Weniger Autos auf Rheinstraße: Verkehrsversuch in Darmstadt...

Verkehrsversuch in der Innenstadt: Hinweisschilder und abgeklebte Fahrstreifen an der Kreuzung von Rheinstraße und Kasinostraße. Foto: Guido Schiek

Seitdem Darmstadt im Frühjahr den Verkehrsversuch in der Innenstadt gestartet hat, hat sich das Verkehrsaufkommen in den Stoßzeiten deutlich verringert. Doch nicht alle sind...

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DARMSTADT. Deutlich weniger Autos fahren über die Rheinstraße direkt in die Innenstadt, seit die Stadt dort Ende März einen Verkehrsversuch startete. Um mehr als ein Viertel verringerte sich der Kraftverkehr zu den Stoßzeiten - entsprechend mehr Autos zählte man auf der Heinrich- und Hügelstraße, die parallel verlaufen. Diese Zahlen legt die Stadt jetzt auf Anfrage vor.

Für den Herbst kündigt Planungsdezernentin Barbara Boczek (Grüne) auf dieser Basis „Anpassungen in der unteren Rheinstraße“ an, die vor allem der besseren Orientierung auf den neuen Fahrspuren dienen sollen. Die Führung der Spuren für Autofahrer, Radler und Fußgänger werde derzeit überarbeitet. Zuletzt hatte es heftige Kritik von Rad- und Fußaktivisten an dem Versuch gegeben.

Ziel: Mehr Sicherheit im Verkehrsablauf

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Das Hauptziel des Versuchs hat der Magistrat nach diesen Zahlen erreicht. Boczek hatte im Frühjahr erklärt, man wolle „Autofahrer in der City anders verteilen“. Vor allem die stark belastete Kreuzung Rhein-/Neckarstraße sollte entlastet werden. Außerdem solle für Fußgänger „mehr Raum geschaffen werden“. Insgesamt sollte die Neuordnung „für mehr Sicherheit im Verkehrsablauf“ sorgen.

Zwischen sechs Uhr früh und 9.30 Uhr zählten die Mitarbeiter eines Beratungsunternehmens die Autos, die über die Innenstadt-Kreuzungen rollen, dann nochmal von 15.30 bis 18.30 Uhr. Ergebnis: An der Kreuzung Rhein-/Hindenburgstraße fuhren am Vormittag zu Spitzenzeiten 413 Autos pro Stunde weiter geradeaus in die City, 171 weniger als zuvor; am Nachmittag waren es 565, 200 weniger. An der folgenden Kreuzung mit der Kasino-/Neckarstraße setzte sich das fort: Vormittags zählte man 199 Kraftfahrzeuge weniger, nachmittags 296 weniger auf der verbliebenen Geradeaus-Spur. Der Rest biegt ab auf die Querstraßen.

Stadt will Radwege-Führung nachbessern

An der Kreuzung Heidelberger-/Hügelstraße nahm die Zahl der Autos am Vormittag um 51 pro Stunde zu, am Nachmittag um 127 (wieder der Spitzenwert pro Stunde). An der Kreuzung mit der Heinrichstraße waren es pro Stunde 74 Autos mehr am Vormittag, nachmittags 65 weniger als im Vergleich zum früheren Zustand. Der soll deshalb auch nicht wieder hergestellt werden, sagt die Stadt. An Nachbesserungen aber wird nun gearbeitet. Vorläufiges Fazit der Verkehrsdezernentin: Die bisherige Auswertung habe ergeben, „dass die beabsichtigten Verbesserungen für den Radverkehr in der mittleren Rheinstraße auf dem eingeschlagenen Weg erreichbar sind.“ Es habe sich jedoch auch gezeigt, „dass es an verschiedenen Stellen Bedarf der planerischen Nachbearbeitung gibt“. Die notwendigen Anpassungen in der unteren Rheinstraße sollen noch im Herbst ausgeführt werden. Ziel sei es, die veränderte Verkehrsführung für die Nutzer „früher und eindeutiger anzuzeigen“. Vor allem sollen die spontanen Spurwechsel verringert werden, die „ursächlich für einen Anteil des Rückstaus verantwortlich“ seien. Es werde erwartet, dass sich der Verkehrsfluss dann „deutlich verbessert“.

Für die Radverkehrsführung in der mittleren Rheinstraße werden „aktuell zwei Varianten weiter bearbeitet“. Die Umsetzung soll „voraussichtlich im Laufe des Jahres 2019“ kommen, so die Stadträtin. Bis dahin sei es „nicht beabsichtigt, die ursprüngliche Verkehrsführung wieder herzustellen“. Die provisorische Gelb-Markierung werde im September erneuert.

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„Das ist nicht die Lösung für die Zukunft“

Dass die neuen Markierungen mehr Sicherheit bedeuten, hatten Rad- und Fußaktivisten von Anfang an bezweifelt. Bereits vor vier Wochen hatten sich einige kritisch zum Ergebnis des Versuchs geäußert. Thomas Grän vom Vorstand des ADFC zog das Fazit: „Das ist nicht die Lösung für die Zukunft.“ Auch „den Fußgängern hat das gar nichts gebracht“. Für David Grünewald vom „Radentscheid“ ist das Radfahren gefährlicher geworden als bisher.

Tim Kress von der Initiative „Darmstadt fährt Rad“ sagte: „Vom praktischen Nutzen her ist das grenzwertig.“ Den Versuch in dieser Form „sollte man auf keinen Fall verlängern, das erzeugt Konflikte, die immer wieder gefährlich werden können“.