Man merkt es vor allem an den Papiertonnen: Die quellen jetzt schon über. An den Feiertagen fällt bis zu 30 Prozent mehr Müll an. Manches kann der Verbraucher ändern.
Von Anja Ingelmann
Reporterin Wirtschaft Südhessen
Laut einer Studie des Bundesverbands Paket und Expresslogistik wurden 2017 in Deutschland 3,3 Milliarden Pakete ausgeliefert. Foto: Patrick Pleul/dpa
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DARMSTADT - Nur noch wenige Tage sind es, dann ist Weihnachten. Die meisten Geschenke sind bestellt, und dass die Deutschen diese vermehrt im Internet ordern, lässt sich vor so mancher Haustür erkennen. Nicht nur daran, dass Paketboten häufiger klingeln als sonst. Sondern auch an den Kartons, die sich in und vor den Papiertonnen stapeln.
Seit Jahren steigt der Umsatz des Internethandels im Weihnachtsgeschäft. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland waren es 2007 es noch 3,2 Prozent vom Gesamtumsatz, 2017 bereits 12,4 Prozent. Fürs laufende Jahr rechnet der Verband mit 13,4 Prozent. Üblicherweise kommen die bestellten Geschenke per Paketdienst nach Hause. Laut einer Studie des Bundesverbands Paket und Expresslogistik wurden 2017 in Deutschland 3,3 Milliarden Pakete ausgeliefert. 2021 werden es voraussichtlich mehr als vier Milliarden sein.
Geht der Deckel der blauen Tonne nicht mehr zu, stellt sich die Frage, wohin mit den Kartons. Der Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD), der für die Entsorgung in Darmstadt zuständig ist, rät, die Schachteln flach zusammenzulegen oder zu zerreißen. Geht auch dann nichts mehr in die Tonnen, können die Kartons auch zu den örtlichen Abgabestellen gebracht werden, in Darmstadt etwa zum Recyclinghof im Sensfelderweg oder zum Recyclingzentrum in die Röntgenstraße.
Insgesamt gehen Experten von 20 bis 30 Prozent mehr Müll in den Weihnachtstagen aus. Wie man als Verbraucher Müll vermeidet? "Das Bewusstsein muss im Alltag einfach da sein", sagt Umweltexpertin Dr. Maike Hora. Mit ihrer Firma, der Darmstädter E-hoch-3 GmbH, berät sie Unternehmen in Fragen zur Nachhaltigkeit, ihre Firma hat schon an Konzepten für Konzerne wie Freudenberg mitgewirkt. Jeder Einzelne habe es in der Hand, ob er sich häufig neue Kleidung, jedes Jahr ein neues Smartphone oder mehrmals täglich einen Kaffee im Wegwerfbecher kauft.
"Grundsätzlich muss man sagen, dass das Recyclingsystem in Deutschland gut funktioniert", findet Hora. Die Deutschen produzieren zwar mit rund 220 Kilogramm pro Person im Jahr so viel Verpackungsabfall wie kein anderes Land in Europa. Beim Recycling steht Deutschland aber ebenfalls an der Spitze. Mit einer Recyclingquote von 66 Prozent liegt Deutschland vor Österreich (58 Prozent) sowie Belgien und Slowenien (54 Prozent). Allerdings zieht man hierzulande zur Berechnung der Quote die Müllmenge heran, die bei Recycling- oder Kompostieranlagen angeliefert wird, nicht aber den Teil, der wiederverwertet wird. Experten schätzen, dass die tatsächliche Quote rund 20 Prozent niedriger ist. Zu viel werde nach Anlieferung gleich wieder aussortiert, weil sich die Materialien nicht wiederverwerten ließen.
Drei Verbrennungsöfen im Einsatz
Was passiert mit dem Inhalt der Tonnen, nachdem die Müllabfuhr da war? Der Inhalt der Restmülltonne wird in Darmstadt im Müllheizkraftwerk verbrannt. Hier sind drei Verbrennungsöfen im Einsatz, die dabei frei werdende Energie wird zum Teil zur Stromgewinnung und zur Erzeugung von Fernwärme genutzt. Die Abfälle aus der Biotonne werden in der Kompostierungsanlage Darmstadt-Kranichstein abgeladen. Papier und Kartons sowie Wertstoffe (gelbe Tonne) kommt ins Recycling Zentrum in Darmstadt-Arheilgen. Dort werden verschiedene Abfälle - auch Bauschutt - sortiert, umgeladen und zwischengelagert.
"Was bei Papier und Karton zu beachten ist: Je länger die Fasern sind, desto besser können sie wiederverwertet werden", erklärt Hora. Längere Fasern würden wieder zu Papier, kurze zu Verpackungen. Eine der letzten Stationen der kurzen Fasern seien etwa Eierkartons. "Je häufiger die Fasern recycelt werden, desto kürzer werden sie", sagt die Expertin.
Höherwertige Kunststoffverpackungen wie Duschgelflaschen oder PET-Wasserflaschen ließen sich gut wiederverwerten, "es gibt einen richtigen Markt dafür. Deshalb bleibt dieses Material meist im Land". Anders bei Folien oder dünnen Verpackungen, etwa von Schokoriegeln. Solche Abfälle würden auch ins Ausland verschifft.