Montagabend, Industriegebiet Bürstadt, 19.44 Uhr: Die lauten Sirenen der Martinshörner lassen die Straßen erzittern. In ungleichmäßiger Frequenz hallen sie von den hohen...
BÜRSTADT. Montagabend, Industriegebiet Bürstadt, 19.44 Uhr: Die lauten Sirenen der Martinshörner lassen die Straßen erzittern. In ungleichmäßiger Frequenz hallen sie von den hohen Fabrikgebäuden wieder. Ein paar Sekunden später tauchen die ersten Einsatzfahrzeuge vor dem ehemaligen Gelände der Firma Fiege in der Waldgartenstraße auf – drei, vier, der Freiwilligen Feuerwehr Bürstadt Mitte. Dahinter gleich jene der Freiwilligen Feuerwehr Riedrode. Bobstadt kommt mit etwas Verzögerung.
„Uns wurde eine Rauchentwicklung auf dem Dach gemeldet“, erklärt Einsatzleiter Uwe Jakob. Deshalb sei man unter anderem mit einem Teleskop-Gelenkmastfahrzeug angerückt. Am Steuer sitzt Heiko Reis. Jetzt muss alles glattlaufen. „Fünf Minuten nach Eingang eines Notrufes soll das erste Einsatzfahrzeug die Feuerwehr verlassen“, erklärt Stadtbrandinspektor Uwe Schwara. Auch, wenn es sich wie in diesem Fall nur um eine Übung der Gesamtfeuerwehr Bürstadt handle. Gott sei Dank!
Kein echter Brand, keine echten Verletzten. Doch die Handgriffe und Abläufe müssen natürlich für den Extremfall geprobt sein. Das ist auch Patrick Cronenberg, dem kaufmännischen Geschäftsführer der Firma Furniture, wichtig. Seit Anfang des Monats hat seine Firma die Fabrikhallen von Fiege übernommen. Damit hier im Notfall schnell Hilfe geleistet werden kann, hat er der Feuerwehrprobe sofort zugestimmt. Dass jetzt immer mehr der rot-weißen Fahrzeuge durch die Einfahrt donnern und mittlerweile über 50 Einsatzkräfte auf dem Gelände herumwuseln, beeindruckt ihn zutiefst. „Drei solcher Gemeinschaftsübungen gibt es in jedem Jahr. So etwas mal live mitzuerleben, das ist wirklich spannend“, findet er. Auch sein Instandhaltungsleiter Thorsen Pfeil macht große Augen. „Dass wir dieses Gebäude mit einer Fläche von 11 000 Quadratmetern kurzfristig bereitgestellt haben, hat sich auf Grund einer Baustelle auf dem Hauptgelände ergeben.“
Auch wolle man gleich erfahren, ob die Hydranten funktionieren und die Saugbrunnen verwendet werden können. Nur so könnten hier künftig Mitnahmemöbel für die verschiedensten Wohnbereiche hergestellt werden. „Es hat wohl tatsächlich schon einmal einen Brand auf dem Dach gegeben“, weiß Patrick Cronenberg. Damals habe eine Photovoltaikanlage Feuer gefangen.
Gelenkmastfahrzeug wird hochgebockt
„Attacke“, tönt es derweil von Heiko Reis herüber. Der Fahrer hat sein Gelenkmastfahrzeug mit der Aufschrift „Bronto Skylift“ hochgebockt. Sein Kollege Mario Schönleber ist in den Korb geklettert und lässt sich nun auf das Fabrikgebäude schwenken. Routiniert wirken die Handgriffe der Männer. Auch jene der Kollegen. Sie haben die Wasserschläuche mittlerweile an die Hydranten angeschlossen. Mit Atemmasken und Äxten erklimmen sie die Feuertreppe. „Man weiß nie, was einen erwartet“, erklärt Brandinspektor Schwara das Geschehen. Möglicherweise müssen sich die Feuerwehrleute einen Weg zu den Verletzten bahnen. Bei Rauchentwicklung herrscht Vergiftungs- und Erstickungsgefahr. Atemmasken seien Pflicht. Damit das alle Helfer verinnerlichen, findet jeden Montag eine Feuerwehrübung statt. Das organisieren die drei Wehren aber für sich. Bei einem Notruf entscheidet dann die Anfahrtsnähe und Verfügbarkeit, welche von ihnen ausrückt. Je nach Umfang des Einsatzes kann dann Verstärkung angefordert werden.
„Die dritte unserer Gesamtübungen findet mit den Vertretern der Stadt statt“, weiß Uwe Schwara. Und sein Stellvertreter Burkhard Jakob bestätigt: „Bei so einer Übung soll jeder erfahren, wie man sich verhalten soll.“ In erster Linie nicht im Weg stehen und die Feuerwehr ihre Arbeit machen lassen. Dann seien die Erfolgschancen für einen glimpflichen Ausgang wahrscheinlicher.