In dieser Woche beschäftigt uns die Trauer um einen toten Schwan, ein Erdbeben in der Region, ein Jugendamt, das das Kindswohl gefährdet, die Mehrwertsteuer und eine Bruchbude.
der Schwan ist tot, der Schwan ist tot! Frei nach dem französischen Kanon über den verstorbenen Hahn, können sie in Bad Schwalbach ein Lied vom verstorbenen Federvieh singen. In der Stadt im Rheingau-Taunus-Kreis war der Schwarzhalsschwan Franz Josef II. so etwas wie eine Touristenattraktion und ein Social-Media-Star. Nun weilt er nicht mehr unter uns, eine eigentlich harmlose Verletzung soll dafür ursächlich sein. Seine treue Partnerin Sisi trifft für das Ableben des Franz Josef II. jedenfalls keine Schuld. Auch wenn man weiblichen Schwänen oft besondere Aggressivität nachgesagt – gerade gegen Artgenossen. Nun trägt Sisi wieder Trauer, denn schon Franz Josef I. hatte das Zeitliche gesegnet. Die gute Nachricht für alle Tierfreunde: Sie soll nicht lange allein bleiben. Warum ich Ihnen diese tierische Herz-Schmerz-Geschichte überhaupt erzähle? Nun, viele Leserinnen und Leser wünschen sich Themen und Texte, die sich nicht um knallharte Fakten, politische Hintergründe oder komplexe Analysen drehen. Einfach mal unterhalten lassen, Tiergeschichten sind dabei besonders beliebt. Und zugegeben: Auch uns Autorinnen und Autoren gefällt es bisweilen, über den pfiffigen Fuchs in der Fasanerie, das aus dem Gullideckel gerettete Eichhörnchen oder eben die Schwanen-Liebe zu schreiben. Denn die seriösen und heiklen Themen stellen bekanntermaßen den Schwerpunkt unserer Berichterstattung dar und dabei gibt es oft keinen Anlass für Gefühle. Wenden wir uns also den ernsten Themen zu, die in der vergangenen Woche besonders viele Menschen in Hessen bewegt haben.
DIE TOP 3 DER WOCHE
Wenn plötzlich die Erde bebt
Große Aufregung herrschte in Südhessen am vergangenen Wochenende, als mitten in der Nacht die Erde bebte. Es war das erste größere Beben seit dem Jahr 2014. Sogar im östlichen Landkreis Darmstadt-Dieburg und den benachbarten Landkreisen Groß-Gerau und Bergstraße soll das Beben spürbar gewesen sein, auch auf der anderen Seite des Rheins wackelten Häuser. Für die meisten Beben in der Region ist der Oberrheingraben verantwortlich, ein Landstrich von Frankfurt bis Basel, der vor rund 50 Millionen Jahren durch eine Aufwölbung im Erdmantel entstanden ist. Die meisten Südhessen kennen das Phänomen, mulmig ist einem trotzdem zumute. Verletzte oder größere Schäden gab es glücklicherweise nicht, wie mein Kollege Niklas Allmrodt bilanziert.
Wenn Kinder in Gefahr geraten
Eine schockierende Wiesbadener Familiengeschichte hat in der hessischen Landeshauptstadt kürzlich für Aufsehen gesorgt. Meine Kollegin Lena Witte hat einen Fall recherchiert, bei dem eine Mutter zu Unrecht von ihrem Kind getrennt wurde. Die Inobhutnahme durch die Behörden war nicht gerechtfertigt, deshalb zog die Mutter vor Gericht – und obsiegte. Klare Worte findet meine Kollegin zu diesem Fall und hat sich im Nachgang einmal angeschaut, wie das generelle Prozedere einer solchen Maßnahme durch das Jugendamt überhaupt abläuft. Ein hochkomplexer Vorgang, zumal die Fälle sehr individuell sind und häufig zum Balanceakt werden.
Wenn Gaststätten sterben
Die Bundesregierung plant, die Mehrwertsteuer für gastronomische Betriebe wieder von sieben Prozent auf 19 Prozent zu erhöhen. Das führt landauf, landab zu großem Protest aus der Branche. Mein Kollege Erik Wohlert hat sich bei Wetzlarer Gastronomen umgehört und stieß auf reichlich Unmut. Das Problem wird seit einigen Wochen emotional diskutiert, denn der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sieht eine besorgniserregende Entwicklung. Die Zahl der Gemeinden, in denen es kein Gasthaus mehr gibt, steigt seit Jahren deutlich an. „Schließt das Gasthaus im Dorf, verschwindet auch ein Stück Heimat, Kultur und Lebensqualität. Dass inzwischen jede zehnte Gemeinde im Land gastronomisch unterversorgt ist, muss ein Weckruf für das Tourismusland Hessen sein“, teilte Gerald Kink kürzlich in Wiesbaden mit. Der ehemalige Dehoga-Präsident sieht eine „massive Beschleunigung des Gasthaussterbens im ländlichen Raum“, wenn die Mehrwertsteuer wieder erhöht würde. Das hat Gerald Kink auch dem Bundeskanzler ins Stammbuch geschrieben. Der war nämlich auf einer Hessen-Tour auch in Kinks Hotel Oranien in Wiesbaden.
ZU GUTER LETZT
Bleiben wir in der Gastronomie, wo unkonventionelle Wege ja häufig in Erfolgsmodelle münden. Das wünschen wir auch der urigen Wirtschaft in Darmstadt, die bislang „Hobbit“ hieß und sich nun „Bruchbude“ nennt. Ein im ersten Moment wenig einladender Name, gleichwohl sehr originell. Auch die Tatsache, dass Presseanfragen zum neuen Konzept unbeantwortet blieben, machen uns ja schon ein bisschen neugierig. Wir haben schon mal reingelunzt und via Social Media erfahren, dass am heutigen Freitag die Eröffnungsparty steigt.
Na dann Prost und Tschüss! Ein sonniges Wochenende wünscht Ihr Olaf Streubig