Gesundheitstipp: Eine Therapie mit Antikörpern kann besser sein als wiederholte Operationen, erläutert der Darmstädter Arzt Behfar Eivazi.
DARMSTADT. Viele Menschen leiden an einer chronischen Entzündung der Nase und der Nasennebenhöhlen - in einigen Fällen kombiniert mit Nasenpolypen, die die Atmung durch die Nase und damit auch den Schlaf sowie auch den Geruchs- und Geschmackssinn erheblich beeinträchtigen können. Unbehandelt kann die Erkrankung Langzeitfolgen nach sich ziehen. Heute weiß man, dass hinter der sogenannten "CRSwNP" (aus dem Englischen Chronic Rhinosinusitis with Nasal Polyps) in einer Mehrheit der Fälle eine systemische Erkrankung steckt, bei der das Immunsystem überreagiert und entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukine freisetzt. Wir Mediziner sprechen von einer Hyperinflammation. Im Blut zeigt sie sich durch eine Erhöhung bestimmter Werte, zum Beispiel der eosinophilen Granulozyten, einer Untergruppe von Abwehrzellen.
Herkömmlicherweise werden Nasenpolypen zunächst konservativ mit kortisonhaltigen Nasensprays und salzhaltigen Nasenspülungen therapiert. Auch systemische Kortisonpräparate und Antibiotika kommen zum Einsatz. Bei ausgeprägten Befunden kommt eine operative Entfernung der Polypen in Betracht. Die operative Methode der Wahl ist in der Regel die sogenannte funktionell-endoskopische Nasennebenhöhlenoperation (FEES). Doch in vielen Fällen kehren die Polypen wieder zurück. Seit einiger Zeit sind zusätzlich zu den herkömmlichen Medikamenten Biologika zugelassen - das sind in der Regel Antikörper -, die das Immunsystem an der Stelle drosseln, wo es überreagiert. Schon seit einiger Zeit sind sie unter bestimmten Voraussetzungen in anderen Fachgebieten zum Beispiel bei atopischer Dermatitis (einer chronischen Entzündung der Haut) und bei bestimmten Formen des Bronchialasthmas zugelassen. Diesen Erkrankungen ist gemeinsam, dass sie ähnlich wie CRSwNP Ausdruck einer Hyperinflammation sind.
In Deutschland sind heute bereits einige solcher Biologika für die Behandlung dieser Erkrankungen unter besonderen Voraussetzungen zugelassen, so auch gegen CRSwNP. Wer unter chronischer Entzündung der Nase und der Nasennebenhöhlen mit wiederkehrenden Polypen leidet, sollte mit seinem Arzt besprechen, ob eine solche Therapie für ihn infrage kommt. Eine Therapie mit Biologika wird ergänzend zu den herkömmlichen Behandlungen angeboten. In der Regel werden die Mittel in Abständen von zwei bzw. vier Wochen als Injektion unter die Haut verabreicht und zeigen bis dato eine gute Verträglichkeit. Weil hyperinflammatorische Erkrankungen fachübergreifend sind und ein so breites Spektrum an Symptomen aufweisen, ist eine interdisziplinäre Abstimmung der Therapie von besonderer Bedeutung.
Von Dr. Behfar Eivazi