Vielfältige Interessen am Willy-Brandt-Platz

Am Info-Rad auf dem Willy-Brandt-Platz herrscht Betrieb – vorne rechts ist Kadir Durmaz von Heag-Mobilo zu sehen.Foto: Guido Schiek  Foto: Guido Schiek
© Foto: Guido Schiek

Knapp zwei Kilometer Straßenraum rund um den Willy-Brandt-Platz sollen im Rahmen eines Projekts der Stadt Darmstadt und von Heag-Mobilo neu gestaltet werden. Am...

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JOHANNESVIERTEL. Knapp zwei Kilometer Straßenraum rund um den Willy-Brandt-Platz sollen im Rahmen eines Projekts der Stadt Darmstadt und von Heag-Mobilo neu gestaltet werden. Am Willy-Brandt-Platz, der östlichen Bismarckstraße und der Frankfurter Straße soll so für Barrierefreiheit und mehr Sicherheit gesorgt werden; Verkehrsgruppen möchte man besser voneinander trennen. Teilweise soll auch die unterirdische Infrastruktur erneuert werden. Am Mittwoch hatten Bürger die Gelegenheit, sich vor Ort über den Planungsstand zu informieren und sich auf den letzten Metern noch einmal Gehör zu verschaffen. „Die Bürger hätten früher ins Boot geholt werden müssen“, sagt Thomas Wende, der sich über den Planungsstand informieren möchte.

Anregungen sind bereits eingeflossen

Am Info-Rad steht neben Vertretern des Stadtplanungsamts und von Heag-Mobilo auch Anke Bergmann, die für die Projektsteuerung verantwortlich ist. „Wir versuchen, alle Belange unter einen Hut zu bekommen“, sagt Bergmann. Nach einem Bürgergespräch zu „Davia“ im Januar seien die Anregungen der Darmstädter bereits in die Planung eingeflossen. Auch heute liegen Listen bereit. „Der Plan ist aber ja schon so gut wie abgeschlossen“, sagt Wende, der dem Fahrgastverband der Dadina angehört. Über den großen Bauplan auf dem Tisch des Info-Rads fahren trotzdem viele Zeigefinger.

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Den Willy-Brandt-Platz passieren täglich viele Linien. Es braucht mehr Platz, einen besseren Zugang zu den Haltestellen und einen funktionierenden Verkehrsfluss. „Den Luisenplatz barrierefrei zu gestalten, wird nie möglich sein“, sagt Bergmann. Dafür sollen es bald die Haltestellen „Willy-Brandt-Platz“, „Pallaswiesenstraße“, „Kasinostraße“ und „Klinikum“ sein. Es soll eine eigene Spur für Busse und Bahnen geben. „Mich stört, dass die Haltestellen am Willy-Brandt-Platz auseinandergezogen werden“, sagt Wende.

Student Niklas Barth kann sich keine Wohnung in der Innenstadt leisten, fährt jeden Tag von Arheilgen nach Eberstadt und verliert auf der Strecke oft viel Zeit. „Das Gesamtproblem ist dadurch nicht gelöst. Aber ich bin froh, dass etwas passiert“, sagt Barth.

Auch der Autoverkehr soll künftig auf andere Wege, nämlich auf die westliche Platzseite, verlagert werden. Parkraum im Johannes- und Martinsviertel soll bevorzugt Anwohnern zur Verfügung gestellt werden. Im Planungsgebiet werden einige Parkplätze wegfallen. „Am besten sollte man Autos aus der Stadt heraushalten, mit Parkplätzen am Stadtrand“, findet Wenzel Heldens, der jeden Tag mit dem Rad am Willy-Brandt-Platz vorbeifährt. Auch müsse man die Parkgebühren erhöhen. Dafür könne man die Attraktivität der City steigern. Für Radfahrer soll es Fahrradwege in beide Richtungen geben. Gehwege sollen verbreitert werden. Teilweise müssen sich Fußgänger und Radler jedoch ihre Wege teilen.

Es sei nicht einfach, alle Interessen zu vereinen, sagt Bergmann. „Die Stadt hat sich viel Mühe gegeben“, meint Wende. „Aber es müssen neue Lösungen gefunden werden, schließlich wächst die Stadt weiter“. Dabei wünsche er sich mehr Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Auch Heldens findet, dass es langfristig um mehr geht, als die Breite von Fahrradwegen. „Man muss umdenken und nach kreativen Lösungen suchen“, sagt er.

Wenn alles nach Plan läuft, kann im Jahr 2022 mit dem Bau begonnen werden.