Urkunde für Mathildenhöhe: Welt erkennt Darmstadts Bedeutung

aus Welterbe Mathildenhöhe

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Fast schon wieder im alten Glanz: Zwar ist der Olbrich-Bau noch immer von Bauzäunen umringt, doch die Sonne lässt die Darmstädter Stadtkrone schon mal leuchten. Am Wochenende wird dort gefeiert.
© Dirk Zengel

Jetzt ist das Dokument in Darmstadt, das den Rang der Mathildenhöhe als Welterbe anzeigt. Bei der Übergabe der Unesco-Urkunde geht es auch um die daraus erwachsenden Pflichten.

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Darmstadt. Nach all den Jahren, in denen es um Sand und Steine, Glas und Beton ging, ist es nur ein gerahmtes Blatt Papier. Doch die Übergabe der Unesco-Urkunde am Mittwochmittag im Haus der Geschichte markiert den Abschluss eines fast zehnjährigen Weges von Darmstadt einmal um den Globus bis zum Welterbe-Status für die Künstlerkolonie Mathildenhöhe.

Noch immer wird keine Kunst in Olbrichs Ausstellungshallen gezeigt, ist der Platanenhain gesperrt, umringen Bauzäune das Ensemble der Stadtkrone. Und der Grundstein fürs Besucherzentrum wird auch erst nächstes Jahr gelegt. Doch am Sonntag, 4. Juni, ist internationaler Welterbe-Tag. Da wird auf der Mathildenhöhe ein Lichterfest gefeiert. Ein guter Zeitpunkt also, um mit der Übergabe der Urkunde einen Schlusspunkt zu setzen, bevor es irgendwann so richtig losgeht.

„Globale Bedeutung der Darmstädter Mathildenhöhe“

Beim Blick auf die Baustelle und mit den vielen Verzögerungen im Sinn kann ja die Wahrnehmung für die Dimension des Projekts getrübt werden. „Sobald der Antrag vorlag, merkte man, in welcher Liga man spielen darf“, erinnert sich Friederike Hansell, Welterbe-Koordinatorin vom Auswärtigen Amt. Als sich Vertreter aus Uganda zum Thema Künstlerkolonie meldeten, habe man gespürt: „Der Welt ist klar, welche globale Bedeutung die Darmstädter Mathildenhöhe hat.“

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Es ist eine werbewirksame Anerkennung, die mit anspruchsvollen Geboten einhergeht: „Sie gehören zu einer kleinen internationalen Gesellschaft, die sich verpflichtet hat, ihr Erbe zu schützen und zu bewahren“, sagt die Dame vom Auswärtigen Amt. Derzeit tragen 1157 Orte in 167 Ländern das Welterbe-Siegel, 51 dieser Stätten liegen in Deutschland, sieben in Hessen.

Die Gesellschaft muss sich verändern. Da hat die Mathildenhöhe viel zu erzählen.

Angela Dorn Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst

Schon auf dieser umfangreichen Liste der Einzigartigkeiten seinen Platz zu finden, war ein Kunststück. Bei einer Fachtagung gelang es vor sieben Jahren, den Rang der Künstlerkolonie im internationalen Kontext zu definieren „als Missing-Link der modernen Architekturgeschichte“ bis zum Bauhaus, wie es Jochen Partsch formuliert. Für den scheidenden Oberbürgermeister, der den Welterbe-Prozess seit 2011 im Amt begleitete, ist dies ein letzter großer protokollarischer Termin vor seinem Abgang. Die 30 Millionen Euro (ursprünglich angesetzt waren 24 Millionen) für die Sanierung der Ausstellungshallen verteidigt er als „gut investiertes Geld“. Die Sanierung des Olbrichbaus, des Platanenhains und mehrerer Villen schaffe „einen bleibenden Wert“ auf der Mathildenhöhe.

Auch die grüne Parteifreundin Angela Dorn, ist überzeugt, „dass Menschen über viele Generationen noch davon profitieren können.“ Der Gründungsgeist der Mathildenhöhe bringt die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst geradezu ins Schwärmen. In Darmstadts historischem Ensemble, das den Aufbruch in die Moderne markiert, zeige sich der „unbedingte Wille zur Erneuerung“, was in Zeiten klimapolitischer Veränderung von der Straße bis zum Heizungskeller für Angela Dorn großen Symbol-Charme entfaltet: „Die Gesellschaft muss sich verändern. Da hat die Mathildenhöhe viel zu erzählen.“

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Selbst den Bauzäunen kann die Ministerin in diesem Zusammenhang inspirierende Symbolkraft abgewinnen: „Sie waren für mich immer ein Zeichen der Verantwortung.“ Darmstadt hat sich bei den Vereinten Nationen verpflichtet, pfleglich mit seinem Erbe umzugehen, was auch die Möglichkeiten baulicher Gestaltung rund um die Mathildenhöhe einschränken kann.