Im Frühsommer verlaufen sich die kleinen Schaben vermehrt auf Terrassen und in Wohnungen. Ein Experte erklärt, was man dagegen tun kann.
Hessen. Sie sind wieder da, die kleinen braunen Käfer. Waldschaben. Neun bis 14 Millimeter lang und hellbraun bis braun gefärbt. Leichtfüßig huschen sie weg, wenn sie zum Beispiel auf der Veranda entdeckt werden. Sie flitzen dann unters Stuhlkissen, in die Fensterritze oder unter den Blumentopf. Ab und an verlaufen sie sich auch in die Wohnung. Viele Menschen haben Angst, dass sie auf diese Weise Krankheitserreger einschleppen. Weil sie wie Mini-Kakerlaken aussehen. Doch die Angst ist unbegründet.
Seit einigen Jahren tauchen Waldschaben ab dem Frühsommer vermehrt in Darmstadt und Umgebung auf. Von der Größe her sind sie leicht mit der Deutschen Schabe (Blattella germanica), einem Vorratsschädling, zu verwechseln. Dies versetzt viele Darmstädter in den Alarmzustand. „Wir haben jeden Tag hier fünf bis zehn Anfragen deswegen“, sagt Schädlingsbekämpfer und Biologe Björn Kleinlogel aus Darmstadt. Er lässt sich meist ein Bild des Fundes schicken und erklärt dann am Telefon geduldig, was Waldschaben sind – nämlich harmlos. Für Menschen stellen sie keine Gefahr dar.
„Waldschaben sind Irrläufer“, erläutert Keinlogel. Die Käfer leben eigentlich im Freien, in Misch- und Laubwäldern und ernähren sich vor allem von sich zersetzenden Pflanzenteilen. Dort vermehren sie sich auch. Verlaufen sie sich in Wohnungen, gehen Waldschaben im Unterschied zur Deutschen Schabe nicht an den Vorratsschrank und können damit beispielsweise auch keine Durchfallkeime auf Lebensmittel übertragen.
Schaben finden drinnen nicht genug zu fressen
„Waldschaben ernähren sich von Pflanzenteilen, finden aber selbst in einer Wohnung mit vielen Pflanzen nicht genügend Nahrung, um lange überleben zu können“, so Kleinlogel. Eine Bekämpfung von Waldschaben im Innenbereich sei deshalb wenig sinnvoll: „Die Tiere sterben dort meist schneller ab, als eine mögliche Bekämpfung Wirkung zeigen würde.“
Im Rhein-Main-Gebiet gibt es mehrere Arten von Waldschaben: Die Echte Waldschabe (Ectobius sylvestris) ist einheimisch. Ihr Schild ist einfarbig dunkelbraun bis schwarz. Die Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) stammt eigentlich aus Südeuropa, kommt seit 2002 aber auch in West- und Süddeutschland vor. In trockenen und heißen Sommern handelt es sich bei den Kakerlaken-Doppelgängern häufig um die Tanger-Waldschabe (Planuncus tinngitanus). Diese Insekten kommen ebenfalls aus dem Mittelmeerraum und sind vermutlich vom Menschen eingeschleppt worden. Als blinde Passagiere in Frachttransporten zum Beispiel. Sie waren 2007 erstmals in Mainz, später auch in Ludwigshafen und Worms gesichtet worden.
Um welche Art es sich handelt, ist nicht leicht zu bestimmen. Unter anderem muss man sich das Drüsenfeld am Hintern der Käfer genauer anschauen. Von der Deutschen Schabe sind Waldschaben jedoch leicht zu unterscheiden: Kakerlaken haben auf der Rückseite zwischen Kopf und Rücken zwei schwarze Streifen. „Die haben die Waldschaben nicht“, erklärt der Biologe. Außerdem sind Waldschaben licht- und tagaktiv. Alle Kakerlaken-Arten, auch die Amerikanische Schabe, sind hingegen nachtaktiv und scheuen das Licht. „Wenn Sie da das Licht anmachen, sind die im nächsten Moment alle in ihren Verstecken“, weiß der Schädlingsbekämpfer. Schaben, die tagsüber beobachtet werden, sind daher also in aller Regel Waldschaben.
Was tun gegen Waldschaben im Haus?
Sein Tipp, damit Waldschaben der Wohnung fernbleiben: „Man muss versuchen, ihnen den Eingang in die Wohnung zu versperren.“ Das funktioniere am Besten mithilfe eines Fliegengitters. Wer viel Grün am Haus oder auf dem Dach hat, wird jedoch wahrscheinlich aber immer mal wieder einen ungebetenen Gast in der Wohnung vorfinden. Und dann? Ein Glas über die Käfer stülpen, ein Papier drunterschieben – und das Insekt draußen freilassen.