Woog-Entschlammung läuft seit Wochen / Bis Mai soll alles fertig sein
Seit mehreren Wochen ist der Schneidkopfsaugbagger auf dem Woog im Einsatz, wo er täglich rund 5400 Kubikmeter Sandwassergemisch aufsaugt. "Ziel ist es, bis Mitte April mit allem fertig zu sein", kündigte der Projektleiter der Woog-Sanierung, Thomas Schönrich, auf Nachfrage an. Er sehe auch keine Probleme, den Badesee bis zur Eröffnung im Mai wieder vollständig mit Wasser zu füllen.
Von Annette Wannemacher-Saal
Lokalredakteurin Darmstadt
Meter für Meter arbeitet sich der Schneidkopfsaugbagger seit Wochen im Großen Woog voran. Foto: Guido Schiek
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DARMSTADT - Auch ein Schneidkopfsaugbagger-Fahrer braucht mal eine Pause. Und so machen Gerhard Küpper und Marek Madej meistens in der kleinen Kabine ihres schwimmenden Baggers Brotzeit - nicht selten ist das mitten auf dem See. Derzeit sind die Männer auf dem Großen Woog im Einsatz, wo sie täglich rund 5400 Kubikmeter Sandwassergemisch aufsaugen, 600 Kubikmeter pro Stunde.
"Mehr schafft die Anlage nicht", sagt Stefan Brück von der Firma Kurstjens, Spezialist für Gewässerbodensanierungen. So heißt in der Fachsprache das, was gegenwärtig in dem Darmstädter Naturbadesee passiert: Seit Dezember 2016 wird der Woog entschlammt, damit er - das ist eine gute Nachricht - den Darmstädtern pünktlich zu Beginn der Badesaison am Montag, 15. Mai, wieder zur Verfügung steht.
Der Zeitpuffer ist weg
Für kurze Zeit geriet der Terminplan ins Wanken: Ende Januar war der Woog zugefroren, der Schneidkopfsaugbagger hatte drei Wochen Zwangspause und Stefan Brück ein Zeitproblem. "Aber das haben wir wieder aufgeholt. Wir werden rechtzeitig vor der Badesaison fertig", sagt der Fachmann. Aber der "Zeitpuffer" sei jetzt natürlich weg.
BAU DER VORSPERRE GEHT ZÜGIG VORAN
Neben der Entschlammung geht der Bau der sogenannten Vorsperre, durch die der Darmbach künftig zur Verbesserung der Wasserqualität vor der Einleitung in den Woog fließen soll, zügig voran. In dem Becken sollen sich die oft mit Phosphat belasteten Trüb- und Schwebstoffe im Darmbach-Wasser absetzen. Der aus Betonfertigteilen bestehende Ablauf an der Nordseite des 500 Quadratmeter großen Beckens am Darmbach-Zulauf an der Ostseite des Woog-Geländes ist inzwischen montiert. Auch die Sohle des Beckens aus Asphalt ist fertig. Jetzt werden noch die abgeschrägten Wände der Vorsperre am Froschweg ebenfalls mit einer etwa 15 Zentimeter dicken Asphaltschicht plus einer zusätzlichen speziellen Oberflächenversiegelung abgedichtet.
Asphalt sei preisgünstiger als Beton, sagte Projektleiter Thomas Schönrich zur Materialwahl. Zudem könne man ihn etwas modellieren, und das Material sei "relativ dicht". Neben den Asphaltarbeiten müssen an der Frontseite des Beckens noch der Zulauf aus Betonteilen errichtet sowie Schieber und anderes technisches Gerät installiert werden. Auch ein Weg rund um das Becken, von dem aus die Vorsperre gewartet und von Zeit zu Zeit mit dem Bagger ausgeräumt werden soll, muss noch angelegt werden.
"Ziel ist es, bis Mitte April mit allem fertig zu sein", kündigte der Projektleiter der Woog-Sanierung, Thomas Schönrich, auf Nachfrage an. Er sehe auch keine Probleme, den Badesee bis zur Eröffnung im Mai wieder vollständig mit Wasser zu füllen, sagte der Ingenieur von der BGS Wasserwirtschaft GmbH mit Sitz in Darmstadt.
Schönrich ist regelmäßig auf der Baustelle am Woog, und auch Stefan Brück schaut einmal pro Woche am Woog nach dem Rechten. Beim letzten Termin ist der Bagger gerade an Land, Gerhard Küpper und Marek Madej - er ist seit 18 Jahren dabei - warten das zehn Meter lange und elf Tonnen schwere Gerät.
Imposant sieht er aus, der Schneidkopfsaugbagger, bei dem man beim Warten sehen kann, was sonst unter Wasser verschwindet: der Schneidkopf, der den Schlamm unter Wasser löst, die Pumpe und die Leitung, durch die das Wasser-Sandgemisch zu einem Leitungssystem transportiert wird, das 400 Meter lang ist und an der Entwässerungsanlage am Ostufer herauskommt.
Dort ist eine große Baustelle eingerichtet, mit Baggern, Containern, Lastwagen, Sieben, Mulden, Zentrifugen, Pressen - und einem Bauwagen für die kurzen Besprechungen, denn meistens sind die Arbeiter im Freien zugange.
Zwei Eigenschaften müssen neben Fachkenntnis alle Kollegen mitbringen: "Sie müssen Fingerspitzengefühl haben und brauchen eine absolut ruhige Hand", sagt Stefan Brück. Schließlich manövrieren sie ihr Arbeitsgerät über den See - ganz ohne Blick zum Boden, von dem sie bis zu einem Meter Schlamm absaugen.
Das ist auf der Westseite des Badesees bereits erledigt: Vor den beiden Becken und vorm Woogs-Café ist das Wasser-Sand-Gemisch abgesaugt, derzeit ist das Gefährt auf der Südseite an der Heinrich-Fuhr-Straße Richtung Osten im Einsatz. Peu à peu wird so der ganze Woog entschlammt, "wir arbeiten den See sukzessive ab", sagt Stefan Brück.
Insgesamt werden bis zu Beginn der Badesaison rund 7200 Tonnen Schlammgemisch aus dem See geholt. Dieses wird durch die Leitung an Land gepumpt und fließt durch ein grobes Sieb. Steine, Holz und Unrat werden herausgesiebt und entsorgt. Aus dem verbliebenen Sand-Schlamm-Gemisch wird der Sand geholt und wiederverwertet, der Rest-Schlamm wird in einer Zentrifuge entwässert.
Was dann übrig bleibt, kommt in einen 13 Meter langen und 2,50 Meter großen Container und wird entsorgt. Und dann? Brück zückt den Taschenrechner und tippt flink ein paar Zahlen ein: "Dann brauchen wir 288 Laster, um den Rest zu entsorgen."
Zurück zum Schneidkopfsaubagger, der zwar kein Schmuckstück ist, dafür aber ein Alleskönner: Er schwimmt, saugt, löst und pumpt. "Ein tolles Arbeitsgerät", sagt Brück, der schon den Folgeauftrag in der Tasche hat, nicht ohne Stolz. Wenn die Arbeiten am Woog abgeschlossen ist, geht es ein nur paar Kilometer weiter Richtung Kranichstein: Dort ist dann der Brentanosee an der Reihe.