Das Wohn- und Übernachtungsheim für Obdachlose des Diakonischen Werks in Darmstadt besteht seit 50 Jahren. Es bietet 95 Plätze für wohnungslose Männer.
Von Marc Wickel
Platz für 95 wohnungslose Männer hat das Heim des Diakonischen Werks am Zweifalltorweg.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - „Ich habe es geschafft mein Leben in siebeneinhalb Monaten an die Wand zu fahren“, sagt der Wohnungslose, der nur als Herr T. benannt werden will, während er im Hof des Wohn- und Übernachtungsheim am Zweifalltorweg 14 sitzt. Rundherum ist fürs 50-jährige Jubiläum des Heims geschmückt, das wegen seiner Adresse Zweifalltorweg 14 vom Träger Diakonisches Werk auch Z14 genannt wird.
Herr T. (54) ist seit Mai im Z14. „Das ist nicht meine erste Einrichtung“, erzählt er, dass er seit 22 Jahren hauptsächlich „auf Straße“ und in Einrichtungen gelebt habe. Ab und an habe er auch eine Wohnung gehabt. Aber lange hielt er es darin nicht aus, sagt er. Fiel ihm die Decke auf den Kopf? „Viel schlimmer, ich konnte nicht mehr atmen“, versucht er seine Lage kurz nach einem Einzug zu beschreiben. „Aber bevor du säuft oder schlimmeres machst, haust du ab“, habe er sich gesagt. Und verschwand, ohne zu kündigen. Im Z14 fühle er sich gut unterstützt“, sagt Herr T., „das liegt auch an der Sozialarbeiterin.“ Die hatte festgestellt, dass Herr T. vor einer Wohnung eine Therapie braucht, damit er sein Heim nicht wieder Hals über Kopf verlässt.
Das Wohn- und Übernachtungsheim, mit einem Konzept, die Obdachlosen mittelfristig mit Wohnungen zu versorgen, wurde am 25. Juli 1969 eingeweiht und mehrfach umgebaut und saniert. Davor war das Gelände ein Kartoffelacker, blickt Stefan Gillich, Abteilungsleiter Existenzsicherung bei der Diakonie Hessen, während der Jubiläumsfeier zurück. Mit der Eröffnung wurde die Obdachloseneinrichtung im Richthofenbunker, dem heutigen Mozartturm, mit ihren 60 Betten auf sechs Etagen, geschlossen. „Wir haben insgesamt 95 Plätze für wohnungslose volljährige Männer“, zählt Z14-Leiter Claus Schäfer auf. 40 Wohnheimplätze, 25 für kurzfristige Notübernachtung, 20 für Obdachlose, fünf für Obdachlose mit Drogenproblem und fünf in einer Wohngemeinschaft für ältere, gesundheitlich angeschlagene wohnungslose Männer. „Wir haben Notbetten und schicken im Winter bei Kälte keinen weg“, betont Schäfer. „Dann sind manchmal über 100 Männer im Haus.“ 2018 seien so insgesamt 30 544 Übernachtungen von 3140 Männern zusammengekommen. „Aktuell sind wir insgesamt 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, blickt der Leiter auf sein Team. „Und wir haben rund um die Uhr geöffnet.“
Ex-Bewohner Jörn Rabe (56) konnte nach 14 Monaten wieder in eine eigene Wohnung ziehen. Wegen Eigenbedarfs hatte er seine Wohnung verloren, und es nicht auf die Reihe gebracht, eine neue zu finden. In Folge verlor er Job und den Kontakt zu Freunden und Familie. Schließlich kam er ins Z14. „Ich hatte hier einen Anker und Ansprechpartner“, schildert er, inzwischen arbeite er wieder als Lkw-Disponent.
Nicole Frölich, Leiterin der Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werks Darmstadt-Dieburg, hat noch einen Geburtstagswunsch. „Wir bräuchten noch Plätze und Betreuung für Menschen, die wohnungslos sind und eine psychische Erkrankung haben“, sagt sie. „Man könnte ja mal mit fünf Plätzen anfangen.“