Bei der heutigen Demonstration zum Klimaschutz sind die Teilnehmer von "Fridays for Future Darmstadt" auch über einen Teil der B26 gezogen.
DARMSTADT. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut" tönt es am Freitagmittag lautstark über den Luisenplatz. Um Punkt elf Uhr startet von hier aus die fünfte Darmstädter "Fridays for Future"-Demonstration und rund 2500 Schüler und Studenten, aber auch Lehrer, Eltern und Großeltern machen mit.
Auf ihre Forderungen für mehr Klimaschutz in Deutschland und auf eine konsequentere Klimapolitik aufmerksam zu machen, das ist das Ziel von "Fridays for Future" - auch in Darmstadt. "Unser Thema ist diesmal 'Verkehrswende', denn auch auf diesem Gebiet muss etwas in der Politik passieren", sagen Vivien Zeidler und Björn Schulz vom Organisationsteam.
Die Route verläuft diesmal entlang des Cityrings, der Zeughaus- und der Landgraf-Georg-Straße bis zum Ostbahnhof und von dort aus über die B26, die Heinrich-, die Nieder-Ramstädter-Straße zum Karolinenplatz, dem Ort der Abschlusskundgebung. "Wir wollen auf die mangelhafte Anbindung des östlichen Landkreises aufmerksam machen und demonstrieren für einen generellen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs", sagt Vivien Zeidler.
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Dass dafür an einem Freitag die halbe Stadt abgesperrt werden muss, sieht die anwesende Polizei gelassen: "Die Demo ist genehmigt und die Route abgestimmt", stellt Polizeisprecherin Kathy Rosenberger fest. Da die Strecke stark befahren sei, werde sie in einzelnen Abschnitten gesperrt.
Als sich die Menschenschlange schließlich in Bewegung setzt und den Luisenplatz in Richtung Ostbahnhof verlässt, halten alle energisch ihre Schilder und Plakate hoch und verkünden in immer neuen Sprechchören, wofür sie stehen. Autofahrern, die anhalten müssen, werden Flyer in die Hand gedrückt: "Warum stehen Sie jetzt hier?" ist darauf zu lesen und die Erklärung, dass für eine klima- und umweltgerechtere Politik gestreikt werde.
Die meisten sind interessiert und lächeln, viele zücken sogar ihr Handy, machen Fotos oder filmen die Szene - "so etwas sieht man nicht jeden Tag", sagt eine Frau. Eine andere kommentiert mit Blick auf die Demonstranten: "Super Sache."
Bei "Fridays for Future" geht es nicht ums Schuleschwänzen, betont Vivien Zeidler. "Klar, es gibt immer mal schwarze Schafe, aber die meisten wollen wirklich etwas bewegen", sagt sie. Björn Schulz ergänzt: "Wenn wir die Demos in unserer Freizeit veranstalten würden, würde es nicht weiter auffallen, deswegen sollen sie auch weiterhin während der Schulzeit stattfinden - nur so wird sich etwas ändern."
Warum sie sich für "Fridays for Future" engagieren, wissen die anwesenden Kinder und Jugendlichen ganz genau: "Ich will nicht, dass die Eisbären aussterben", meint etwa der fünfzehnjährige Gustavo. "Wir haben nur noch neun Jahre, dann sind Kipppunkte erreicht, die irreversible Schäden an der Welt verursachen", erläutert Björn, und der Sechstklässler Ben betont: "Je mehr Schüler wir auf den Demos sind, desto größer ist der Druck, den wir auf den Kultusminister machen." Zum Tagesthema "Verkehrswende" hat der Zwölfjährige eine Idee: "Wie für Beamte sollte das hessische Landesticket auch für Schüler kostenlos sein, dann würden die öffentlichen Verkehrsmittel vielleicht mehr genutzt."
Wie wichtig das wäre, weiß auch das "Fridays for Future"-Team, das mitteilt, gerade im urbanen Raum sei der Energiebedarf pro Personen-Kilometer mit dem ÖPNV weniger als halb so groß als individuell motorisiert. "Es hilft nichts, wir müssen Verkehr vermeiden und effizienter werden."
Von Miriam Gartlgruber