Sarah Blüm (links) und Evita Syndikus befragen ihre Mitschüler, ob es bei ihnen zum Frühstück Fairtrade-Artikel gab und bieten Brot, belegt mit solchen Erzeugnissen, an. Foto: Dirk Zengel
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DARMSTADT - Seit zwei Jahren trägt die Viktoriaschule als einzige Schule in Darmstadt und als eine von sieben in Hessen den Titel „Fairtrade-Schule“. Nun wurde die Auszeichnung erneuert und so das nachhaltige Engagement von Schülern, Lehrern und Eltern gewürdigt.
Die Idee, die Viktoriaschule zur „Fairtrade-Schule“ zu machen, hatte Lehrerin Ulrike Kirchberg. Im Religionsunterricht hatte sie schon vor rund fünf Jahren das Thema fairer Handelsbeziehungen angesprochen. Daraus entwickelte sich ein Projektteam, das sich um die Zertifizierung bewarb. Der Titel wird von der Handelsorganisation „Fairtrade“ vergeben. Kernstück des Engagements ist ein Stand, an dem die Schüler seither zweimal wöchentlich vor der schuleigenen Cafeteria nach sozialen und ökologischen Standards gehandelte Produkte verkaufen. Auch bei Schulfesten ist das Team mit einem eigenen Verkaufsstand vertreten.
„Schokolade, Kekse und getrocknete Mangos gehen besonders gut“, berichteten Zoe, Sofia und Sara. Die Zwölfjährigen besuchen die siebte Klasse und engagieren sich für fairen Handel, weil es ein wichtiges Thema sei, Spaß mache und man immer wieder Neues dazu lerne.
Das 15-köpfige Team, zu dem auch Vertreter der Elternschaft gehören, bezieht die Waren über den Darmstädter Weltladen. Die bescheidenen Gewinne, die man dabei erwirtschaftet, kommen der Projektarbeit und einem Straßenkinderprojekt auf den Philippinen zugute. Außerdem achtet die Projektgruppe darauf, dass das Ungleichgewicht bei den Handelsbeziehungen immer wieder im Unterricht der Viktoriaschule thematisiert wird. „Wir werden so angestoßen, über die Konsequenzen unseres Handelns und unseres Konsums nachzudenken“, lobte Schulleiterin Dagmar Ohlenforst die Initiative der Schüler. Auch Jochen Partsch, der als Oberbürgermeister der „Fairtrade“-Stadt Darmstadt eigens zu der kleinen Feier in der Viktoriaschule gekommen war, hob die Notwendigkeit des sozialen Ausgleichs hervor: „Jeder kann nur dann gut leben, wenn auch seine Mitmenschen gut leben können.“
Unter „fair“ versteht die Projektgruppe aber nicht nur angemessene Preise für Importwaren. „Es geht auch um den Bezug regionaler Produkte und eine ökologische Erzeugung“, erklärte Ulrike Kirchberg. Dass der bewusste Blick auf unser Konsumverhalten einiges in Bewegung setzt, bekam Ulrike Kirchberg gerade von den Schülern bestätigt, die sich zu Beginn des Projekts engagierten. Sie berichteten von teils heftigen Diskussionen über das Thema mit ihren Eltern.
„So tragen wir das Thema fairer Handelsbeziehungen auch in die Familien“, resümierte Kirchberg. Und die „Fairtrade“-Projektgruppe nimmt die Erneuerung der Auszeichnung als Ansporn für den weiteren Ausbau des Projekts: Auf der Wunschliste stehen die Integration fairer Produkte in das reguläre Angebot der Cafeteria und eine ausführlichere Behandlung der Thematik im Unterricht.