„Darmstadt ist eine Architektenstadt“ sagte Christian Nasedy vom Bund Deutscher Architekten (BDA) mit Blick auf die vielen Kollegen in der Stadt, „aber man sieht es ihr...
DARMSTADT. „Darmstadt ist eine Architektenstadt“ sagte Christian Nasedy vom Bund Deutscher Architekten (BDA) mit Blick auf die vielen Kollegen in der Stadt, „aber man sieht es ihr nicht an.“ „Was machen wir dagegen?“ fragte er Baudezernentin Barbara Boczek (Grüne). Die Stadträtin war am Donnerstag beim Tischgespräch des Darmstädter BDA in der Kunsthalle. „Das ist mir schon als Studentin aufgefallen“, sagte Barbara Boczek, die in Darmstadt studiert und ein Architekturbüro hatte. Aber daran könne man nur gemeinsam arbeiten, antwortetet sie.
Verschiedene Interessen innerhalb der Stadtregierung
Christian Nasedy lotete weiter Boczeks Einstellungen aus und fragte, ob man für qualitätvollere Architektur besser in der Breite ordentlicher bauen oder auf Leuchtturmprojekte setzen sollte. „Wahrscheinlich braucht es beides“, sagte die Dezernentin diplomatisch. Innerhalb der Stadtregierung gebe es da verschiedene Interessen, beispielsweise gehe es auch um Wirtschaftlichkeit. „Je mehr Bürger Qualität fordern, desto eher entsteht ein Klima, in dem hochwertig gebaut wird“, warb sie um Unterstützer. Das Selbstverständnis, dass Baukultur einen Wert hat, habe in Darmstadt noch Potenzial nach oben, fand sie.
Nach diesem ersten Abtasten wurden die rund 40 anwesenden Architekten und Stadtplaner deutlicher und kritisierten die künftige, neue Daimler-Benz-Niederlassung in der Rheinstraße als nicht passend für das Stadtentrée.
Die Entscheidung sei vor ihrer Amtszeit gefallen, so die Baudezernentin. Kein Bebauungsplan habe den Plänen für das niedrige Gebäude entgegengestanden. „Ein Trost ist, dass die neue Niederlassung so modisch ist, dass sie bei der nächsten Marketingwelle geändert wird“, so Nasedy. Die Frage wäre, inwieweit die Stadt bessere Planungen auf den Weg bringen könne?
Ein banales Instrument zur Steuerung sei Bodenbesitz, so die Antwort von Barbara Boczek, aber da habe Darmstadt nur einen kleinen Handlungsspielraum.
„Der Masterplan 2030 inklusive Verkehrsentwicklungsplan ist auf den Weg gebracht“, sagte die Dezernentin. „Jetzt aber haben wir das Haushaltsloch“, schränkte sie ein, weswegen sie darum kämpfen müsse, dass dieses Projekt nicht abgesagt werde. Auch sei sie eine „große Freundin von Wettbewerben“, die seien ein Instrument, um Qualität zu schaffen. Beim Masterplan befürchtete sie, dass der vielen zu abstrakt sei, um die Bedeutung zu erkennen, sagte die Baustadträtin. Ein Teilnehmer warb dafür Bebauungspläne aufzustellen, denn wenn man darauf verzichte, habe die Stadt nur wenig Möglichkeiten das Bauen zu steuern.
Beim Thema Wohnbebauung Marienplatz baten die Architekten darum, dass nicht zu große Einheiten an einzelne Investoren verkauft werden. „Wir brauchen da eine Kleinteiligkeit“, sagte ein Teilnehmer. Er befürchte, dass sonst ein Investor dort „einen einheitlichen Brei hineingießt“. Wenn Wohnungsbau eines der dringenden Anliegen sei, sollte man an der Stelle zeigen, wie es gehen kann. Die Stadt solle bei einem Investorenwettbewerb Vorgaben machen, schlug ein anderer vor. Ein Wettbewerb, ohne sich klar zu sein, was passieren soll, sei eine schlechte Lösung.