Fünf schwerkranke Hunde leben derzeit im Darmstädter Tierheim. Das ist nicht nur für die Pfleger eine Belastung, sondern auch finanziell kaum zu stemmen. Das Tierheim lebt...
DARMSTADT. Nikki, Tiffany, Rex, Bobo und der große Kangal geben ein trauriges Bild ab. Sie alle sind schwer krank, ob sie je wieder gesund werden, ist fraglich. Die Hunde leben derzeit im Tierheim Darmstadt und bedeuten für die Pfleger einen erheblichen Mehraufwand bei der täglichen Arbeit, der kaum zu leisten ist. Auch die Kosten, die dem Tierheim durch die kranken Vierbeiner entstehen, sind enorm und nagen an den Ersparnissen.
Die vierjährige Schäferhündin Nikki hat eine chronische Darmentzündung, kann nichts bei sich behalten und ist entsprechend abgemagert. Mehrmals am Tag muss sie gewaschen werden. Sie wurde wegen ihres schlechten Zustands beschlagnahmt und ins Tierheim gebracht. Rex hat kaum Fell, den Labrador-Mischling plagen Milben, weshalb es ihn stark juckt und er in Quarantäne leben muss. Der kleine Welpe Tiffany hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und braucht intensive Betreuung, die von der stellvertretenden Tierheimleiterin Bettina Syffus übernommen wird. Cockermix Bobo, der bereits seit vier Jahren im Tierheim lebt, hat Allergien und eine chronische Zahnfleischentzündung und der Kangal ein offenes Bein mit Verdacht auf Knochenkrebs. Um die fünf kranken Hunde adäquat zu versorgen, ist ein Pfleger mindestens den halben Tag beschäftigt, sagt Tierheimleiter Christian Zentgraf. Weil aber nur zwei Pfleger für die insgesamt 35 Hunde zur Verfügung stehen, bleibt auch für die 30 gesunden Hunde wenig Zeit.
Falsche Scham ist fehl am Platz
Dass derzeit so viele schwerkranke Hunde im Tierheim im Alten Griesheimer Weg leben, ist nicht nur eine extreme Belastung für die Pfleger, sondern auch eine enorme Belastung für die Finanzen des Tierheims. Die Pensionshunde, die täglich an den Alten Griesheimer Weg kommen, können die hohen Kosten nicht auffangen. "Wir leben momentan von Erspartem", sagt Zentgraf sorgenvoll. Wenn das über längere Zeit so bleibt, müsse das Tierheim überlegen, "ob wir all unsere Leistungen weiterhin in diesem Umfang anbieten können", so der Tierheimleiter.
Schon das ganze Jahr sei die Zahl kranker Hunde, die im Tierheim abgegeben oder vom Amt gebracht werden, sehr hoch. Woran das liegt kann sich Zentgraf nicht erklären, wenngleich er in den Hunden ein Spiegelbild der Gesellschaft sieht. Es gebe viele sozial schwache Menschen, die sich die Behandlung ihrer Tiere nicht leisten können und aus Scham auf eine Behandlung verzichten oder erst dann den Weg zum Tierheim antreten, wenn es eigentlich schon zu spät ist, gibt sich Zentgraf kritisch. Falsche Scham sei fehl am Platz, wenn es um das Wohl der Tiere geht.
Um weiterhin allen Heimbewohnern gerecht zu werden und helfen zu können, benötigt das Tierheim dringend Unterstützung. Denn durch die kranken Hunde steigen die Tierarztkosten, zudem muss Spezialfutter angeschafft werden. Über Spenden freut sich das Team um Zentgraf und Syffus ebenso, wie über Menschen, die eine Patenschaft für einen Hund übernehmen wollen oder zum Gassigehen mit den Tieren vorbeikommen.
Abgegeben werden können die fünf Patienten aus medizinischen Gründen zur Zeit aber nicht, wie Zentgraf betont. Im ein oder anderen Fall könne das in ein paar Wochen jedoch anders aussehen. Wenn es medizinisch vertretbar ist, wolle das Tierheim allen Vierbeinern einen guten Start in ein neues Leben ermöglichen.