Wohnraum ist Thema Nummer eins beim Wahltalk zur Oberbürgermeisterwahl
Von Petra Neumann-Prystaj
Beim „Wahltalk zur Oberbürgermeisterwahl“ sprechen die Eberstädter mit den Kandidaten – hier mit Kerstin Lau (links). Foto: Dagmar Mendel
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EBERSTADT - Beim Eberstädter „Wahltalk zur Oberbürgermeisterwahl“ fehlten zwei der neun Kandidaten: Uli Franke (Die Linke) krankheitsbedingt und Hans Mohrmann (AfD), weil er von den Veranstaltern Caritas und Diakonie gar nicht erst ins „Haus der Vielfalt“ eingeladen worden war. „Wir haben die Freiheit, diese Entscheidung zu treffen“, betonte Edda Haack (Diakonisches Werk) am Freitagabend. Begründet wurde dies damit, dass die Veranstalter nicht neutral seien, sondern für christliche Werte in einer pluralen Gesellschaft stehen.
Sieben Stuhlkreise im „Worldcafé
Das Besondere an dem von Markus Emanuel (Evangelische Hochschule Darmstadt) moderierten Wahltalk vor etwa 80 Zuhörern war das „bewegungsorientierte“ Gesprächsmodell. Nach Vorstellung der sechs Kandidaten und der einzigen Kandidatin folgte eine längere Umräumaktion. Sieben Stuhlkreise wurden im „Worldcafé“ gebildet, und jeder Besucher hatte die Möglichkeit, drei der sieben Kandidaten mit Fragen zu löchern. Die Bewerber um das Oberbürgermeisteramt blieben sitzen, die Bürger wechselten nach 20 Minuten die Plätze.
Die Veranstalter hatten die Diskussionsthemen Wohnen und Mietpreisentwicklung, Soziales, Inklusion und Integration vorgegeben. In der Schlussrunde wurden die Kandidaten gefragt, was sie selbst aus diesen drei Runden an Impulsen mitnehmen können. OB Jochen Partsch hatte keine neuen Einsichten gewonnen. Es überrasche ihn nicht, dass der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum das Thema Nummer eins war, gefolgt von Verkehrsfragen und dem Wunsch nach dem Ausbau von Radwegen. Bezirksverwalter Achim Pfeffer (unabhängig) nahm als Erkenntnis mit, dass Prozesse nur dann bestmöglich zum Abschluss gebracht werden können, wenn die Bürger frühzeitig informiert und einbezogen werden. Christoph Hentzen (FDP) entdeckte in Eberstadt eine Lücke in der Kindergartenbetreuung nach 17 Uhr und bemängelte das Fehlen eines durchgängigen Verkehrskonzepts. Helmut Klett (Uwiga) gestand, dass ihn eine junge Dame mit einem zwischenmenschlichen Problem mit Nachbarn ziemlich ratlos gemacht habe.
Beim „Wahltalk zur Oberbürgermeisterwahl“ sprechen die Eberstädter mit den Kandidaten – hier mit Kerstin Lau (links). Foto: Dagmar Mendel Foto: Dagmar Mendel
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Kerstin Lau (Uffbasse) fand die Frage nachdenkenswert, ob Darmstadt um jeden Preis weiterwachsen müsse, obwohl dies mit Gentrifizierung, Flächenverdichtung und höherem Verkehrsaufkommen, also vielen negativen Folgen, verbunden sei. Michael Siebel (SPD) meint, dass sich das zwanzig- bis dreißigjährige Arbeiten für die „Soziale Stadt“ gelohnt habe und der Brückenschlag zu benachbarten Quartieren gelungen sei. Er lobte auch das Format der Veranstaltung, weil es für Kommunalpolitiker gewinnbringender sei als die üblichen Podiumsdiskussionen Thorsten Przygoda hält weiterhin nach Saigoner Vorbild Hochhäuser mit bis zu 30 Stockwerken für die beste Lösung, um die dringend benötigten bezahlbaren Wohnungen zu schaffen.
DIE KANDIDATEN DER KANDIDATEN
Ähnlich wie in Frank Plasbergs Fernsehsendung „Hart aber fair“ wurden die OB-Kandidaten vom Moderator zu einem Gedankenspiel aufgefordert: Sie sollten sagen, wen sie (außer sich selbst) als künftigen Oberbürgermeister wählen würden.
Michael Siebel (SPD) räumte Thorsten Przygoda, dem Kandidaten mit den geringsten Wahlaussichten, einen Mitleids-Bonus ein.
Kerstin Lau (Uffbasse) entschied sich für Jochen Partsch (Grüne), „weil er auch Fehler eingestehen kann“.
Für Christoph Hentzen (FDP) kommt nur Helmut Klett in Frage, weil er die größte Erfahrung im Wohnungsbau habe und sich für marktwirtschaftliche Lösungen einsetze.
Thorsten Przygoda (unabhängig) traut noch am ehesten Helmut Klett zu, das massive Wohnungsbauproblem Darmstadts zu lösen.
Helmut Klett (Uwiga) gab seine Stimme Achim Pfeffer (unabhängig), weil dieser als unabhängig auftretender Kandidat seine SPD-Mitgliedschaft riskiere.
Achim Pfeffer schwankte zwischen Klett und Hentzen, entschied sich dann aber doch für letzteren.
Jochen Partsch (Grüne) votierte wegen der meisten inhaltlichen Übereinstimmungen für Kerstin Lau. „Und eine Frau als OB wäre ja auch nicht schlecht.“ (pep)
Zum Schluss durften die Bürger einen Wunsch an ihren künftigen Oberbürgermeister richten, der ja erst am 19. März direkt gewählt wird. Und der war ganz einfach: Möge er – oder sie – Versprochenes halten.