DARMSTADT - Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) wirft der TU Darmstadt vor, auf der Website Werbung für eine Studentenverbindung zu machen.
Mit „Engagiert und tolerant“ ist das Porträt des Akademischen Verein Darmstadt auf der Website der TU überschrieben. Unter der Rubrik Campusleben wird der Verein auf www.tu-darmstadt.de als „Hochschulgruppe des Monats“ vorgestellt. In dem Artikel wird auch darauf verwiesen, dass es im vereinseigenen Haus an der Merckstraße 18 Zimmer gibt, die an Studierende der Universität vermietet werden.
„Unreflektiert“, sei dieser Bericht, der zudem „werbenden Charakter“ habe, so die Kritik des Asta. Der Akademische Verein werbe offensiv mit Angeboten wie Hilfe beim Studium und günstigem Wohnraum. „Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass diese Angebote so unverbindlich nicht sind“, heißt es in einer Mitteilung. Im Standortpapier des Akademischen Vereins sei nachzulesen, dass die Gemeinschaft auf das ganze Leben hin angelegt ist. Es gelte das Lebensbundprinzip: Wer dort einzieht, von dem werde Engagement erwartet – und zwar weit über die Studienzeit hinaus.
Die Asta-Vertreter sind dagegen, dass die TU Werbung für Studentenverbindungen und Burschenschaften macht. Die TU bewerbe auf diese Weise eine Verbindung, die auf moralischem Gruppenzwang und Selbstverpflichtung beruhe. Studentenverbindungen stellten eine rückschrittliches Konzept studentischen Miteinanders dar.“ Der Asta fordert deshalb, dass der Artikel von der Website der TU genommen wird.
Bei der TU Darmstadt heißt es dazu, dass sie prinzipiell Distanz zu studentischen Verbindungen – es gibt etwa 30 in Darmstadt – pflegt. Unter anderem sei Werbung in Form von Flyern auf dem Uni-Gelände nicht erwünscht. Der Akademische Verein und die Musische Gruppe Auerbach seien die einzigen Verbindungen, die die Bedingungen für die Aufnahme in die Hochschulgruppen erfüllt hätten. „Bei den meisten Verbindungen würde die Akkreditierung schon daran scheitern, dass sie nur Männer aufnehmen“, heißt es bei der Pressestelle der TU. Beim Akademischen Verein sind Frauen zugelassen.
Prinzipiell müssen bei der Erstakkreditierung interessierte Gruppen einen Auszug aus dem Vereinsregister mitbringen, der ihnen Gemeinnützigkeit attestiert. Der Akademische Verein habe seine Gemeinnützigkeit bei einer Reakkreditierung erst im vergangenen Herbst mit einer „umfangreichen Liste von öffentlichen Fachvorträgen, Diskussionen und wissenschaftlichen Exkursionen belegt“, heißt es bei der TU. Zu den Themen, die dort behandelt wurden, zählten etwa soziale Hilfsprojekte, Konfliktmanagement und der Frankfurter Flughafen.
Der Akademische Verein selbst bezeichnet sich auf Nachfrage des ECHO als „moderne Studentenverbindung mit aktuell 53 studentischen Mitgliedern“. Der Zugang sei unabhängig von Geschlecht, Nationalität und politischer Einstellung. 40 Prozent der Mitglieder seien weiblich, „während die Frauenquote an der TU Darmstadt bei 29 Prozent liegt“, so der Vereinsvorsitzende Rosario Othen. Und auch wenn viele Mitgliedschaften ein Leben lang bestünden, sei ein Austritt jederzeit möglich. „Vor diesem Hintergrund ist die ablehnende Haltung des Asta uns gegenüber nicht nachvollziehbar“, sagt Othen. Die Studierendenvertreter seien jederzeit eingeladen, sich bei einem Besuch ein eigenes Bild zu machen.