: „Die EU-Hygienevorschriften sind sehr streng und sehen vor, dass das Produkt unter bestimmten Richtlinien verpackt wird“, so Julia Piechotta. Dafür käme eigentlich nur eine Plastikverpackung in Frage. Um die Umweltbelastung gering zu halten, sollen die Löffel daher in großen Paketen vertrieben werden.
Auch wenn die Unternehmensgründung mit viel Anstrengung verbunden ist, hat Piechotta die Entscheidung noch keinen Moment bereut. „Es macht riesigen Spaß die Theorie aus der Uni endlich selbst anwenden zu können. Man lernt so unglaublich viel, wird selbstständiger und zudem tragen wir im Kleinen dazu bei, das Müllproblem zu reduzieren“, sagt die Studentin. Ihr Ziel ist es, den Löffel in möglichst viele Eisdielen in Deutschland zu bringen.