Vom Schwimmen im Arheilger Mühlchen wird noch immer abgeraten

So idyllisch der Naturbadesee auch aussieht - vom Baden wird wegen der hohen Konzentration an Blaualgen noch abgeraten.   Foto: Torsten Boor

Die Konzentration von Cyanobakterien ist immer noch hoch. Das Gesundheitsamt rät immer noch vom Schwimmen ab, weshalb aus dem Mühlchen-Triathlon am Sonntag ein Duathlon wird.

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DARMSTADT. Die vier Jugendlichen haben am Donnerstagmittag einen Riesenspaß am Sprungturm im Arheilger Mühlchen. Der Hinweis des Gesundheitsamts, Schwimmen im Naturbadesee sei wegen der erhöhten Konzentration von Cyanobakterien (Blaualgen) nur auf eigene Gefahr erlaubt, stört sie nicht. Zwar weist ein Schild am Eingang darauf hin, dass vor allem Kinder und empfindliche Personen nicht ins Wasser gehen sollen, das allerdings trübt die Badefreuden der Jungs nicht.

Auch die Stammschwimmerinnen, die um 14 Uhr pünktlich am Eingang stehen und schnurstracks ins Wasser oder auf den angestammten Lieblingsplatz auf der Wiese gehen, scheren sich nicht um die Blaualgen. "Wir kommen trotzdem hierher und gehen auch ins Wasser. Danach duschen wir uns natürlich ab", sagt eine der braun gebrannten Arheilgerinnen, die es sich im Schatten eines Baumes bequem gemacht haben.

Ganz so unkompliziert sei der erneute Befall durch die Blaualgen jedoch nicht, sagt Matthias Gunkel, Vorsitzender des Fördervereins Arheilger Mühlchen. "Eine Saison nach der anderen geht flöten." Es sei schon das dritte Jahr in Folge, in dem der Naturbadesee wegen Zerkarien, Nilgänsen oder Blaualgen frühzeitig oder mitten in der Badesaison habe schließen müssen. "Und das schadet natürlich dem Ruf des Mühlchens", so auch Fördervereinsmitglied Jürgen Piesche. Inzwischen sei in Arheilgen weit verbreitet, das Mühlchenwasser habe ein Qualitätsproblem.

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Thema Wasserversorgung treibt Förderverein um

Fakt ist, dass das Bad 2018 wegen Blaualgen die Saison früher beenden musste. Am Montag, 22. Juli, wurde der zulässige Wert für Cyanobakterien, die Übelkeit, Schwindel, Haut- und Schleimhautreizungen auslösen können, überschritten. Nach einem Befund vom 30. Juli beträgt die Sichttiefe 50 Zentimeter.

Fakt ist auch, dass seit der letzten Messung zehn Tage vergangen sind und die nächste laut Sportamtsleiter Martin Westermann erst am 15. August erfolgt. "Der Turnus der Überprüfung - mal einmal, mal zweimal im Monat - entspricht den Vorgaben der Hessischen Badegewässerverordnung", teilt die Stadt mit.

Die Mühlchen-Freunde fühlen sich diesbezüglich abgehängt. "Unsere Wahrnehmung ist, dass der Woog etwas stärker im Fokus steht", sagt Piesche. Dort sei in kürzeren Abständen gemessen worden; das Baden ist auch inzwischen wieder erlaubt.

Das Thema Wasserversorgung treibt den Förderverein seit Langem um. Vor Jahren gab es schon Gespräche mit der Stadt wegen eines Einlaufbauwerks an der Südostseite des Sees; dieses soll dafür sorgen, dass das Mühlchen mit Wasser aus dem Ruthsenbach versorgt wird (wir haben berichtet).

Auch hatte der Förderverein der Stadt - das letzte Mal im Februar - angeboten, einen Tiefbrunnen auf eigene Kosten zu bohren, um wenigstens die Verdunstung ausgleichen zu können. Damals hieß es, diese Maßnahme sei nicht nötig, da das Einlaufbauwerk bis zu Beginn der Badesaison 2020 umgesetzt sein soll. "Darauf verlassen wir uns", sagt Gunkel. Die städtische Pressestelle konnte zum Stand der Planungen am Freitag keine Auskunft geben: Das Thema sei zu komplex, die Betrauten seien nicht greifbar.

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Aus dem Arheilger Triathlon wird ein Duathlon

Trotz der Wasserproblematik betont der Förderverein die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und treibt Projekte voran, um das Mühlchen attraktiver zu gestalten. Alleine in diesem Jahr haben die Mühlchenfreunde 26 000 Euro investiert: 5500 Euro für einen Spielturm, 5300 Euro für Liegen, 9500 Euro für ein Sonnensegel über dem Planschbecken, 4900 Euro für Bänke und Tische. Ein Teil kommt durch Beiträge der rund 300 Mitglieder zusammen. Auch die Firma Merck spendierte in diesem Jahr 2200 Euro - Geld, das bei einer Restcent-Aktion der Firma gesammelt wurde.

Unter dem Badeverbot leiden übrigens nicht nur Stammbesucher. Auch Sportler, die am Sonntag beim Mühlchen-Triathlon an den Start gehen, werden die Konsequenzen spüren: Aus dem Triathlon wird wohl ein Duathlon, das Schwimmen als dritte Wettkampfdisziplin fällt aus. "Das Orgateam überlegt gerade, die gesamte Veranstaltung als Duathlon auszutragen", hieß es am Freitagnachmittag. . Kommentar