In zwei Wochen ist das beliebte Gewässer im Darmstädter Ostwald wieder gefüllt, sagen die Aktiven vom Anglerverein. Fehlen nur noch die Fische.
DARMSTADT. Der trockene Sommer 2018 hatte auch eine positive Seite. Er half beim Entschlammen des ersten Teichs bei der Gaststätte „Fischerhütte“ im Ostwald. „Im November 2017 hatten wir begonnen, das Wasser langsam abzulassen“, schildern Günter Blitz und Patrick Heinz vom Anglerverein Darmstadt. So begann die Entschlammung des Teichs, den die Vereinsleute „Einser“ nennen.
Um den Teich kostengünstig und mit vertretbarem Aufwand zu entschlammen, hatte sich der vor 102 Jahren gegründete Anglerverein für das sehr alte Verfahren mit „Wintern“ und „Sömmern“ entschieden. Preiswert und bewährt, aber es dauert mindestens einen Winter und einen Sommer. Eiseskälte und Trockenheit tragen dazu bei, dass der Boden aufbricht und belüftet wird. „Der Sommer 2018 war gut für die Trocknungsphase“, erklärt der zweite Vorsitzende Günter Blitz. Dafür waren die Winter zu mild. „Wir hatten auf Bodenfrost gehofft“, schildert er, „aber um den Bachlauf herum war es immer sumpfig.“
Seit dem vergangenen Wochenende wird der „Einser“ wieder „bespannt“, also mit Wasser aufgefüllt. „In zwei Wochen ist der Teich wieder voll, wenn es mit Regen und Grundwasser so weitergeht“, blickt Günter Blitz voraus. Aber „Wintern“ und „Sömmern“ bedeutet nicht einfach, einen Teich trockenzulegen. Es ist Vorbereitung, Naturschutz, Arbeitseinsätze und Nachbereitung. „‘Mit uns für die Natur‘ ist unser Leitsatz“, sagt Günter Blitz.
Die Arbeit beginne ein Jahr davor, erklärt der zweite Vorsitzende. Man musste sich hier im Wald mit Hessen Forst absprechen und der Stadt Darmstadt, da der Verein seine Gewässer von der Stadt gepachtet hat. Danach müsse man mit den Mitgliedern die Arbeitseinsätze planen, an denen sich zirka 250 der rund 350 Mitglieder beteiligen können. Dann muss überlegt werden, wann man Geräte wie kleine Bagger anmietet und wofür man externe Dienstleister braucht. „Das Ablaufbauwerk, der sogenannte ‚Mönch‘, musste neu abgedichtet werden“, erklärt Gewässerwart Patrick Heinz; damit beauftragte der Verein ein Unternehmen. Außerdem müsse genug Geld in der Rücklage sein. „Wir kommen durch den Verwaltungsaufwand aber an den Rand des ehrenamtlich Leistbaren“, sagt Blitz.
Wenn man das Wasser ablässt, werden die Fische umgesetzt. Muscheln am Boden werden auch eingesammelt. „Fast alle Muschelarten sind geschützte Tiere“, erklärt der Gewässerwart. Und wenn die Pflanzen im leeren Teich wachsen, geht die Arbeit weiter. Kommen geschützte Pflanzen, werden auch die umgesetzt. Andere Pflanzen am Teichboden wurden zweimal gemäht, zuletzt an diesem Wochenende. „Das ist zu 80 Prozent Handarbeit“, sagt Gewässerwart Heinz. Die Pflanzen würden ansonsten unter Wasser wieder verfaulen.
Und dann wurden auch noch die Pfähle und Bretter der Teichufer-Befestigung erneuert. „Ich schätze, dass in dem Projekt Einser-Teichentschlammung rund 2000 Mannstunden stecken“, rechnet Günter Blitz zusammen. Im Herbst kommen dann Fische wie Moderlieschen, Hechte, Karpfen und Barsche in den Teich.
Würde man den sich selbst überlassen, würden Fischeier über Wasservögel eingebracht werden. „So ein Teich würde dann aber verbutten, weil es keine Fressfeinde gibt“, erklärt Günter Blitz. Und nur mit „Weißfischen“ kippe das Gewässer schnell um.