Betina Fischer und Lukas Großberger zeigen beim Swing-Fest auf dem Kantplatz die Tanzschritte. Foto: Dagmar Mendel
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MARTINSVIERTEL - Die zwanziger Jahre werden gerade wiederentdeckt, zumindest kulturell. Mit viel Freude an der Bewegung wirbeln einige Tanzpaare über die Bühne vor dem „Wellnitz“ auf dem Kantplatz. Wer es authentisch mag, trägt Schiebermütze und Pünktchenkleid. Aber auch die Bluejeans-Fraktion ist gut vertreten. Louis Armstrongs unverwechselbar heisere Stimme erinnert Jüngere an Opas Schallplattensammlung. Selbst den noch zurückhaltenden Zuschauern unter der Platane kribbelt‘s merklich in den Füßen, weil sie dem Rhythmus der Swing-Musik kaum widerstehen können. Anfangs kommt die Musik aus der Konserve, später wird sie live von „Krone Allstars“ und „Hot Four“ gespielt.
Oxana Herz (46) vom Vorstand des Vereins „Swingtanz Optimisten“ hat dieses erste Swing-Fest am Samstag organisiert und hofft, dass genügend Spenden für die Finanzierung zusammenkommen.
„In Deutschland wird viel zu wenig getanzt“, bemängelt sie. Das sei in Russland ganz anders. Immerhin hat sich in den letzten Jahren in vielen Städten des Rhein-Main-Gebiets eine noch überschaubare Swing-Szene entwickelt, die sich untereinander kennt und sich gegenseitig einlädt. So haben sich am Samstag auch Frankfurter, Wiesbadener oder Heidelberger unter die Darmstädter gemischt.
„Jeder kann beim Tanzen seinen Charakter ausleben“, erklärt Betina Fischer (38) von der „Tanzwerkstatt“. Manche halten sich an die Schrittfolgen, andere machen Quatsch und improvisieren. Schon ihr Großvater war ein Fan von Fred Astaire, und sie bewunderte als Kind die Mode und Eleganz dieses Tanz-Genies. Swing-Tänze wie Balboa, Shag, Charleston oder Lindy Hop haben in allen Generationen ihre Anhänger, „man lernt Leute kennen, denen man sonst nicht begegnen würde“. Die Regeln sind locker. Jeder darf jeden auffordern, und es stört niemanden, wenn auch mal Männer mit Männern und Frauen mit Frauen leichtfüßig über die Bühne steppen.
Rhythmus sorgt für gute Laune
Darmstadts Swing-Liebhaber pflegen ihr Hobby wöchentlich in der Technischen Universität, dem Boulderhaus in der Landwehrstraße, der „Tanzwerkstatt“ oder einmal im Monat in der „Linie 9“ in Griesheim. Seit 2013 gibt es die „Swing Heiner“ (www.balboa-heiner.de), die inzwischen mit den neu gegründeten Swing-Optimisten gemeinsame Sache machen.
Oskay (24) fühlt sich beiden zugehörig. „Mit Swing bin ich groß geworden“, erzählt der junge Mann, der auch Tanzkurse gibt. Ihm gefällt die Heiterkeit, die der federnde Rhythmus auslöst. Da hat schlechte Laune ganz schlechte Karten.
Wie lange muss man üben, um Swing so gut wie die Paare auf der Bühne zu beherrschen? Es komme darauf an, was man erreichen wolle, meint Oskay. Eine Stunde, um sich gut bewegen zu können, eine Woche, um dabei einigermaßen gut auszusehen und ein bis zwei Jahre, um so sicher zu sein, dass man nicht mehr über die Figuren und Schrittfolgen nachdenken muss.