Die Künstliche Intelligenz wird unsere Zukunft prägen. Das wird bei einer Diskussion an der TU Darmstadt deutlich.
Von Alexandra Welsch
Mitarbeiterin Lokalredaktion Darmstadt
Der Mensch wird künftig nicht mehr ohne Künstliche Intelligenz auskommen.
(Archivfoto: dpa)
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DARMSTADT - Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Zukunftsthema von enormer Relevanz. Das steht für Hans Jürgen Prömel außer Frage. „Deutschlands Zukunft wird maßgeblich von Methoden der Künstlichen Intelligenz, ihrer Anwendung und ihrer Akzeptanz abhängen“, betont der Präsident der Technischen Universität. Er verweist da etwa auf eine Studie des McKinsey Global Instituts, wonach KI das globale Bruttoinlandsprodukt bis 2030 um 1,2 Prozentpunkte pro Jahr steigern könne. Das übertreffe den Wachstumseffekt, den seinerzeit Dampfmaschinen oder Industrieroboter erzielt hätten.
So umriss Darmstadts TU-Präsident am Montagabend die Bedeutung des Themas zum Einstieg in die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, zu der die TU in ihr Altes Hauptgebäude geladen hatte. „KI wird unseren Alltag, unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelten nachhaltig beeinflussen“, so Prömel. Das habe auch die Politik erkannt. Lobend erwähnte er etwa, dass die Bundesregierung bis 2025 drei Milliarden Euro in das Thema investieren will, und die hessische Landesregierung mit dem „TechCampus“ ein KI-Zentrum plant.
Doch das empfand nicht jeder in der sechsköpfigen Herrenrunde auf der Bühne als ausreichend. Wie Enis Ersü als Vorstandsvorsitzender des Darmstädter High-Tech-Unternehmens Isra Vision vorrechnete, sei das letztlich nur eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. „Das ist wirklich sehr wenig.“ Er appellierte, den Betrag auf sechs Milliarden zu verdoppeln und die Industrie mit ins Boot zu holen. Er mahnte: „Wir müssen alles tun, um als Marktführer dabei zu sein – denn nur die gewinnen.“
Michael Meister, Staatssekretär am Bundesforschungsministerium, räumte ein, man könne immer mehr tun. Aber die Frage sei, von welchen Bereichen man das Geld abziehe. „So langsam fangen die Finanzminister an, nach Luft zu schnappen“, gab auch Patrick Burghardt vom neuen hessischen Ministerium für Digitalstrategie zu bedenken. Er betonte aber, dass das Ministerium gerade auch die Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft stärken will.
Wie aber wirkt sich Künstliche Intelligenz auf die Gesellschaft aus, etwa in puncto Arbeitsplätze? Diese Frage kam aus dem Publikum, ganz digital eingebracht über ein Internettool und vorgetragen durch Moderator Carsten Knop (FAZ). „Ich sehe da nichts Dramatisches“, antwortete TU-Wirtschaftsinformatik-Professor Peter Buxmann. Manche Jobs würden wegfallen, wie vermutlich Busfahrer, aber auch neue entstehen und andere stabil bleiben, etwa Hochschullehrer. „Es kann aber nicht jeder Professor werden“, insistierte der Moderator, was Staatssekretär Meister auch nicht in Abrede stellte: „Es gibt Menschen, die diese Entwicklung nicht mitgehen können.“ Doch gebe es viele Tätigkeiten, die Künstliche Intelligenz nicht ersetzen könne – etwa die Pflege hilfsbedürftiger Menschen.
Wichtig sei, bei diesen Prozessen die Bevölkerung mitzunehmen – etwa beim Thema Datennutzung oder 5G-Mobilfunkausbau. „Wir brauchen einen breiten Beteiligungsprozess.“ Das hielt auch sein Landeskollege Burghardt für einen „ganz wichtigen Punkt“, auch zur Vorbeugung von Bürgerprotesten.
Doch TU-Professor Kristian Kersting vom Fachgebiet Maschinelles Lernen sah das Potenzial öffentlicher Diskussion bei dem Thema kritisch. „Weil die Leute sehr oft nichts von Künstlicher Intelligenz verstehen.“ Es gelte, aufzuklären, damit die notwendige ethische Grundsatzdiskussion mit technischem Sachverstand ausgestattet sei. „Wir müssen aufpassen, dass wir dennoch die Technologie nach vorne bringen.“ Ihr gegenüber herrschten teils größere Ethikansprüche als gegenüber Menschen. Dabei habe Künstliche Intelligenz schon viel Gutes getan.