Vor dem Darmstädter Amtsgericht steht ein 20-Jähriger, der auf einem Video von den Randalen beim Schlossgrabenfest zu erkennen sein soll.
Von Marc Wickel
Bei Ausschreitungen während des Schlossgrabenfests vergangenes Jahr im Herrngarten werden die Polizisten mit Glasflaschen beworfen. Mehrere werden verletzt.
(Archivfoto: Florian Ulrich)
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DARMSTADT - Es ist Nacht, eine Kamera filmt eine Gruppe lärmender Menschen im Herrngarten. Es ist der 3. Juni 2018, die Nacht der Ausschreitungen auf dem Schlossgrabenfest. Das Video wurde am Dienstag im Darmstädter Amtsgericht gezeigt.
„Achtung Flasche!“, hört man einen Warnruf, ein heller Punkt fliegt auf die Polizisten zu, es zerschellt Glas. Rufe und Klirren bestimmen die Geräuschkulisse in dem achtminütigen Polizeivideo. Die Polizisten stehen mit Schutzschilden bewehrt im Tor zwischen Park und Schleiermacherstraße, die Gruppe auf der anderen Seite des kleinen Platzes im Park. Einige Leute im Park skandieren „ACAB“: All Cops are Bastards.
Man sieht auf dem Polizeivideo und einem Handyvideo, das vom Herrngarten aus gefilmt wurde, dass die Menschen im Park zu dem Zeitpunkt nicht von der Polizei bedrängt werden oder eingekesselt sind. Ein Pärchen läuft zwischen die Fronten und kann problemlos wieder abziehen. Nur die Gruppe der rund 200 Personen bleibt auf Konfrontationskurs mit der Polizei. Einige der 200 treten aus der Menge hervor, werfen Flaschen auf die Polizisten und gehen wieder in ihre Gruppe zurück. Unter den Werfern ist eine Person in einem roten Kapuzenpulli.
Diese Person ist laut Staatsanwaltschaft der 20 Jahre alte Arheilger, der seit Dienstag wegen schweren Landfriedensbruchs vor der Jugendkammer des Amtsgerichts steht. Er soll zwei Flaschen auf die Polizisten geworfen, „ACAB“ gerufen und mit seinem Smartphone gefilmt haben, so Staatsanwalt Alessandro Di Maria.
„Der Vorwurf wird bestritten“, sagt Verteidiger Hans-Georg Kaschel. „Das war eine andere Person.“ Sein Mandant habe an dem Abend andere Kleidung getragen. Das würden Filmaufnahmen des Hessischen Rundfunks und ein Handyvideo zeigen, sagt der Anwalt, räumt aber ein, dass sein Mandant „ACAB“ gerufen habe. Und der Angeklagte bestätigt, dass das Handyvideo, das die Polizei ihm zugeordnet hatte, vom ihm sei.
„Es scheint so zu sein, dass der Angeklagte das Video auf Facebook gepostet hatte“, erklärt ein Ermittler der „AG Garten“, wie man auf den 20-Jährigen gekommen sei. Das Video wurde ebenfalls im Gerichtssaal abgespielt. Man hört, wie der Filmende mit dem Vornamen des Angeklagten angesprochen wird, Polizei und Staatsanwaltschaft haben auch den Nachnamen herausgehört. Der Ermittler sagt weiter aus, dass man auf einem Video sehen könne, wie der Werfer seine Kleidung wechsle. Bei den Ausschreitungen waren zahlreiche Beamte verletzt worden.
Der Prozess wird in zwei Wochen fortgesetzt. Bis dahin soll ein Gutachten klären, ob der Werfer im roten Hoodie der Angeklagte ist. „Das ist die Kernfrage“, so der Vorsitzende Richter Martin Walocha, der die nächste Verhandlung auf 12. Juni, 13.30 Uhr, ansetzt.