Mit viel Liebe zum Detail haben der Darmstädter Harald Hechler und seine Tochter Pauline eine Modellbahn gestaltet. Die „Bessunger Kreisbahn“ fährt durch eine verschneite Landschaft.
Von Josephine Walther
Mit viel Liebe zum Detail haben Harald Hechler und seine Tochter Pauline die Bessunger Kreisbahn gestaltet, welche nur in den Wintermonaten fährt.
(Fotos: Dirk Zengel)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BESSUNGEN - Pfeifend fährt der Zug in einen Tunnel ein, Lichter brennen im nahen Städtchen und aus einem Schornstein kommen auf Knopfdruck Rauchwolken: Es ist die „Bessunger Kreisbahn“, welche im Miniaturformat durch eine kleine Modellstadt fährt und dabei an rund 120 Figuren, verschneiten Fachwerkhäusern und einer Lebkuchenfabrik vorbeikommt. Seit 2013 findet sie jedes Jahr von November bis Anfang Februar auf zwei Quadratmetern ihren Weg in das Wohnzimmer von Harald Hechler und seiner Familie.
Gemeinsam mit seiner Tochter tüftelt der 48-jährige Medienfachwirt dabei immer wieder an der kleinen Modellbahnwelt, fügt neue Details hinzu oder baut Teile um. „Eine fertige Modelleisenbahn ist langweilig“, erklärt er. „Natürlich kann man sie fahren lassen, aber die meiste Freude liegt darin, neue Teile einzubauen und daran zu basteln – darin liegt für mich die Herausforderung.“
Mit dem Darmstädter Stadtteil hat die winterliche Modellwelt der „Bessunger Kreisbahn“ allerdings wenig gemeinsam, sie entspringt größtenteils Hechlers Fantasie. „Wir haben bewusst darauf verzichtet, eine originalgetreue Nachbildung der Realität als Ansatz zu nehmen“, erklärt er, „wichtig ist vor allem, dass es Spaß macht und schön aussieht – da muss nicht alles haargenau stimmen.“ Der Name ist dabei als Wortspiel zu verstehen: Einerseits könnte es sich um eine regionale Bahnstrecke handeln, die vom fiktiven Landkreis Bessungen betrieben wird, „außerdem fährt sie wie die meisten Modellbahnen im Kreis“, schmunzelt der Familienvater.
Mit viel Liebe zum Detail haben Harald Hechler und seine Tochter Pauline die Bessunger Kreisbahn gestaltet, welche nur in den Wintermonaten fährt. Fotos: Dirk Zengel
Foto:
2
Auf den zweiten Blick entdeckt man in der Winterlandschaft weitere Wortspiele und Details. So gibt es etwa ein Strickwarengeschäft namens „Prinz Schals“ oder einen Christbaumverkauf, der sich „E. Tennschen“ nennt. Beim genauen Hinsehen radelt außerdem der Weihnachtsmann persönlich auf einem Fahrrad durch die Straßen, „ein holländisches Modell“, wie Hechler erzählt.
Auch seine neunjährige Tochter Pauline ist von der Welt auf zwei Quadratmetern begeistert und führt einige Tricks der „Bessunger Kreisbahn“ vor. Der Rauch aus dem Schornstein der Lebkuchenfabrik riecht beispielsweise nach Weihnachtsgebäck und auf Knopfdruck beginnt ein kleiner Fotograf mit Blitzlicht Bilder zu knipsen. In diesem Jahr ist außerdem eine elektrische Schranke für den Bahnübergang hinzugekommen.
Darüber hinaus werden auch persönliche Geschichten der Familie in die Landschaft eingefügt. So findet man den Gasthof „Zum Odenwald“, welcher im Original von Hechlers Urgroßvater geführt wurde. Auch das Feinkostgeschäft eines verstorbenen Freundes der Familie hat seinen Platz im Miniaturdorf und ist mit einem eigenen Lieferwagen ausgestattet.
Für einen Blick auf die „Bessunger Kreisbahn“ lohnt sich der Besuch der gleichnamigen Internetseite: Neben zahlreichen Bildern gibt es viele Informationen zu technischen Details, den unterschiedlichen Fahrzeugen und der Szenerie. Darüber hinaus hauchen verschiedene Geschichten rund um die Miniaturwelt und ihren Bewohnern der Szenerie Leben ein. Eine weitere Spielerei für Modellfreunde ist der Generator für Autokennzeichen: Diese können anschließend von Besuchern ausgedruckt und für eigene Projekte benutzt werden.
Auch für die kommende Saison hat Hechler schon eine Idee: „Ab nächstem Jahr soll es eine Zimt-Mine geben, aus der Zimtstangen abgebaut werden“, erzählt er und lacht. Wer sich auch einmal an seiner eigenen Miniaturwelt versuchen will, dem rät der 48-jährige, „einfach das zu machen, was Spaß macht. Es muss nicht perfekt sein, wichtig ist nur, dass es einem selbst gefällt.“ Dabei sei auch ein gewisses Durchhaltevermögen und die Freude am Basteln hilfreich. „Bei Modelleisenbahnen ist der Weg das Ziel, der Aufbau und die vielen Details sind das Schönste an dem Hobby.“