Das erste transatlantische Bündnis steht: Darmstadt und die texanische Metropole San Antonio werden in der kommenden Woche ihre neue Städtepartnerschaft offiziell besiegeln. Die Darmstädter sind ausdrücklich aufgefordert, das Ereignis mitzufeiern: Zum Festakt im Darmstadtium am Freitag, 27. Oktober, 17 Uhr, sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen.
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
Diesen Anblick könnten demnächst mehr Darmstädter genießen: San Antonio wird nächste Woche offiziell Partnerstadt, ein "reger Austausch" soll folgen. Foto: Visit San Antonio
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Das erste transatlantische Bündnis steht: Darmstadt und die texanische Metropole San Antonio werden in der kommenden Woche ihre neue Städtepartnerschaft offiziell besiegeln. Die Darmstädter sind ausdrücklich aufgefordert, das Ereignis mitzufeiern. Zum Festakt im Darmstadtium am Freitag, 27. Oktober, 17 Uhr, "sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, es ist eine öffentliche Veranstaltung", erklärte Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz.
Der Festakt soll den fünftägigen Besuch einer hochrangigen Delegation aus den Staaten krönen. Etwa 30 Vertreter der Universitäten, der Wirtschaft und der Stadtregierung wollen Darmstadt näher kennenlernen. Besuche unter anderem bei Merck, bei der Entega, bei Instituten wie der ESA und ESOC und dem Fraunhofer Institut sind geplant. Aber auch Schulen, die Mathildenhöhe und das Hofgut Oberfeld als "Beispiel für erfahrbare biologisch-dynamische Landwirtschaft" stehen auf dem Programm.
Für den Darmstädter OB ist San Antonio, 16. Partnerstadt der Südhessen, keine beliebige Wahl. "Die Profile passen gut zusammen", erklärte er am Freitag. Impulse in beide Richtungen erwartet er unter anderem auf wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene. Zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt-Forschung: Optische Teile der Sonde für die Rosetta-Mission wurden in Labors in San Antonio hergestellt; Informationstechnik und besonders Cyber-Security stehen im Fokus der universitären Forschung wie auch junger Unternehmen. Michael Kolmer vom Amt für Wirtschaftsförderung erklärte: "Wir werden die Gründerszenen zusammenbringen", junge Start-Up-Firmen aus Darmstadt seien bereits dabei, Kontakt zu Gleichgesinnten in Texas aufzunehmen. Die IHK, betont OB Partsch, "begleitet diese Aktivitäten positiv".
VERSCHWISTERUNGEN
San Antonio, mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt im US-Bundesstaat Texas (nach Houston), wird die 16. Partnerstadt Darmstadts sein und die erste in den Staaten.
Die Initiative ging von den Texanern aus, sagt OB Partsch. Die University of Texas in San Antonio und die Technische Universität (TU) Darmstadt knüpften demnach schon früh Kontakte. Beide Unis werden am kommenden Freitag ebenfalls ein Partnerschaftsabkommen unterzeichnen.
99.500 Euro gibt die Stadt dieses Jahr insgesamt für die Pflege ihrer Partnerschaften aus, davon 24.500 Euro für den Auftakt mit San Antonio.
Voneinander lernen könnten beide Städte auch beim Thema "Weltkulturerbe". Die Darmstädter sind bekanntlich seit Jahren dabei, ihre Bewerbung für die Mathildenhöhe als einmaliges Jugendstil-Zentrum anzubahnen. Die Kollegen in San Antonio sind da schon einige Schritte weiter. Die einstige spanische Mission, Ort einer legendären Schlacht im texanischen Unabhängigkeitskrieg von 1836, trägt seit 2015 den Titel "Unesco-Weltkulturerbe". Das Museum zieht nach eigenen Angaben jährlich 2,5 Millionen Besucher an; "The Alamo" gilt damit inzwischen als eine der meistbesuchten Attraktionen des Landes.
Auch politisch sieht der Darmstädter OB sich teils auf ähnlicher Wellenlänge mit dem Amtskollegen in San Antonio. Der parteilose Ron Nirenberg, 40 Jahre alt, verfolge "ein liberal profiliertes Programm". Der erst im Juni ernannte Bürgermeister betone Weltoffenheit und mache "sein Engagement für Flüchtlinge und Randgruppen deutlich", sagt Partsch. Das ist ein Statement in einer Stadt, in der 62,7 Prozent der rund 1,5 Millionen Einwohner "Hispanics" sind (bei 26,6 Prozent Weißen) und mehr spanisch als englisch gesprochen wird. Das Thema illegale Einwanderung steht täglich auf der Tagesordnung. Der Darmstädter OB zeigt sich erfreut, dass sein Amtskollege da "einen anderen Kurs fährt als der derzeitige US-Präsident".
Im kommenden Jahr soll der Austausch an Fahrt aufnehmen. Fünf Schulen hätten schon Interesse an einem Schüleraustausch angemeldet, vor allem Gymnasien, berichtet Patricia Latorre vom Amt für Interkulturelles. Solche Fernreisen können sich freilich nicht alle Eltern leisten. Für das Jahr 2018 stellt die Stadt einen Fördertopf von 2000 Euro in den Haushalt ein, in den Folgejahren sollen es jeweils 5000 Euro sein.
Reiseanlässe gibt es genug. Im kommenden Jahr feiert San Antonio sein 300-jähriges Bestehen. Künstler und Musiker aus Darmstadt wollen das Festprogramm aktiv bereichern. Die Saxofonistin Anke Schimpf wird dann in Texas spielen. Mila Hundertmark und Thomas Georg Blank werden eine Sonderschau in der dortigen Kunsthalle gestalten, der "Blue Star Gallery", und in Fotos und Filmen die Darmstädter Sicht auf die neue Partnerstadt zeigen.