Das Sturmtief hat auch im Darmstädter Wald eine Schneise der Verwüstung geschlagen. Der Biergarten „Zum alten Forsthaus Kalkofen“ muss die Freiluftsaison früher beenden.
Von Kerstin Schumacher
Lokalredakteurin Bergstraße
Kreuz und quer liegen die vom Sturm getroffenen Bäume im Revier Bessunger Forst. Hilmar Branz vom Forstamt Darmstadt informiert über die Schäden.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Das Sturmtief Fabienne, das am 23. September über Süd- und Mitteldeutschland hinweggefegt ist, hat auch in Darmstadt etliche Schäden verursacht. Der Sturm deckte Dächer ab, fallende Bäume begruben Autos unter sich (wir haben berichtet). Doch auch im Wald in und um Darmstadt herum haben die starken Winde gewütet.
„Besonders betroffen sind zwei Reviere: der Bessunger Forst und Kranichstein“, sagt Hilmar Branz, Bereichsleiter Produktion beim Forstamt Darmstadt. Eine Windhose habe eine 100 bis 300 Meter lange Schneise der Verwüstung geschlagen, angefangen etwa beim Kalkofen bis über die Reviergrenzen hinweg in den östlichen Landkreis nach Messel, Dieburg, Eppertshausen. Die Mitarbeiter des Forstamts Darmstadt haben einige Tage gebraucht, um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen, doch jetzt steht fest: Fabienne sind vier- bis fünftausend Festmeter Holz zum Opfer gefallen, verteilt auf eine Fläche von 500 Hektar. Das entspricht einer Größe von rund 700 Fußballfeldern. „Dabei hat es mal größere, mal kleinere Abschnitte getroffen“, sagt Branz. Vor allem Eichen und Buchen sind zerstört worden, darunter zum Teil sehr alte Bäume, die einen Stammdurchmesser von bis zu 80 Zentimeter aufweisen. „Der Sturm hat die Bäume in sieben bis zehn Meter Höhe einfach abgeknickt“, sagt Branz, „da müssen gewaltige Kräfte am Werk gewesen sein.“ Weil die Bäume noch belaubt sind, boten sie dem Sturm zudem eine große Angriffsfläche.
Wie groß der finanzielle Schaden insgesamt ist, sei noch unklar. „Das wissen wir erst, wenn wir alles Holz aufgearbeitet haben“, so Branz. Klar ist indes schon jetzt: Beim Holzverkauf werden Verluste entstehen, weil viele Bäume nicht komplett entwurzelt wurden. In dem Falle, so erklärt Branz, könne man den Stamm komplett verwerten. Doch im Falle des Windwurfes – wenn also Stämme abgeknickt werden und an der Bruchstelle ausfransen –, verliere das Holz an Wert. „Jeder so geschädigte Stamm hat einen Wertverlust von rund 100 Euro pro Festmeter“, rechnet Branz. Hinzu kommen die Kosten für die Aufforstung von flächig betroffenen Stellen. Dort sollen Eichen und Buchen neu gepflanzt werden. „Da rechnen wir fürs kommende Jahr mit zusätzlichen Kosten von 30 bis 40 000 Euro.“ Kleinere Lücken im Bestand dagegen sollen sich durch natürliche Verjüngung schließen.
Auf das Stadtklima habe der Verlust der Bäume keinen Einfluss, wohl aber auf das Mikroklima vor Ort. „Wo viele Bäume auf einmal verschwinden, ist die Sonneneinstrahlung größer.“ Das heißt, am Rand einer durch den Sturm entstandenen Lichtung sind die Bäume ungewohnt intensiver Strahlung ausgesetzt und bekommen Sonnenbrand. „Unter der Rinde kocht der Saft, der Saftfluss von der Wurzel in die Krone werde unterbrochen, der Baum nicht mehr mit Nährstoffen versorgt.“ Gerade Buchen hätten ohnehin bloß eine dünne Rinde, die platzt auf, Schädlinge dringen ein. „In einem Jahr sind die Bäume so weit geschädigt, das man sie entnehmen muss“, schätzt Branz. Doch trotz allem: „Im Vergleich zu den Kollegen im östlichen Landkreis Darmstadt-Dieburg oder in Nordhessen sind wir glimpflich davon gekommen“, bilanziert Branz.
Biergarten letztmalig am Sonntag geöffnet
Das können die Bauschs nicht unbedingt von sich behaupten. Die Familie bewirtschaftet das Ausflugslokal „Zum alten Forsthaus Kalkofen“ östlich von Arheilgen. „Wenn ich den Namen ,Fabienne‘ höre, läuft es mir kalt den Rücken runter“, sagt Inhaber Sascha Bausch. Der Sturm hat auf dem rund zehn Hektar großen Gelände große Schäden angerichtet, über 70 Bäume entwurzelt, Zäune beschädigt. Ein Glück: Weder den Bewohnern noch dem Damwild oder den Pfauen dort ist etwas zugestoßen. Was bleibt, ist ein riesiger Berg Arbeit. „Wir arbeiten seit Wochen auf unserem Gelände und noch immer ist kein Land in Sicht.“ Allein das Freischlagen der Wege auf dem Grundstück habe zwei Tage in Anspruch genommen, „und das mit schwerem Gerät“.
Aufgrund der Aufräumarbeiten ist der Biergarten am jetzigen Sonntag, 7. Oktober, letztmalig in diesem Jahr für Besucher geöffnet. „Wir beenden die Saison trotz des tollen Oktoberwetters frühzeitig“, bedauert Bausch, „aber wir müssen uns den Sturmschäden widmen.“ Bevor im Dezember der Verkauf von Weihnachtsbäumen startet, muss das Gelände nicht nur aufgeräumt, sondern vor allem gesichert werden. Die gröbsten Arbeiten werden Bauschs Schätzung zufolge noch zwei bis drei Wochen dauern. „Aber bis wir wirklich alles instand gesetzt haben, da wird noch ein Jahr vergehen.“