Wie soll Darmstadt wachsen? Vor allem in die Höhe, sagen die Architekten des Büros „Planquadrat“ im Interview. Erst eine bestimmte Dichte in den Quartieren bringe urbanes Leben.
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Darmstadt ist eine eng begrenzte Stadt – wir können nur nach innen wachsen, sagen Politiker und Planer. Wo sehen Sie gelungene Beispiele fürs Nachverdichten?
Herbert Elfers: Die Fritz-Bauer-Straße hat absolut gewonnen mit ihren neuen Gebäuden. Sie wurden wohltuend höher, aber eben in gleicher Höhe errichtet. Da ist das etwas ungeordnete Straßenprofil klarer geworden im urbanen Sinn. Als Planer vertreten wir ganz klar die Idee: Wenn wir Potenziale heben wollen, dann nicht in der Breite und in der weiteren Versiegelung. In die Höhe zu gehen, ist für uns die bessere Option.
Verträgt Darmstadt eine Aufstockung? Wir haben hier doch andere Maße als beispielsweise die Gründerzeitviertel in Frankfurt.
Jörg Krämer: Historisch betrachtet, sind Städte bei Flächenknappheit immer in die Höhe gewachsen. Sicher geht das nicht überall. Aber es gibt genügend Bereiche, wo das auch in Darmstadt möglich ist. Schauen Sie sich die Heinestraße mit ihren Zeilenbauten aus den Fünfzigern an. Da konnte man sehr gut Potenziale finden, in die Höhe gehen oder auch die Altbauten mit neuen ergänzen, so wie das zurzeit geschieht.
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Genau dagegen gab es seitens vieler Bewohner heftigen Widerstand. Die lieben das großzügige Grün zwischen den Gebäudezeilen und wollen es nicht überbaut haben durch die Vonovia.
Krämer: Ich finde das verständlich, aber an dieser Stelle nicht als schädlich, noch etwas Neues dazwischenzusetzen. Das gibt der großzügige Grünraum an der Stelle her. Die dazwischen gestellten neuen Gebäude verändern den Charakter der Siedlung, aber zerstören ihn nicht. Elfers: Klar, wo aufgestockt und nachverdichtet wird, gibt es immer Menschen, die das vertraute Bild bewahren wollen. Aber wir müssen uns auch in Darmstadt fragen: Wie gehen wir mit unseren knappen Flächen um, wenn wir gleichzeitig ein Bevölkerungswachstum haben? Dazu kommt: Der Flächenverbrauch pro Kopf steigt – jeder trägt selbst dazu bei, dass wir mehr bauen müssen. Da sagen wir: lieber die Höhe nutzen und die Fläche schonen. Das ist das Dilemma der Städteplanung: Wir könne nicht überall alles haben.
Was meinen Sie damit?
Krämer: Schauen Sie: Wir können nicht kurze Wege haben, aber die Nutzungen entmischen. Wir können nicht viel Grün mitten in der Stadt haben und dafür das Wohnen mehr und mehr ins Umland verlagern. Da kommen wir zum Thema Urbanität. Wir meinen, dass die urbanen Quartiere sich durch eine hohe Nutzungsdichte auszeichnen, durch vielfältige Nutzungen – und das sind gleichzeitig die nachhaltigsten Quartiere.
Urbanität ist zu einem wolkigen Begriff geworden. Beschreiben Sie mal, was Sie damit meinen, und wie das konkret im Straßenbild aussieht.
Elfers: Das kann beispielsweise so aussehen: In den wichtigen Quartiersstraßen haben wir in den Obergeschossen Wohnungen für unterschiedlich große Haushalte, vielleicht auch Büroraum, und in der Erdgeschosszone haben wir Läden, Gewerbe, Cafés, Restaurants – weil wir genügend Frequenz im Quartier haben, damit diese Läden dort auch klarkommen... Krämer: ... dass die Wirtschaftlichkeit stimmt, das ist an der Stelle erstmal das Wichtigste. In vielen Wohngebieten beobachten wir leider, dass genau das nicht funktioniert. Wir als Architekten können zwar vorschlagen, dass dort beispielsweise auch Gewerbe als belebendes Element mit reinkommt. Aber am Ende läuft es oft nicht – weil einfach nicht genug Menschen im unmittelbaren Umfeld leben, die genügend Nachfrage erzeugen. Deshalb brauchen wir eine gewisse Dichte bei der Bebauung.
Wie beurteilen Sie die Dichte in der Lincolnsiedlung?
Krämer: Das ist eine gelungene Entwicklung nach den Maßstäben, die man vor 15 Jahren bei der Planung angelegt hat. Damals hat man sich beispielsweise andere Gedanken um Nachhaltigkeit gemacht. Heute würde man das wahrscheinlich etwas anders angehen. Da würde man ein anderes Maß der Dichte anpeilen müssen. Man muss sich fragen: Erlaubt dieses Quartier den Bewohnern, alles innerhalb ihrer Siedlung zu erledigen, vom Besuch der Kita und der Schule übers Einkaufen und das Café bis zur Apotheke? Also all die Dinge, die es in einem urbaneren Quartier wie dem Johannesviertel gibt? Da würde ich sagen: Wir brauchen in Darmstadt heute mehr Johannesviertel als Lincoln.
Lincoln-Bewohner beklagen, dass es immer noch keinen Pflege-Stützpunkt gibt, dass sie für tägliche Besorgungen weite Wege zurücklegen müssen. Sie behaupten, diese Defizite kommen auch durch eine zu geringe Dichte?
Elfers: Ja, das ist so. Umgekehrt gilt: Die Infrastruktur siedelt sich nur dort an, wo es eine ausreichend dichte Bebauung gibt. Erst dann entsteht mehr Nachfrage, und die ermöglicht dann erst die erfolgreiche Ansiedlung von Läden, Restaurants und anderen wichtigen Funktionen.
Also wieder Städtebau wie zur Gründerzeit vor mehr als 100 Jahren?
Elfers: Vom Grundgedanken her ja. Der Blockrand, das ist die europäische Stadt, ein Erfolgsmodell. Aber gleichzeitig achten wir heute auf ein paar Dinge mehr. Wir halten die Innenhöfe frei, wir bauen hier keine Tiefgaragen, damit Bäume wachsen können. Wir fragen uns: Wie können wir so bauen, dass Wasser an Ort und Stelle versickern kann? Woher holen wir unsere Energien – aus dem Boden, vom Dach? Wie steht es um die Durchlüftung des Quartiers? Wir müssen also die alte Idee neu deuten.
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Kann man dieses alte Modell mit seiner hohen Dichte 1:1 übertragen auf das geplante Ludwigshöhviertel? Einige Bürger beklagen doch schon heute eine „Maximierung der Baufelder“. Die Wohnbauten würden so dicht geplant, dass eine aufwendige Erschließung durch die Straßenbahn überhaupt erst notwendig werde.
Krämer: Betrachten wir das mal aus einer anderen Flughöhe. Darmstadt wird im Westen durchs Ried begrenzt, im Osten durch einen unglaublich großen grünen Bereich, den Odenwald. Dieses Grün fließt auch in die Stadt hinein. Wenn ich von der Lincoln-Siedlung aus 15 Minuten mit dem Rad fahre, bin ich mitten im Grünen. Anders als in Barcelona oder Berlin überbrücke ich in 15 Minuten nicht ein Quartier, sondern die halbe Stadt. Das heißt: Wir haben einen sehr kompakten urbanen Mikrokosmos, und nebendran schon ein wunderbares Grün. Jetzt frage ich Sie: Wo in Deutschland haben wir das in einer Stadt vergleichbarer Größe? Anderswo muss die Stadtplanung das mit großem Aufwand durch Parks und andere öffentliche Grünanlagen erzeugen. Bei uns ist das alles schon da!
Was bedeutet das für die Planung an der Ludwigshöhe?
Krämer: Dass ich mich in meiner Siedlung mit einer höheren Dichte anfreunden muss – und dafür den Vorzug genieße, in fünf Minuten im Wald zu stehen, wenn ich will. Wir sind uns dieser Qualität in Darmstadt oft gar nicht bewusst.
Sie sagen: Wenn ich den Wald nebenan habe, muss ich auch ertragen, dass es in meiner Siedlung mehr Beton gibt?
Krämer: Naja, Beton, das ist jetzt so ein polarisierendes Schlagwort. Wir können auch in Holz bauen. Es geht einfach um eine urbane, liebenswürdige Dichte, die dem Wachstum in unserer Stadt angemessen ist. Elfers: Die andere Strategie wäre, die gebaute Stadt ins Umland auszudehnen. Das kann nicht die Lösung sein.
Also wäre der viele Grünraum im Ludwigshöhviertel verzichtbar, weil es ja den Wald nebendran gibt? Lieber mehr Wohnraum, mehr Dichte von Anfang an?
Elfers: Da sehe ich nach jetzigem Stand eine doch eher lockere Bebauung. Eine Urbanität, wie wir sie in den Innenstadt-Quartieren haben, ist da gar nicht gewollt. An dieser Gelenkstelle zwischen Bessungen und Eberstadt will man eine andere Qualität haben. Von urbaner Dichte würde ich da nicht sprechen. Die limitierende Größe ist hier vor allem das Auto, auch wenn die Straßenbahn irgendwann verlängert werden soll. Man hat den zu erwartenden Verkehr als Maßstab genommen, den die umliegenden Straßen und Kreuzungen aufnehmen müssen und damit die Dichte der Wohnbebauung definiert. Die Konsequenz daraus ist: Kein Cluster wird komplett mit Wohngebäuden ausgenutzt, auf allen Flächen ist noch Grünraum vorgesehen, als Reservefläche. Das ist ziemlich einmalig. Das erzeugt vielmehr zusätzliche Kosten und macht das Bauen teurer. Krämer: Ich denke auch: Da ginge sicher noch mehr. Aber es ist für dieses Gebiet möglicherweise angemessen. Da geht es auch darum, einen Übergang zu schaffen zwischen städtischer Bebauung und dem Wald. Wir müssen unterscheiden zwischen einer Lage am Stadtrand und den zentralen Plätzen wie Marienplatz und Messplatz, die demnächst bebaut werden. Dort verdichten wir in einer Weise, die dem benachbarten Martinsviertel schon sehr nahe kommt – aber nach zeitgemäßen Kriterien.
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